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Watch Dogs: Legion – Test

Von Christian Heldmaier am 28. Februar 2021 in Review

Jede/r kann ein Hacker sein! Das ist es, was Watch Dogs: Legion von Publisher und Entwickler Ubisoft uns Spielern verspricht. Praktisch jede Figur im Spiel kann zu einem Mitglied unserer Hackergruppe „DedSec“ werden. Aber wie viel Hacker kann in dem Obdachlosen an der Straßenecke, oder der betagten Rentnerin, die gerade über die Straße schleicht, wirklich stecken? Wir haben unseren Trojaner eingeschleust und sind im Test für euch tief in das Spiel eingedrungen.

Watch Dogs_ Legion Hackeroma

Die Spielwelt und Story von Watch Dogs: Legion

Watch Dogs: Legion entführt uns in ein hoch technisiertes London, in einer, wie es scheint, nicht allzu fernen Zukunft. In den Straßen wimmelt es nur so von verschiedenen Drohnen und autonomen Fahrzeugen. Der gläserne Mensch ist Realität geworden und mit einem kurzen Tastendruck lassen sich sämtliche wichtige Informationen über jede Person abrufen.

Die Stadt wirkt lebendig. Überall sind Passanten unterwegs, finden sich Protestler, Bettler oder Straßenkünstler. Auf der Themse herrscht reger Verkehr und auch die berühmtesten Wahrzeichen Londons stechen uns immer wieder ins Auge. Doch der Eindruck einer normalen Großstadt trügt.

Watch Dogs_ Legion wlcome to London

Auf den Straßen herrschen Angst und Gewalt, denn nachdem eine Hackergruppe namens „Zero Day“ eine schwere Anschlagsserie in der Stadt verübt hat, hat der private Sicherheitsdienst „Albion“ faktisch die Kontrolle über London übernommen. Während „Albion“ die Wahrzeichen der Stadt zu Projektionsflächen für die eigene Propaganda gemacht hat, schikanieren die Mitarbeiter die Bevölkerung auf den Straßen. Gleichzeitig verfolgen das Technologieunternehmen „Blume“ und die Verbrecherorganisation „Clan Kelly“ ihre ganz eigenen finsteren Ziele.

Watch Dogs_ Legion Blume

Unsere Hackergruppe „DedSec“ hat es sich zum Ziel gesetzt, London von Albions Terrorherrschaft zu befreien und den dunklen Machenschaften von „Clan Kelly“ und „Blume“ ein Ende zu setzen. Gleichzeitig gilt es auch, das Geheimnis um die Hackergruppe „Zero Day“ zu lüften, die Ihre Anschläge auf London, uns in die Schuhe geschoben hat.

Watch Dogs Legion Zero Day

„DedSec“ gilt also offiziell als Terror-Organisation und muss nun alles daran setzen, seinen Namen wieder rein zu waschen und die Londoner Bevölkerung zurück in die Freiheit zu führen. Dies erreichen wir unter anderem, indem wir die Propaganda von „Albion“ entfernen und die unethischen Machenschaften der verschiedenen Organisationen aufdecken. So zetteln wir nach und nach in den einzelnen Distrikten Londons Aufstände an und steigern die Sympathie für „DedSec“, während wir uns dem Geheimnis um die Hackergruppe „Zero Day“ nähern.

Watch Dogs_Legion London Eye

„DedSec“ Rekrutierung – Du bist viele!

Zentraler Bestandteil des Spiels ist die Möglichkeit, praktisch jede Figur zu rekrutieren. Als Spieler schlüpfen wir also nicht nur in die Rolle einer einzelnen Person, sondern lenken gleich eine ganze Gruppe mit bis zu 40 von uns handverlesenen Hackern.

Watch Dogs_Legion EadSec Crew

Jede Person auf den Straßen Londons verfügt über individuelle Fähigkeiten, soziale Kontakte und einen eigenen Tagesablauf. Die Fähigkeiten können mal mehr, mal weniger nützlich sein, doch dazu später mehr.

Eine Rekrutierung besteht im Normalfall aus 2-3 kurzen Missionen. Hierbei müssen wir meistens durch einen Hack Daten beschaffen, eine gefangene Person befreien, etwas zerstören oder ein Fahrzeug stehlen.

