Life is Strange: True Colors im Test – Wir haben da ein gutes Gefühl!

In unserem Test zu Life is Strange: True Colors nehmen wir euch mit auf eine emotionale Reise in das zauberhafte Haven Springs.

Mit True Colors liefern Entwickler Deck Nine Games und Herausgeber Square Enix den mit viel Spannung erwarteten neuen Teil der Life is Strange-Reihe. Die Junge Empathin Alex hat ein außergewöhnliches Gespür für die Gefühlsregungen ihrer Mitmenschen. Doch ist diese Gabe ein Fluch oder ein Segen? Wir geben euch im Test ein Gefühl für das Spiel und seine Geschichte.

Worum geht es in Life is Strage: True Colors?

Schon acht Jahre lebte Alex in Jugendheimen und Pflegefamilien, als ihr verloren geglaubter Bruder Gabe sie schließlich ausfindig macht. Dieser hat sich in den letzten Jahren ein neues Leben in dem kleinen Bergarbeiterdorf Haven Springs in Colorado aufgebaut. Nun will er auch seiner kleinen Schwester Alex die Chance auf ein neues Leben eröffnen und lädt Sie ein bei ihm zu wohnen.

Kurze Zeit später überquert Alex die malerische Blumenbrücke am Eingang des verschlafenen Örtchens, wo sie von ihrem Bruder in Empfang genommen wird. Und genau hier beginnt unsere Geschichte.

Als Alex versuchen wir in diesem neuen Leben Fuß zu fassen. Wir erkunden den Ort, lernen dessen Einwohner kennen und schließen schon bald erste Freundschaften. Schnell werden wir ein Teil der Gemeinschaft und erhalten immer tiefere Einblicke in das Leben der Dorfbewohner.

Ungewöhnlich intensive Eindrücke werden Alex durch eine besondere Gabe ermöglicht. Sie ist eine Empathin, die die Gefühle anderer Menschen nicht nur erspüren, sondern sogar in Form einer sie umgebenden Aura sehen kann. Diese Gabe ist so stark ausgeprägt, dass sich extreme Gefühle sogar auf Alex übertragen können, so dass sie aktiv nachempfindet und Einblicke in die Gedanken anderer Menschen erhält. Auch Gegenstände, die mit besonders starken Emotionen in Kontakt gekommen sind, können Alex Einblicke in die Vergangenheit gewähren.

Als ein tragisches Unglück die Gemeinde von Haven Springs erschüttert, gerät die bis dahin so scheinbar heile Welt ins Wanken. Die Gefühle der Menschen im Ort schlagen hohe Wellen und bald kommt ein furchtbarer Verdacht auf. War es wirklich ein Unglück oder sind hinter den heilen Fassaden dunkle Machenschaften im Gange?

Alex beschließt ihre Fähigkeiten dazu einzusetzen, der Wahrheit auf die Spur zu kommen und zumindest einige der emotionalen Wunden in Haven Springs zu heilen. Wird ihr das gelingen und findet sie in Haven Springs vielleicht sogar mehr als nur ein neues Zuhause?

Zwar bietet die Geschichte einige spannende Momente und auch überraschende Wendungen, allerdings sollte man keine Kriminalgeschichte erwarten. Die Gefühlswelt der verschiedenen Personen und die Beziehungen zwischen Ihnen stehen klar im Vordergrund. Dabei wird im positiven Sinne auch gerne mal tief in die phantasievolle Trickkiste gegriffen.

Wie wird Life is Strage: True Colors gespielt?

In der Rolle von Alex durchstreifen wir Haven Springs und gelegentlich auch dessen Umgebung. Dabei können wir die kleinen Areale recht frei begehen und in der Stadt auch einige Gebäude betreten.

Zentrales Spielelement ist die Interaktion mit den Personen im Ort. In Dialogen und mit unserer speziellen Gabe erforschen wir deren Gefühle und Gedanken. Immer wieder können wir entscheiden, wie wir mit unserem Gegenüber umgehen oder uns auch selbst präsentieren wollen. Abhängig von unseren Worten und Taten verändern sich die Beziehungen zu den Menschen, was sich im Lauf des weiteren Spielgeschehens noch auswirken kann.

