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Valkyria Chronicles 4 – Zurück zu den Wurzeln

Von Alex Krause am 15. Oktober 2018 in Review

Nach dem eher durchwachsenen Ausflug ins Action-Genre mit Valkyria Revolution besinnt sich Sega mit Valkyria Chronicles 4 wieder der Wurzeln seiner erfolgreichen Taktik-RPG-Reihe. Wir haben uns in die Schlacht gestürzt und zeigen euch im Test, warum Valkyria Chronicles 4 auch für Nichtkenner der Reihe einen Blick wert ist.

Krieg. Krieg ist immer gleich

Ausgangsbasis ist wie bereits im 1. Teil Valkyria Chroniclesder Zweite Europäische Krieg. Wieder einmal stürzen wir uns auf Seiten der Föderation gegen das finstere östliche Imperium in die Schlacht. Dies alles findet in einem fiktiven Europa des Jahres 1935 statt. Steampunk-Elementen ist somit Tür und Tor geöffnet. Uns erwartet eine interessante Mischung aus Weltkriegs-Thematik, Anime-Charme und Fantasy-Elementen. Zwar spielt Valkyria Chronicles 4 ungefähr zeitgleich zum 1. Teil, allerdings wird eine komplett neue Handlung erzählt. Selbst ohne Kenntnis der Vorgänger findet man so schnell ins Spiel, auch dank eines umfangreichen Glossars rund um die geschichtlichen Hintergründe des VC-Universums.

Statt einer Einheit der Miliz, der Bürgerwehr oder einer Gruppe Militärkadetten wie in Valkyria Chronicles 2 für die PSP treten wir diesmal mit einer waschechten Kampfeinheit an. Trupp E ist Teil des Ranger-Korps, einer Art Eliteeinheit der Föderation. Dennoch besteht diese Einheit im Kern wieder einmal aus einer Gruppe alter Schulfreunde, wie es ja bereits schon Serientradition ist. Kommandant dieser Truppe ist der junge Claude Wallace, der ein feines Gespür für drohende Gefahren aufweist. Ihm zu Seite stehen der draufgängerische Raz, die Scharfschützin Kai, Panzerfahrer Miles sowie seine Jugendfreundin Riley, mit der ihn eine tragische gemeinsame Geschichte verbindet.

Trupp E ist als Eliteeinheit Teil von Operation Nordkreuz. Die Föderation plant einen gewagten Vorstoß in tiefstes Feindesland, um die Hauptstadt des Imperiums zu erobern. Ohne zu viel verraten zu wollen, geht bei dieser Operation natürlich einiges schief, sodass sich Claude und seine Einheit schnell mit dem Rücken zur Wand im Kampf gegen eine unfassbare Übermacht des Imperiums befinden.

Die Story von Valkyria Chronicles 4 ist ein klarer Pluspunkt. Die Euphorie nach den ersten Siegen, später aber auch die Hoffnungslosigkeit nach großen Niederlagen werden sehr gut eingefangen. Durch die durchweg sympathischen Figuren leidet man nur umso mehr mit deren Schicksal mit, selbst wenn stellenweise wieder so manches Klischee bedient wird. Auch hier gilt: Das ist irgendwo Serientradition

Die Präsentation des Spiels ist sehr gutgelungen. Wie für die Serie üblich wird die Geschichte in Form eines Buches erzählt, in dem man hin und her blättert. Zwischensequenzen stellen Bilder dar, die Gefechte werden als Karten im Buch abgebildet. Wirklich sehr schön und stimmungsvoll gemacht. Weniger gut ist die Darstellung der Dialoge. Die Dialogpartner werden im Stile einer Visual Novell als Fotografien eingeblendet und verfügen nur über eine Handvoll Gesichtsanimationen. Auch das ist Serientradition, man hätte es aber ruhig etwas moderner gestalten können. Auch sind für unseren Geschmack etwas zu wenig echte Zwischensequenzen integriert. Diese sind aber immerhin sehenswert. 