Mit zunehmender Spieldauer steigt die Zahl der Personen, die uns gegenüber von vorne herein eine positive Haltung haben. Entweder, weil wir ihnen nebenbei bereits auf die eine oderandere Art geholfen haben, oder weil sie in persönlicher Beziehung zu einem unserer Agenten stehen. Personen, die uns sehr wohlgesonnen sind, können sogar ohne das Erfüllen einer Mission direkt angeworben werden. Wollen wir hingegen einen unserer Gegenspieler von „Clan Kelly“ oder „Albion“ für unser Team gewinnen, gilt es, aufgrund der vorherrschenden starken Abneigung gegen uns, eine zusätzliche Mission abzuschließen.

Watch Dogs_ Legion Albion

Anfangs erzählen die Rekrutierungsmissionen interessante Geschichten und schicken uns auf spannende, teils anspruchsvolle Missionen. Aber bereits nach wenigen Spielstunden wiederholen sich die Aufträge und es zeigt sich, dass trotz der scheinbar recht unterschiedlichen Hintergrundgeschichten, es im Grunde nur eine Hand voll Missionstypen gibt, die mit den immer selben Vorgehensweisen einfach zu meistern sind.

Gutes Personal ist nicht schwer zu finden

Wie bereits erwähnt können wir in die Rolle nahezu jeder Person schlüpfen, die uns auf den Straßen Londons begegnet. Und jede dieser Person hat ihre ganz individuellen Fähigkeiten, Ausrüstungsgegenstände, spezielle Eigenschaften und soziale Kontakte die von Vor- aber auch von Nachteil sein können.

Watch Dogs_Legion straße

Sehr häufig bringen NPCs spezielle Waffen oder Fahrzeuge mit. Einige zeichnen sich aber auch durch spezielle Fähigkeiten aus, die entweder für den einzelnen Agenten oder sogar für euer ganzes Team von Vorteil sein können. So kann ein Anwalt unsere Teammitglieder schneller aus dem Gefängnis, oder eine Sanitäterin sie schneller aus dem Krankenhaus holen. Solche Agenten lohnen sich also selbst dann, wenn wir sie nicht aktiv einsetzen.

Aber nicht alle Eigenschaften sind positiv. Ein Dauerschluckauf kann Wachen auf uns aufmerksam machen, ein Todeswunsch kann zum ungeplanten Ableben unseres Agenten führen. Personen mit prominenten Berufen wie Musiker, Schauspieler oder Influencer fallen zudem auf der Straße besonders auf.

Neben den normalen Passanten mit relativ normalen Berufen können wir aber auch einige Spezialisten rekrutieren, die über besondere Fähigkeiten verfügen. Der Spion hat ein Fahrzeug, dass sich tarnen kann, der Imker kann einen Schwarm mechanischer Bienen auf seine Gegner loslassen, der Drohnenexperte kann Drohnen dazu bringen sich gegen seine Gebieter zu wenden. Und das sind nur einige Beispiele. Hacker, Bühnenmagier, Profikiller, Bauarbeiter, Hooligan… das Spiel hat einige spannende Typen auf Lager.

So spannend das Entdecken der verschiedenen Fähigkeiten auch ist, wirklich notwendig sind sie nicht. Denn schon nach wenigen technischen Upgrades für unsere Ausrüstung, die wir immer gleich für alle Teammitglieder freischalten, verfügen unsere Agenten ohnehin über ein mächtiges Rüstzeug.

Leider findet eine Weiterentwicklung unserer einzelnen Charaktere nicht statt. Egal wie viele Aufträge sie erfüllen, eine Verbesserung ihrer grundlegenden Fähigkeiten ist nicht möglich. Eine Verbesserung findet immer nur auf der Ebene unserer technischen Ausrüstung für alle

Teammitglieder gleichermaßen statt. Somit ist gutes Personal nicht schwer zu finden, denn schon nach kurzer Spielzeit ist unser Arsenal ohnehin so mächtig, dass selbst der unscheinbarste Straßenkehrer auch die schwierigste Mission bewältigen kann.

Kaum Abwechslung und nur geringe Herausforderung

Erlernen wir bestimmte Fähigkeiten, stellt das Spiel kaum noch eine Herausforderung dar. Insbesondere wenn unsere Agenten nach Belieben Transport und Kampfdrohnen anfordern oder Kapern können, lassen sich die meisten Aufträge nach dem immer gleichen Schema bewältigen.

