Einen der wohl epischsten Trailer dieses Jahr lieferten zweifelsohne Publisher Astragon und die Entwickler der STILLALIVE Studios für ihren Bus Simulator 18. Ob das Spiel dem Trailer auch gerecht wird, verraten wir in unserem Test.
Von Null auf Hundert
In der rund 15 Stunden in Anspruch nehmenden Kampagne des Bus Simulators erhält der Spieler die Gelegenheit, in Seaside Valley und Umgebung endlich für den langersehnten öffentlichen Nahverkehr zu sorgen. In deren Verlauf treten unterschiedliche Vertreter der Stadt auf den Plan, die dem Spieler die Gelegenheit geben, zunächst im Technologiepark eine erste Linie zu erstellen, mit dem Mercedes Citaro K in Betrieb zu nehmen und im Weiteren immer mehr Gebiete und Routen erschließen wollen. Dabei nehmen sie einen geradezu übervorsichtig an die Hand und erklären Schritt für Schritt, was für weiteren Fortschritt nötig ist, um ein erfolgreiches Busunternehmen aufzubauen.
Viele bunte Smarties, äh Knöpfe
Jeder, der schon einmal in einem Bus mitgefahren ist, dürfte mitbekommen haben, dass sich am Fahrerplatz so allerhand verschiedene Knöpfe und Schalter tummeln und sich gefragt haben, wofür diese im Einzelnen gut sind. Nun, der Bus Simulator hätte seinen Namen wohl kaum verdient, wenn er nicht bei der Aufklärung dieses Rätsels helfen würde. Entweder per Maus oder per Tastatur werden das Fahrzeug in Gang gesetzt, die Türen geöffnet und geschlossen, das Licht gesteuert und so weiter. Entweder müssen hierfür diverse Tasten auswendig gelernt werden oder aber man wechselt in die Innenansicht des Busses und betätigt die tatsächlich funktionellen Schalter mit einem Mausklick. Hierbei die Übersicht zu behalten, ist alles andere als einfach. Hat man sich dann langsam in sein Umfeld eingelebt, gilt es die ersten Runden zu drehen. Je nachdem ob man im vereinfachten oder Experten-Modus an die Sache herangeht, startet man entweder direkt vor der ersten Haltestelle oder aber im Busdepot. Auch die Wahl zwischen automatischem oder manuellem Gangwechsel bzw. der Fahrtrichtung ist anhängig davon.
Hat man es dann erst einmal geschafft das Stahlungetüm in die Haltebucht zu manövrieren, können endlich die ersten Fahrgäste die Freuden des öffentlichen Nahverkehrs kennenlernen. Und ab hier beginnt der Stress wie auch der Wahnsinn. Menschenmassen drängen durch die Türen, wollen Einzel-, Tages- oder Wochenfahrkarten, für Studenten, Senioren oder Normalsterbliche und dann auch noch in mehrfacher Ausführung. Und hat man die Zusammenstellung der Tickets dann endlich hinbekommen, muss auch noch das Wechselgeld passen. Alle an Bord ? Nun denn. Leinen los, oder in diesem Fall Türen zu, Blinker setzen und auf geht´s. Eine wahnsinnige Beschleunigung katapultiert uns samt Fahrgästen auf die Straßen der Stadt. Doch Achtung, Raserei ist auch in der digitalen Verkehrswelt nicht gern gesehen und Blitzer gibt es zu genüge. Auch rote Ampeln zu überfahren, um den Zeitplan einzuhalten ist nicht schicklich. Auf der anderen Seite wird der Spieler für jede ordentliche Handlung, wie etwa das Blinken beim abbiegen durch Pluspunkte positiv bestätigt. Und Pluspunkte gibt es hier wie Sand am Meer. Hält man sich also an die Verkehrsregeln, schafft es ohne Karambolage um die Kurve zu fahren, kassiert bei den Schwarzfahrern Strafen ab und transportiert genügend Fahrgäste, dann winkt am Ende jeder Fahrt ein ordentlicher Gewinn. Wobei, auch wenn man fährt wie der Henker ist es kaum möglich, mit Verlust aus einer Runde heraus zu kommen. Lediglich das Anfahren von Passanten oder Fahrgästen hinterlässt ein ordentliches Loch im Geldbeutel.
Hat man gut gewirtschaftet, ist es an der Zeit neue Busse anzuschaffen und auch Fahrer einzustellen. Die Auswahl an Fahrzeugen ist derzeit auf acht Busse von Marken wie etwa Mercedes, MAN oder Iveco begrenzt.
Potenzielle Fahrer sind da schon vielfältiger vorhanden. Vom ehemaligen Taxifahrer mit rationaler Höhenangst zum ehemaleigen Rennfahrer, der Menschen hasst, sind allerlei zum Teil sehr witzige Bewerbungen dabei. Ob die Beschreibungen der Fahrer Einfluss auf den Umsatz haben, den sie für unser Unternehmen generieren, können wir leider nicht mit Bestimmtheit sagen. Laut dem Spiel orientiert sich der Profit, den Sie einfahren, am besten Ergebnis des Spielers.