Die ganze Welt ist voll von Gegenständen, die von uns erforscht werden können und uns zum Lohn mit Hintergrundinformationen versorgen. Noch mehr und ständig neue Informationen liefert uns zusätzlich unser Smartphone. Hier können wir diversen Chat-Verläufen folgen oder Blogbeiträge lesen. Alex postet hier regelmäßig Nachrichten, auf die wir als Spieler aber keinen aktiven Einfluss haben.

Wer nach etwas Zerstreuung sucht, kann sich auch an einem von zwei Arcade-Automaten vergnügen und versuchen die aktuellen High-Scores zu knacken.

Wie viel Spielzeit bietet True Colors?

Life is Strange: True Colors erstreckt sich über insgesamt fünf Kapitel. Konzentriert man sich lediglich auf das Wesentliche, ist jedes Kapitel in ein bis zwei Stunden zu bewältigen. Erkundet man hingegen seine Umgebung genauer und geht auch kleineren Nebenbeschäftigungen nach, kommt pro Kapitel noch einiges an Spielzeit hinzu. Je nach Spielweise ergibt sich so eine Spielzeit von ca. 10 bis 15 Stunden.

Was ist die größte Stärke von True Colors?

Die größte Stärke von Life is Strange: True Colors liegt in der Immersion. Die heile Welt und ihre Bewohner wirken erstaunlich real und sind so gut inszeniert, dass es dem Spieler leicht gemacht wird, sich in diese hineinzuversetzen.

Mimik, Gestik und auch Bewegungen der Spielfiguren wirken ausgesprochen authentisch. Noch realistischer werden die Emotionen durch die tadellose Synchronisation. Die gewählten Stimmen passen nahezu perfekt zu den verschiedenen Charakteren! Doch noch viel entscheidender ist die hervorragende Arbeit der Sprecher bei der Vermittlung der für das Spiel so zentralen Emotionen.

Wut, Trauer, Freude, Mitgefühl… Stimmlage, Betonung, und Animationen liefern eine erstklassige Komposition ab und hauchen der Spielwelt mehr als nur einfaches Leben ein! Und als Sahnehäubchen gibt es einen grandios stimmigen Indierock-Soundtrack!

Was ist die größte Schwäche von True Colors?

Die größte Schwäche von Life is Strange: True Colors ist der vergleichsweise geringe Spielumfang in Kombination mit einem geringen Wiederspielwert. Selbst bei gemächlicher Spielweise werden Kompletionisten kaum mehr als 15 Stunden für ihren ersten Durchgang benötigen.

Da die Geschichte einem recht stringenten roten Faden folgt, dessen Verlauf wir durch unsere Entscheidungen nicht wesentlich beeinflussen können, ist der Wiederspielwert eher gering. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass uns am Ende jedes Kapitels alle möglichen Entscheidungsoptionen und deren Auswirkungen nochmals aufgezeigt werden. Das Spiel verrät uns also alles, was alternativ hätte passieren können, so dass es nach dem ersten Durchlauf kaum noch eine Überraschung zu erwarten ist.

Wie gut ist Life is Strange: True Colors? Unser Fazit:

Life is Strange: True Colors lässt mich mit einem sehr guten Gefühl zurück!

Gut inszenierte Charaktere findet man in vielen Videospielen, aber nur selten gelingt es so gut eine emotionale Brücke zum Spieler zu schlagen wie in True Colors!

Spielwelt und Charaktere wirken glaubhaft und vermitteln so ein hervorragendes Gespür für die Beziehungen und Gefühlswelt der Charaktere. Unsere Heldin Alex, kann witzig, verletzlich, frech oder mutig sein. Egal für welche Option wir uns in den Dialogen entscheiden, sie wird mehr als glaubhaft vermittelt.

Auch wenn die Geschichte keinen übermäßig großen Spannungsbogen liefert, bietet das Spiel dennoch eine außerordentlich intensive Erfahrung. Denn die spürbaren Beziehungen zwischen den verschiedenen Spielfiguren, mit all ihren Ängsten, Nöten oder auch Hoffnungen nehmen uns auf eine wahrhaft emotionale Reise mit. Schade ist nur, dass diese etwas kurz ausfällt.

Unterm Strich ist Life is Strange: True Colors für mich ein erzählerisches Meisterwerk, dessen Geschichte und Charaktere mir noch lange in guter Erinnerung bleiben werden.