Wer auf der Suche nach einem linearen, story-getriebenen Spiel ist, bei dem es zudem einen mysteriösen Ort zu erkunden gilt, der sollte sich Paradise Lost von Entwickler PolyAmorous und Publisher All in! Games etwas genauer anschauen. Wir haben uns in die Tiefen eines Nazibunkers begeben und verraten euch spoilerfrei, was euch hier erwartet.
Story: Ein Notfallplan der Nazis
Paradise Lost spielt irgendwo in Polen, in einer alternativen Realität. In dieser dauerte der zweite Weltkrieg einige Jahre länger an und das Dritte Reich verfügte ab Ende der fünfziger Jahre über erste Atomwaffen. Da es aber an einer verlässlichen Raketentechnologie mangelt, um diese nur begrenzt verfügbaren Waffen für den Angriff zu verwenden, werden sie Teil eines Notfallplanes gegen die vordringenden russischen Truppen. Durch ihren Einsatz sollen die Feinde zeitweise gestoppt werden, um wichtige Teile der Bevölkerung in riesige unterirdische Bunkeranlagen zu evakuieren und hier neue Pläne zu schmieden.
In der Rolle des Zwölfjährigen Szymon entdecken wir den Bunker. Ein Foto unserer Mutter macht deutlich, dass sie und damit auch uns etwas mit diesem mysteriösen Ort verbindet. Auf der Suche nach unseren Wurzeln und den Geheimnissen, die dieser Ort verbirgt, dringen wir tief in eine Welt voller Mystik, Größenwahn und Grausamkeit ein.
Dabei führt uns unsere Reise durch mehrere sehr unterschiedliche Ebenen der gigantischen Anlage, auf denen wir viel über deren bewegte Geschichte lernen.
Ganz allein sind wir hier aber offenbar nicht. Über ein Kommunikationssystem treten wir mit einer Person in Kontakt, die uns auf unserer Reise durch das unterirdische Reich mit Rat und Tat begleitet.
Was genau hatten die Nazis hier unten geplant? Was wurde aus Ihnen? Und was verbindet uns selbst mit diesem Ort? Nur wer bis zur letzten Ebene vordringt, wird auf alle Fragen eine Antwort erhalten.
Atmosphäre: Wie fühlt sich die Spielwelt an?
Vor allem zu Beginn fühlt sich die Spielwelt von Paradise Lost sehr beklemmend und auch unheimlich an. Nach kurzer Zeit beginnt der Gruselfaktor aber schnell zu weichen und macht einem Gefühl der morbiden Faszination Platz.
Die Spielwelt von Paradise Lost erzählt allerhand Geschichten. Sie zeigt den Größenwahn der Nazis genauso wie ihre Grausamkeit, berichtet aber auch auf von Ängsten und Hoffnungen der Menschen, die in diese Anlage evakuiert wurden.
Unser Weg führt uns durch allerlei verschiedene Umgebungen, wie Produktionshallen oder Wohnbereiche. Je tiefer wir eindringen umso mysteriöser scheint der Ort zu werden.
Allen Bereichen gemein ist eine auffällige Liebe zum Detail und imposante Ausgestaltung, was die Immersion des Spiels immens in die Höhe treibt. Getrübt wird die optische Imposanz und die bedrückende Stimmung dieses Ortes durch die etwas angestaubte Grafik, die hakeligen Bewegungsabläufe und den begrenzten Bewegungsfreiraum.
Gameplay: Wie wird gespielt?
In Paradise Lost bewegen wir uns die ganze Zeit in der Egoperspektive durch die Bunkeranlage. Um mehr über die Geschichte dieses Beeindruckenden Ortes zu erfahren, können wir überall Notizen und Tonbänder finden, die uns mehr über das Leben und die Pläne der Bewohner verraten.
Dieses Wissen beeinflusst auch einige Dialoge, die wir mit der mysteriösen fremden Person, über das interne Kommunikationssystem führen. Je mehr wir wissen, um so öfter stehen uns zusätzliche Dialogoptionen zur Verfügung.
Diese flexiblen Dialoge wirken sich aber nicht auf den eigentlichen Spielverlauf aus. Unser Weg ist sehr deutlich vorgezeichnet und bietet nur begrenzten Erkundungsspielraum.
An einigen Stellen gilt es Schalter umzulegen oder auch bestimmte Gegenstände zu suchen, um im Spiel weiter voran zu kommen. Wirkliche Rätsel oder Herausforderungen entstehen hieraus allerdings nicht.
Auch gibt es weder Quicktime Events noch Kämpfe im Spiel. Das Erlebnis fokussiert sich vollkommen auf die Erkundung des Bunkers und seiner Geschichte.
Technisch funktioniert das Spiel im Großen und Ganzen sehr gut, auch wenn die Animationen unseres Charakters bisweilen etwas ungelenk wirken. Wir konnten nur sehr vereinzelt Bugs und Glitches entdecken, allerdings kam es ganz am Ende unserer Geschichte zu einem harten Crash des Spiels und einem defekten Laden des letzten Spielstandes.
Alles in allem stellt das Spiel keine Ansprüche an das Können der Spieler, bietet ihnen aber alles was nötig ist, um eine intensive Geschichte zu erleben.
Spielzeit: Wie lang ist Paradise Lost?
Die durchschnittliche Spielzeit für Paradise Lost liegt bei etwa dreieinhalb bis vier Stunden. Wer alles liest und hört was es zu finden gibt und die intensive Atmosphäre regelmäßig auf sich wirken lässt, kann das Erlebnis vielleicht noch um eine halbe Stunde strecken. Aber selbst gemächliche Komplettionisten werden kaum fünf Stunden für einen einzelnen Durchgang benötigen.
Paradise Lost: Unser Test-Fazit
Wer dem Spiel die wirklich hakelige Steuerung und die teils etwas überalterte Grafik verzeihen kann, der wird mit einer tollen Atmosphäre und detailliert ausgearbeiteten Settings belohnt. Hier werden gelegentlich sogar gute Erinnerungen an die BioShock-Reihe wach. Beim öffnen jeder Tür ist die Spannung groß, was uns dahinter wohl wieder erwarten mag.
Die lineare Geschichte selbst entwickelt zwar keinen besonders ausgeprägten Spannungsbogen, hat aber doch die eine oder andere Wendung auf Lager. Zwar ist einiges vorhersehbar, aber was der Hauptgeschichte an Würze fehlt kompensiert die faszinierende Umgebung.
Wer Lust auf eine abenteuerliche und düstere Erkundungsreise hat, der sollte diesem Nazi-Bunker unbedingt einen Besuch abstatten.
Positiv
- Extrem dichte Atmosphäre
- Variable Dialoge
- Detaillierte Spielwelt
Negativ
- Hakelige Steuerung
- Angestaubte Grafik
- Kurze Spielzeit
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