Wir schicken einfach eine Kampfdrohne nach der anderen ins Gebiet, bis keine Gegner mehr übrig sind und spazieren anschließend in aller Ruhe zu unserem Ziel, bzw. lassen uns von der Transportdrohne dort hin tragen. So simpel sind 80% der Missionen in Watch Dogs: Legion schon nach wenigen Stunden zu meistern.

Watch Dogs_ Legion Kampfdrohne

Spannend wird es nur, wenn wir mit Absicht ein Risiko eingehen. Aber selbst bei aggressiven Taktiken geraten geübte Spieler nur selten ernsthaft in Bedrängnis. Denn Verfolger lassen sich im Zweifel recht leicht auch wieder abhängen. Lediglich durch die optionale Aktivierung des Permadeath, was wir ausdrücklich empfehlen, kommt so etwas wie Nervenkitzel auf, wenn wir einen lieb gewonnenen Agenten in die Höhle des Löwen schicken.

Hacking und Minispiele

Kein Open World ohne Minispiele, doch Kurierfahrten, Plakatieren, Darts und Boxkämpfe verlieren schon nach sehr kurzer Zeit ihren Reiz. Insbesondere, da keine nennenswerte Belohnung auf uns wartet. Zwar können wir Kryptowährung verdienen, diese lässt allerdings lediglich zum Kauf von Kleidungsstücken verwenden.

Watch Dogs_ Legion Plakat

Natürlich ist das Hacken von diversen technischen Geräten ein zentraler Bestandteil der Spielmechanik. Dieser fällt jedoch äußerst anspruchslos aus und erfordert selten mehr als 1-2 Tastendrücke. Dies ist zwar einerseits positiv, da schnelles reagieren, beispielsweise das deaktivieren einer angreifenden Drohne, sonst kaum möglich wäre, andererseits fühlt es sich so auch ausgesprochen belanglos an. Der mythische und geheimnisvolle Zauber, der dem Wort Hacking sonst inne wohnt, geht so schnell verloren. Insbesondere wenn selbst die 80-jährige Rentnerin die gleichen Fähigkeiten mitbringt wie die hippen Cyberjunkies. Dieses eigentlich sehr zentrale Thema fühlt sich also sehr bald erschreckend belanglos an.

Und auch wenn das Hacken mal mehr als einen Tastendruck erfordert, ist es oft allenfalls gut gedacht aber nicht auch unbedingt gut gemacht. Gelegentlich müssen wir uns beispielsweise von einer Kamera zur anderen hacken, um ein bestimmtes Objekt vor die Linse zu bekommen. Da die Positionen der Kameras jedoch nicht exakt im Raum zu verorten sind, wird das ganze schnell zu einem nervigen Trial and Error verfahren. Wir wählen beispielsweise eine Kamera an, die scheinbar in der Nähe unseres Zielobjektes liegt, schießen aber über das Ziel hinaus und finden uns plötzlich unvermittelt auf der anderen Straßenseite wieder. Also das ganze wieder zurück und hoffen, dass es beim nächsten Versuch besser klappt.

Watch Dogs_ Legion Kamera Hack

Deutlich mehr Spaß macht das arbeiten mit Drohnen und Spiderbots. Vor allem mit den kleinen elektronischen Spinnenrobotern können wir uns Einblicke in gegnerische Areale verschaffen und unser Eindringen vorbereiten, indem wir Fallen aktivieren oder Sicherheitssysteme ausschalten.

Watch Dogs_ Legion Spiderbot

Drohnen können zur Aufklärung, zum Transport oder zum Angriff eingesetzt werden. In einigen Minispielen gilt es auch, die fliegenden Helfer in Todessternmanier durch enge Räumlichkeiten zu navigieren und diversen Hindernissen auszuweichen.

Watch Dogs_ Legion Drohnen

Etwas knifflig sind die gelegentlich zu lösenden Rätsel, bei denen es gilt, Datenströme so zu lenken, dass Knotenpunkte und letztlich ein Terminal oder etwas ähnliches freigeschaltet wird. Eine nette Knobelei, die allerdings nicht sonderlich komplex ist. Und so erschöpft sich ihr Reiz im Verlauf des Spiels doch deutlich.

Watch Dogs_ Legion Rätsel

Steuerung

Mit dem Gamepad geht die Steuerung von Watch Dogs: Legion sehr komfortabel von der Hand. Die Steuerung der Fahrzeuge ist allerdings äußerst gewöhnungsbedürftig.