Valkyria Chronicles 4 setzt auf den serientypischen Anime-Look, der in den meisten Momenten wirklich malerisch aussieht. Dieser ist wirklich ansprechend und sticht aus der Masse an Spielen angenehm heraus. Geräusche wiebeispielsweise Schüsse oder Motorenbrummen werden mit Schrifteinblendungen versehen und wirken dadurch wie aus einem Comic. Doch leider gibt es bei der Grafik auch kleinere Kritikpunkte. Zum einen wäre bei manchen Texturen ein höherer Detailgrad möglich gewesen, ohne dem Stil zu schaden. Auch sind die Animationen der Charaktere auf dem Schlachtfeld noch so wie bei den vorangegangenen Serienteilen. So sieht Valkyria Chronicles 4 kaum besser aus als der 1. Serienteil, welcher bereits 2008 für PS 3 veröffentlicht worden ist.

Dennoch, auch wenn grafisch sicher mehr möglich gewesen wäre, so ist Valkyria Chronicles 4 definitiv ein schönes, ungewöhnliches Spiel.

Auf ins Gefecht

Ungefähr die Hälfte der Zeit verbringen wir mit dem Lauschen der unzähligen Dialoge im Spiel. Darauf muss man sich einlassen, um den vollen Spielspaß zu erhalten. Denn dadurch werden die zunächst anonymen Soldaten zu echten Charakteren, die man in die Schlacht führt und bei denen man auch mitfiebert, wenn deren Lebensenergie bedrohlich zur Neige geht. Umso mehr, da Valkyria Chronicles 4 über ein Permadeath-Feature verfügt. Zwar führt der Tod der Hauptfiguren meist nur zum Abbruch der aktuellen Mission, der Tod eines der normalen Soldaten allerdings ist endgültig. Dies ist besonders ärgerlich, da die eigenen Kämpfer eben keine anonymen Soldaten sind. Sie alle haben unterschiedliche Gesichter, unterschiedliche Hintergrundgeschichten und eine andere Motivation, warum sie in den Krieg gezogen sind.

Je öfters man eine Einheit einsetzt, desto höher steigt diese im Rang auf. Dies reicht bis zum Unteroffizier. Neben Statusverbesserungen erhält man so zusätzliche Episoden, die sich meist um drei der Nebenfiguren drehen. Stirbt also einer der eigenen Kämpfer, so bekommt man dessen Geschichte gar nicht zu Gesicht und verpasst somit einen Teil der Hauptstory.

Für einen kompletten Durchgang des Spiels kann man rund 50 Spielstunden einrechnen. Immer vorausgesetzt, dass man den sehr gut vertonten englischsprachigen Dialogen auch folgt. Das Spiel selbst ist, wie die Untertitel, komplett auf Deutsch. Im Laufe der Geschichte durchlebt man tragische Ereignisse, aber auch durchaus witzige Dialoge und Episoden. Es lohnt sich also, ihr zu folgen.

Die andere Hälfte des Spiels besteht aus den Gefechten. Diese stellen uns immer wieder vor andere taktische Anforderungen und spielen sich durchaus fordernd, vor allem auf dem höheren der beiden Schwierigkeitsgrade. Sehr schön: Die Missionsziele variierenetwas mehr als in den vorangegangenen Serienteilen. So nehmen wir an Großoffensiven Teil, sollen schnellstmöglich vor vorrückenden Feindeinheiten flüchten oder führen Übungsgefechte mit anderen Föderationseinheiten aus. Zwar läuft es meist darauf hinaus, eine Basis oder einen bestimmten Punkt zu erobern, dennoch ist mehr Abwechslung geboten als beispielsweise im 2. Teil, was das Missionsdesign angeht. 

Valkyria Chronicles 4 setzt dabei auf das bewährte System aus Rundenstrategie mit Echtzeit-Elementen. Jeder Kampf gliedert sich in zwei Phasen. Einmal handelt ihr, dann ist der Gegner am Zug.

Seid ihr am Drücker, so startet ihr mit einer taktischen Karte der Umgebung, auf der eure Einheiten und die sichtbaren Gegner verzeichnet sind. Hier könnt ihr jede Einheit einzeln anwählen. Daraufhin wechselt das Spiel in eine Third-Person-Ansicht eures Kämpfers. Ihr könnt nun pro Aktion eine gewisse Strecke laufen sowie einmal feuern oder euch heilen. XCOM lässt hier schön grüßen.

Während ihr lauft können euch feindliche Einheiten unter Feuer nehmen. Im Feuermodus hingegen pausiert das Spiel und ihr könnt in Ruhe selbst zielen. Dabei unterscheidet das Spiel zwischen den Möglichkeiten, Rumpf- oder effektivere Kopftreffer zu setzen.

