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Phantom Doctrine – Spione im Kalten Krieg

Von Daniel Walter am 9. September 2018 in Review

In Phantom Doctrine erleben wir die Spionage-Hochzeit während des kalten Krieges aus nächster Nähe. Ob uns das rundenbasierte Taktikspiel überzeugen konnte, verraten wir euch in unserem Test.

Erstellt euren Agenten

Nachdem wir uns entschieden haben, ob wir auf der Seite der CIA oder des KGB spielen wollen, haben wir die Möglichkeit, unseren eigenen Agenten zu erstellen. Hierfür stehen uns zunächst zahlreiche männliche und weibliche Avatare zur Verfügung, die später auf der Akte des Spions auftauchen. Außerdem legen wir an dieser Stelle den echten Namen der Figur fest, den Decknamen gibt uns das Spiel dagegen vor. Sobald wir die grundlegenden Eckdaten des Agenten festgelegt haben, geht es in einen detaillierteren Charakterdesigner, der verschiedene Anpassungsoptionen bietet. So dürfen wir aus verschiedenen Kopfformen wählen, Hautfarbe und Frisur festlegen sowie ein individuelles Outfit aus mehrere verfügbaren Varianten zusammenstellen. Dabei lassen sich Oberteil, Hose, Handschuhe und auch Schuhe individuell bestimmen. Hinzu kommt die Möglichkeit, eine Kopfbedeckung sowie Accessoires wie eine Brille oder Ohrringe auszuwählen und auch Make-up und Tattoos stehen uns bei der Gestaltung zur Verfügung. Der Charakterdesigner ermöglicht es, unterschiedliche Typen zu erstellen, vom klassischen spießigen CIA-Agenten im edlem Anzug bis hin zum Teilzeit-Punk mit Lisbeth-Salander-Optik. Sind wir mit unserer Figur zufrieden, führt uns ein knappes Tutorial in die wichtigsten Grundelemente des Spiels ein, einige tiefer gehende Funktionen müssen wir uns aber später auf eigene Faust aneignen.

Plant euer Handeln und macht keine Fehler

In Phantom Doctrine stehen klassische Spionage-Aufgaben auf dem Programm, bei denen wir eine Gruppe von Spionen steuern. Wir blicken dabei von oben auf das Geschehen und müssen taktisch geschickt agieren, um die vorgegebenen primären und sekundären Ziele zu erreichen. So gilt es zum Beispiel, Details über ein geheimes Atomprojekt in Pakistan herauszufinden und dafür Dokumente und Aufzeichnungen in unseren Besitz zu bringen, die wiederum weitere Informationen bereithalten. Manchmal geht es auch nur darum, alle Gegner vor Ort zu töten oder Räume nach Hinweisen jeder Art abzusuchen. Die Missionen an sich laufen eigentlich immer gleich ab. Darin landen wir mit unserer Gruppe von Agenten, die wir vorher in unserem Hauptquartier zusammengestellt haben, am entsprechenden Zielort. Dort steht zunächst einmal die Infiltrationsphase an. Diese macht es möglich, dass wir uns in der näheren Umgebung umsehen und uns einen groben Überblick verschaffen. Während dieser Phase greifen uns die Gegner, die sich in der Nähe befinden, nämlich noch nicht an, es sei denn, wir verhalten uns in irgendeiner Weise auffällig. So werden die Feinde zum Beispiel hellhörig, wenn wir in ein Haus eindringen und dabei die Scheibe zerschlagen. Auch sehen sie es gar nicht gerne, wenn wir uns in einem gesperrten Gebiet aufhalten, das mit einer roten Markierung versehen wurde. Darüber hinaus führen auch laute Angriffe mit Waffen ohne Schalldämpfer dazu, dass sämtliche Gegner in der Umgehung sofort alarmiert werden. Damit dies nicht passiert, steht unseren Agenten zum Beispiel eine lautlose Attacke zur Verfügung, mit der gegnerische Einheiten unbemerkt aus der Nähe ausgeschaltet werden können. Dies gelingt allerdings nicht, wenn wir dies im Sichtfeld eines weiteren Feindes tun.