Das Fahrgefühl könnte man freundlich ausgedrückt als schwammig bezeichnen. Hinzu kommt, dass selbst zwischen Sport- und Kleinwagen nur recht geringe Unterschiede hinsichtlich Beschleunigung, Straßenlage und Höchstgeschwindigkeit festzustellen sind.

Zwar kann man dennoch seinen Spaß mit den Fahrzeugen im Spiel haben, aber echte Freude am Fahren sieht anders aus.

Grafik und Sound

So schlecht die Steuerung der Fahrzeuge ist, so gut sind die Radiosender. Interessante und authentisch wirkende Talkrunden, klassische Musik oder harte Klänge, die manchmal lange Fahrt durch London, wenn man nicht die Schnellreise in Anspruch nehmen will, macht dank dem Radio zumindest auf den Ohren Spaß.

Die Vertonung der Spielfiguren ist in weiten Teilen ebenfalls gut gelungen, wenn auch nicht überragend. Dies dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass die gleiche Stimme immer für zahlreiche Spielfiguren gleichzeitig herhalten muss. So kommt es auch, dass manche gesprochene Textzeile nicht so recht zum Aussehen der Person passen mag.

Watch Dogs_ Legion London

Optisch ist die Gestaltung der Spielwelt gut gelungen. Die Viertel wirken abwechslungsreich und authentisch, die Straßen lebendig und die Beleuchtung versprüht eine atmosphärische Mischung aus Futurismus und Cyberpunk-Dystopie. Größter, für Ubisoft typischer Schwachpunkt ist die steife Mimik der Charaktere. Emotionen lassen sich auf den Gesichtern nicht ablesen.

Watch Dogs_ Legion Face

Fazit

Watch Dogs: Legion liefert einen guten Start. Das atmosphärische Setting und die packende Geschichte haben mich schnell und tief in die Spielwelt gesogen. Die Freiheit, jede Person zu rekrutieren und die Verbindungen zu anderen Personen nachvollziehen zu können, ist ein echtes Highlight, das ich mir in Zukunft noch viel öfter wünschen würde.

Ja, Watch Dogs: Legion legt einen tollen Start hin, die Ernüchterung folgt aber Schritt für Schritt. Neben der zwar guten aber recht kurzen Hauptgeschichte hat London abseits der Rekrutierungen nicht viel zu bieten. Die wenigen Nebenbeschäftigungen wie Boxkämpfe, Darts und Kurierfahrten bieten kaum Unterhaltungswert.

Nebenmissionen sind Mangelware und haben kaum einen Mehrwert zu den Rekrutierungsmissionen, die sich schon nach wenigen Stunden wiederholen und mit ein paar wenigen Hacking-Fähigkeiten keine Herausforderung darstellen.

Die Besonderen Fähigkeiten unserer Rekruten stellen sich schnell als überflüssig heraus und führen die Suche sowie Rekrutierung neuer Agenten wiederum ad absurdum. Denn letztlich tut es auch jeder x-beliebige Passant fast genau so gut wie der beste Drohnenexperte.

Ich hatte zwar trotz der Schwächen viel Spaß mit Watch Dogs: Legion, dennoch folgte auf den ersten großen Rausch ein beachtlicher Kater. Unter einer zunächst sehr unterhaltsamen Oberfläche hat Watch Dogs: Legion einfach kaum Abwechslung oder eine echte Herausforderung zu bieten.  Hoffentlich kann mit dem Season Pass hier noch eine Schippe nachgelegt werden.

Positiv

  • Spannendes Rekrutierungssystem
  • Toll gestaltete Spielwelt
  • Spannende wenn auch kurze Hauptgeschichte

Negativ

  • Wenig Abwechslung
  • Geringe Herausforderung
  • Keine Charakterentwicklung
80
Christian Heldmaier

Geschrieben von: Christian Heldmaier

Gelernter Mediengestalter und Master of Science in der Fachrichtung Publishing. Berufserfahren in den Feldern Social Media Management, Webmonitoring, Online Marketing, SEA und SEO.

Watch Dogs: Legion

Watch-Dogs-Legion
Publisher:Ubisoft
Entwickler:Ubisoft Toronto
Release Datum:29. Oktober 2020
Kurzbeschreibung:Die Hackergruppe „DedSec“ kämpft in einem hoch technisierten London für Freiheit und Gerechtigkeit.

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.

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