Ist eure Runde beendet, so kehrt ihr wieder auf die Hauptkarte zurück und könnt die nächste Einheit auswählen. Natürlich könnt ihr auch die gleiche Einheit mehrmals anwählen, allerdings verringert sich bei jeder Aktion der Radius, wie weit die Figur laufen kann, sowie unter Umständen auch die übriggeblieben Munition. Besonders ärgerlich: Euer Soldat kann auch vorbeischießen oder der Feind duckt sich unter eurem Feuer weg. In beiden Fällen schlecht gelaufen.

Anders als in den Vorgängern verbraucht der Einsatz eures Panzers nur noch einen einzelnen Aktionspunkt. Dieser ist somit effektiver einsetzbar als in den älteren Serienteilen. Ebenfalls wieder verfügbar sind die Befehle. So könnt ihr beispielsweise im Tausch gegen zwei Aktionspunkte den Befehl „Alle Einheiten heilen“ geben. In mancher Situation durchaus praktisch. Später gesellen sich hier noch weitere Möglichkeiten, beispielsweise Artilleriebeschuss hinzu.

Habt ihr alle Aktionspunkte in einer Phase aufgebraucht, so startet der Feind seine Phase. Hier seid ihr zum Zuschauen verdammt, könnt das Spiel aber immerhin im Menü beschleunigen. Verbraucht ihr nicht alle Aktionspunkte in einer Phase, so werden diese in die nächste Runde mit übernommen. So manch geplante Offensive lässt sich somit in der nächsten Runde schön ausweiten.

Der Schwierigkeitsgrad fällt etwas niedriger aus als noch bei Teil 1. Eure Einheiten stecken gefühlt etwas mehr Treffer weg und die Gegner fallen auch recht schnell. Dennoch solltet ihr nicht frontal auf feindliche Gatlings oder Panzer zu rennen. Brenzlig wird es hauptsächlich, wenn storybedingt starke Bossgegner oder Verstärkung in eurem Rücken auftauchen. Veteranen erinnern sich hierbei sicherlich noch an Selvaria Bless, die Walküre aus dem 1. Teil und ihre brutal nervigen Energiestrahlen.

Ein effektives Team

Euch stehen im Kampfverschiedene Einheitentypen zur Verfügung. Neben eurem Panzer, genannt Hafen, und anderen fahrbaren Einheiten könnt ihr hauptsächlich Infanterie einsetzen. Der Aufklärer ist für die Reichweite zuständig. Mit ihm überwindet ihr größere Strecken mühelos, allerdings hat er Abstriche in Sachen Feuerkraft und Widerstandsfähigkeit. Die Sturmtruppe ist die Einheit fürs Grobe. Mit seinem Maschinengewehr mäht er mühelos beinahe jeden Gegner um. Der Ingenieur als dritte Einheit ist für Reparaturen am Panzer sowie den Nachschub zuständig. Zudem könnt ihr mit ihm Minen aus dem Weg räumen und Einheiten heilen. Der Lancer verfügt mit seiner Anti-Tank-Lanze über die beste Feuerkraft gegen feindliche Panzer und Bunker. Mehr für entferntere Ziele gedacht ist der Scharfschütze, der zwar nicht viel aushält, aber dafür viele Gegner mit einem gezielten Kopftreffer sofort ausschalten kann.

Neu in der Serie ist der Grenadier, der einen mobilen Mörser mit sich herumträgt und effektiv gegen Feindgruppen, aber auch gepanzerte Gegner eingesetzt werden kann. Außer dem Lancer verfügen alle Einheiten zudem über die praktische Möglichkeit, in der Feindphase anrückende Gegner automatisch unter Beschuss zu nehmen. Dies gilt natürlich auch für die Feinde.

Jeder eurer Kämpfer hat eigene Stärken und Schwächen. So ist jemand besonders motiviert und treffsicher, wenn er neben einem Freund kämpft, während ein anderer sich im Stadtgebiet nicht wohlfühlt, da er eher ein Naturbursche ist.