Die Steuerung unserer Einheiten ist schnell erklärt. So kann jeder Agent in der Regel auf zwei Bewegungspunkte sowie einen Angriffspunkt pro Runde zurückgreifen. Mit den Bewegungspunkten können wir uns innerhalb eines blau markierten Bereichs zu jedem beliebigen Ort begeben. Sind Feinde in der Nähe, ist es ratsam, dass unsere Bewegung hinter einer Deckung wie einer Wand, einer Kiste oder Ähnlichem endet. Die Bewegungspunkte müssen nicht zwangsläufig auf einmal verwendet werden. So ist zum Beispiel möglich, sich zuerst ein Stück zu bewegen, dann eine andere Aktion auszuführen und mit dem verbliebenen Punkt in Deckung zu gehen. Die Kampfpunkte haben mit der Bewegung dagegen nichts zu tun. Sie können unter anderem in den Einsatz von Schusswaffen, Granaten oder Nahkampfangriffen investiert werden. Unsere Agenten verfügen meist über mehrere Waffen, deren Angriffe unterschiedlich stark, aber auch unterschiedlich teuer sind. Für die mächtigsten Attacken werden nicht nur Kampfpunkte, sondern auch Wachsamkeitspunkte benötigt, die sich allerdings nicht nach jeder Runde wieder aufladen. Sie müssen mit einer separaten Aktion, genannt Fokus, wieder aufgefüllt werden, was uns wiederum Zeit kostet. Ein weiterer Aspekt, der bei den Angriffen beachtet werden muss, ist die Ladung der Waffen. Reicht diese nicht aus, müssen wir zuerst manuell nachladen, bevor der Angriff erfolgen kann. Zusätzlich zu Bewegung und Angriff sind die Agenten außerdem in der Lage, sich selbst mittels Erste-Hilfe-Set zu heilen oder auch verwundete Kollegen aus der Gefahrenzone zu ziehen. Ein niedergeschossener Agent ist übrigens nicht gleich ganz aus dem Spiel, sondern nur für eine vorgegebene Anzahl an Runden außer Gefecht. Solange noch mindestens ein Agent handlungsfähig ist, können wir also auch versuchen, die Zeit zu überbrücken, bis unsere Mitstreiter wieder ins Geschehen eingreifen können.

Um erfolgreich zu sein, ist es erforderlich, das eigene Handeln gut zu planen. So ist es meist ratsam, leise und vorsichtig vorzugehen, um nicht gleich die gesamte infiltrierte Anlage am Hals zu haben. Auch müssen die Agenten geschickt bewegt werden, passend zur jeweiligen Situation. Manchmal ist es sinnvoll, die Gruppe aufzuteilen, um einen möglichst großen Radius abzudecken und so zum Beispiel mehrere Räume auf einmal zu durchsuchen. Bei großen Ansammlungen von Gegnern empfiehlt es sich dagegen eher, zusammen zu bleiben. Daher kommen Taktik-Tüftler bei Phantom Doctrine definitiv auf ihre Kosten. Für alle anderen ist das Spiel aber eine echte Herausforderung. Fehlentscheidungen wirken sich meist fatal aus, sodass es häufig vorkommt, dass man ein Level nicht erfolgreich abschließen kann und deshalb noch einmal neu starten muss. Dank der manuellen Speicherfunktion können wir aber glücklicherweise an jedem beliebigen Punkt wieder einsteigen und müssen nicht noch einmal ganz von vorne beginnen. Haben wir alle Aufgaben, oder zumindest den Pflichtteil, erledigt, gilt es Kontakt mit der Basis aufzunehmen, um die Exfiltration vorzubereiten. Da die Verbündeten allerdings eine gewisse Zeit benötigen, bis sie am vereinbarten Punkt eintreffen, müssen wir noch einige Runde durchhalten und uns mit den verbliebenen Gegnern oder mit der neu angerückten Verstärkung herum schlagen. Dabei ist es das Wichtigste, dass unser Hauptcharakter bis zum Eintreffen des Hubschraubers überlebt, denn ohne ihn kann die Mission nicht beendet werden.