Habt ihr euer Imperium dann einmal satt, könnt ihr im Multiplayermodus anderen Spielern unter die Arme greifen und mit bis zu vier Spielern die Gegend unsicher machen. Hierbei gibt allerdings der Gastgeber den Schwierigkeitsgrad vor. Habt ihr euch im vereinfachten Modus so richtig eingearbeitet, kann es durchaus passieren, dass ihr gezwungen seid, euch selbst um alles zu kümmern, was durchaus interessante Folgen haben kann.
Letzten Endes ist es wieder dem Spieler überlassen, auf welche Art und Weise er die 12 Stadtteile unsicher machen will.
Look at me
In Sachen Grafik macht dem Bus Simulator zumindest bei den namensgebenden Bussen so schnell keiner was vor. Dank der mitunter sehr leistungshungrigen Unreal Engine sehen Effekte wie etwa der Regen auf der Straße und der Scheibe grandios aus. Ebenso der Lichteinfall der Sonne, der durch die Bäume fällt oder an den Hochhäusern reflektiert wird. Die Straßen sowie die Umgebung wirken zwar detailreich aber nicht sonderlich realistisch. Extrem negativ fallen zum einen die sehr plastisch und roboterhaft wirkenden Fahrgäste und Passanten auf. Sie zeigen keinerlei Emotionen, die Konturen von Gesicht und Körper sind sehr eckig und die Texturen recht verschwommen. Zudem gibt es nicht allzu viele Variationen von ihnen. Der zweite große Kritikpunkt sind die anderen Verkehrsteilnehmer. PKW und LKW, mit denen wir uns die Straßen teilen, haben im Gegensatz zu den Bussen kaum liebe bei der Gestaltung erfahren. An LKW´s fährt nur ein Modell in diversen Farben durch die Gegend und die etwa drei verschiedenen Autos wirken, als hätte man sie aus Pappe ausgeschnitten und zusammengeklebt. Alles in allem wirkt die Spielwelt zwar belebt und teilweise auch realistisch, aber im Vergleich zu den Bussen wird man das Gefühl nicht los, dass man sie lediglich als notwendiges Übel irgendwie integriert hat. An diesem Eindruck können auch die verschiedenen Tageszeiten und Wetterphasen, zu denen man fahren kann, nichts ändern.
Reden ist Silber…
In Sachen Vertonung ist das Spiel abermals zwiegespalten. Klingen die Busse kraftvoll und vielfältig, hat man an anderer Stelle wieder gespart. Die Vertreter der Stadt, die einem den Einstieg erleichtern glänzen mit ihren eingesprochenen Dialogzeilen, die Lust machen die Aufgaben anzugehen. Sehr Interessant ist die Vertonung der Fahrgäste, die zumindest ein klein wenig Leben in den grauen Alltag bringen. Hört man allerdings etwas genauer hin, fällt der humoristische Einschlag auf. Diskussionen über rosa Kühe etwa lassen während der Fahrt Zweifel aufkommen, ob sich das Spiel selbst überhaupt ernst nimmt. Andere Fahrgäste diskutieren über Serien und warnen vor Spoilern… Alle 5 Meter. Die Auswahl an Dialogen scheint nicht sehr vielfältig zu sein, da man sie nach etwa zwei Spielstunden schon mitsprechen kann. Der Rest der Spielwelt wirkt dann schon wieder ziemlich tot.
Fazit:
Der Bus Simulator 18 ist genau das was der Name verspricht, nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn er deutliche Schwächen hat, ist es einer der besten Arbeitsplatzsimulatoren derzeit. Selbst wer nur bedingt mit Simulatoren zu tun hat, wird dieses Spiel durchaus als kurzweilig empfinden, wogegen es für Neueinsteiger in dieses Genre eher nicht geeignet ist. Wir hatten während unseres Tests durchaus unseren Spaß mit dem Bus Simulator auch wenn die Langzeitmotivation fehlt.
Positiv
- große Detailverliebtheit, besonders bei den Bussen
- sehr einsteigerfreundlich
- umfangreiche Story für einen Simulator
Negativ
- genrebedingt ziemlich repetitiv
- wenige unterschiedliche nicht-Spieler-Fahrzeuge
- schlecht animierte und gestaltete Passanten
2 Kommentare hinzugefügt
Moaid
1. November 2023 um 18:36 |
Moaid
Marcel Opsölder
22. September 2020 um 14:29 |
Wie kann man bei den Spiel in multi-player Modus die rechte an seinen Partner weiter geben so das der Partner seine Busse selber gestalten kann und auch den busfaher oder busfahrerin bitte um Antwort