Diese Statusveränderungen, Potentiale genannt, wirken sich meist nicht dramatisch im Spiel aus, sorgen aber dafür, dass die eigenen Kämpfer lebendiger wirken. Schließlich hat auch jeder Mensch unterschiedliche Stärken und Schwächen. Manches Potential kann allerdings wieder extrem negativ sein. So verweigert beispielsweise eine Einheit den Feuerbefehl, wenn ihre Lebensenergie zu weit absinkt. Das kann im Gefecht tödlich enden. Diese Potentiale lassen sich aber auch verändern. Nach erfolgreichem Absolvieren der Truppengeschichten zu den einzelnen Soldaten verkehrt sich so mancher Nachteil ins Positive. Beispielsweise wird jemand, der lieber als Einzelkämpfer unterwegs ist, dann auch stärker, wenn er mit anderen Leuten an seiner Seite kämpft. Apropos: Wechselt ihr mit einer Einheit in den Feuermodus, die neben einer anderen Einheit steht, so feuert diese ebenfalls. Extrem praktisch, um etwa stärkere Gegner zu schlagen.

Komplett neu ist nun die Möglichkeit, als Anführer in einem Zug bis zu zwei verbündete Infanteristen mitzunehmen. Hierbei verbrauchen die mitgenommenen Einheiten keinerlei Aktionsradius und sind somit komplett frisch, wenn ihr sie dann anwählt. Ein wahnsinnig praktisches Feature, mit dem man zum Beispiel geschickt einen Lancer über eine größere Wegstrecke hinweg hinter die feindlichen Panzer manövrieren kann. Pro Runde steht diese Möglichkeit einmal zur Verfügung, sie wird also nie übermächtig.

Für jede erfolgreiche Mission erhaltet ihr Erfahrungspunkte und Geld. Mit ersterem könnt ihr eure Einheiten aufleveln, was sich unter anderem positiv auf deren Lebenspunkte auswirkt. Mit letzterem kauft ihr Updates für die gepanzerten Fahrzeuge oder neue Waffen sowie Ausrüstung für eure Einheiten. Verbesserungen werden mit dem Fortschritt der Hauptstory freigeschaltet.

Ebenfalls im Hauptquartier könnt ihr neue Befehle erwerben und euch die Lebensläufe eurer Soldaten, ein Glossar zu den Waffen sowie Statistiken eurer Einsätze anschauen.

Die Steuerung geht gewohnt eingängig von der Hand. Allerdings bleibt man mit dem Panzer öfters an kleineren Hindernissen wie etwa Zäunen hängen, auch wenn man deren Rand nur streift. Hier hat sich seit Teil 1 leider nichts getan. Im Vergleich zu den Vorgängern etwas schlechter geworden ist auch das Umschalten in den Feuermodus, welcher meist etwas verzögert reagiert. So erhält man noch einige Gegentreffer, obwohl man den Knopf bereits gedrückt hatte. Das Zielen mit dem Analogstick ist ebenfalls etwas fummelig. Zum Glück kann man das Fadenkreuz mit dem Steuerkreuz des Kontrollers exakt nachjustieren.

Am Soundtrack des Spiels gibt es wenig auszusetzen. Die musikalische Untermalung passt meist perfekt zur Stimmung, allerdings wiederholen sich im Laufe der Story die Musikstücke doch recht häufig.

Fazit

Valkyria Chronicles 4 ist ein würdiger Serienvertreter, der das Rad nicht neu erfindet, sondern einfach mehr vom bekannten Rundenstrategiekonzept bietet. Die Story weiß trotz einiger Klischees sehr zu gefallen, die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz und die Gefechte spielen sich gewohnt gut. Für Serienveteranen ein Muss, aber auch für Neulinge durchaus einen Blick wert.

 

 

Positiv

  • Umfangreicher Storymodus mit 50+ Spielstunden
  • Sehr gute Geschichte, die sowohl tragische als auch lustige Momente beinhaltet
  • Gefechte bieten viele taktische Möglichkeiten und machen viel Spaß
  • Unverwechselbarer Grafikstil, der gefällt
  • Motivierendes Level- und Aufrüstsystem

Negativ

  • Grafisch und spielerisch nahezu unverändert gegenüber Teil 1 von 2008
  • Präsentation der Dialoge etwas altbacken
  • Teilweise etwas träge Reaktion im Feuermodus
  • Fummelige Fahrzeugsteuerung
  • Manchmal unfaire Gegner im Storymodus
88
Alex Krause

Geschrieben von: Alex Krause

Valkyria Chronicles 4

Publisher:SEGA
Entwickler:SEGA
Release Datum:21. März 2018
Kurzbeschreibung:Ein japanisches Taktik-Rollenspiel

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

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