Die Pinnwand und die Weltkarte

Während die eigentlichen Missionen mit ihrer taktischen Vielfalt überzeugen können, konnten die Aufgaben, die uns zwischen den einzelnen Levels erwarten, nicht so richtig punkten. Hier befinden wir uns im Hauptquartier des Geheimdienstes und beschäftigen uns dabei in erster Linie mit zwei verschiedenen Hilfsmitteln, nämlich mit der Pinnwand und der Weltkarte. Über die Weltkarte werden wir über eventuelle verdächtige Aktionen auf dem ganzen Globus informiert. Wurde etwas Verdächtiges bemerkt, besteht die Chance, ein Agententeam dorthin zu schicken, um die Ereignisse genauer unter die Lupe zu nehmen. Diese Missionen finden allerdings ohne unser Zutun im Hintergrund statt, sodass wir lediglich mit den Ergebnissen konfrontiert werden. Einige dieser Operationen führen dazu, dass wir an neue Beweismittel gelangen, die uns in der Story voran bringen. Diese lassen sich wiederum an der bereits erwähnten Pinnwand genauer untersuchen. Dort haben wir die Chance, die einzelnen Dokumente detailliert zu betrachten und auf diese Weise Decknamen, Orte oder Ähnliches herauszufinden. Da die Namen stets in mehreren Beweismitteln auftauchen, lassen sich so nach und nach Verbindungen herstellen, was uns Schritt für Schritt zur nächsten richtigen Mission führt. Was am Anfang noch nach spannender Detektivarbeit klingt, entpuppt sich leider nach sehr kurzer Zeit als recht langweiliger Zeitvertreib, bei dem man eigentlich die ganze Zeit hofft, dass es bald mit der nächsten Taktikmission weitergeht. Diesen Part hätten sich die Entwickler definitiv sparen können, denn leider nehmen die Recherche-Parts immer viel Spannung raus und sind auf Dauer auch einfach zu eintönig.

An dieser Stelle möchten wir noch kurz einige Worte zur optischen Aufmachung des Titels verlieren. So sehen die Zwischensequenzen wirklich sehr ordentlich und atmosphärisch aus, gleiches gilt auch für die Optik innerhalb der Levels. Wir blicken von schräg oben auf das Geschehen herab, was uns eine gute Übersicht über selbiges ermöglicht. Dank der frei schwenkbaren Kamera können wir außerdem jeden Winkel der Spielwelt untersuchen, und dadurch sämtliche taktische Optionen offenlegen. Die Welten wurden insgesamt sehr ansprechend und detailliert gestaltet, dennoch sehen die einzelnen Levels recht ähnlich aus, was aber einfach auch an der Kameraperspektive und damit auch ein wenig am Genre liegt. Die deutsche Vertonung kann dagegen voll und ganz überzeugen und verleiht den einzelnen Figuren eine passende Stimme.

Fazit

Phantom Doctrine ist gerade für Genreneulinge eine Herausforderung. Die Taktiklevel sind von Beginn an anspruchsvoll, sodass auch kleinere Fehler schnell dazu führen, dass die Mission fehlschlägt, selbst auf der einfachsten Schwierigkeitsstufe. Dies kann gerade zu Beginn für Frust sorgen. Wenn man allerdings nicht locker lässt und mehrere Taktiken sowie Herangehensweisen ausprobiert, lernt man aber schnell dazu und kann dadurch erste Erfolge einfahren. Die Steuerung des Titels ist im Großen und Ganzen erstaunlich intuitiv, was, gerade auf der Konsole, wahrlich nicht von allen Strategiespielen behauptet werden kann. Das Hauptproblem von Phantom Doctrine ist aber die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Diese wirkt oftmals einfach zu nebensächlich, was ein Stück weit auch an den recht banalen Aktionen zwischen den Levels liegt, wenn wir ständig zwischen Weltkarte und Pinnwand hin und her wechseln und dort auf Beweismittel herum klicken oder Agenten zu hintergründigen Missionen schicken. Dadurch verliert man die vom Setting her wirklich interessante Geschichte, die fast nur anhand kurzer Texte vor den eigentlichen Levels erzählt wird, schnell aus den Augen und arbeitet sich letztlich nur von Level zu Level voran. Der taktische Anspruch der Missionen lässt uns dann aber doch am Ball bleiben und macht Phantom Doctrine gerade für Fans des Genres interessant.

Positiv

  • Taktisch anspruchsvolle Missionen
  • Mehrere mögliche Vorgehensweisen
  • Unverbrauchtes Setting
  • Gelungene Steuerung

Negativ

  • Schwerer Einstieg - gerade für Genreneulinge
  • Story zu sehr im Hintergrund
  • Aufgaben an Pinnwand und Weltkarte auf Dauer zu eintönig
70
Daniel Walter

Geschrieben von: Daniel Walter

Hat seit der ersten PlayStation keine Konsolengeneration ausgelassen und interessiert sich vor allem für Adventures, RPGs und Actiongames. Neben der Arkham- und Assassin's Creed Reihe liegen auch sämtliche Star-Wars-Titel stets hoch im Kurs.

Phantom Doctrine

Publisher:Good Sheperd
Release Datum:14. August 2018
Kurzbeschreibung:Rundenstrategie im Kalten Krieg

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Alterseinstufung ausstehend.

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