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Gravel – eine spaßige Schlammschlacht

Von Alex Krause am 29. März 2018 in Review

Vor einigen Jahren noch betreuten die italienischen Entwickler und Rennspielexperten von Milestone die offiziellen Spiele der FIA World Rally Championship. Nun veröffentlichten sie mit Gravel einen Offroad-Arcade-Racer in bester Tradition von Motorstorm und Sega Rally. Wir bretterten für euch über Stock und Stein und zeigen euch im Test, wie spaßig Milestones neustes Rennspiel geworden ist.

Der Gravel-Channel

Herzstück des Spiels ist der Karriere-Modus. Wer bereits Spiele von Milestone gespielt hat, der weiß, dass diese bisweilen arg trocken daherkommen können. Doch für Gravel hat man sich etwas einfallen lassen. Sämtliche Rennen werden in eine Art TV-Show eingebettet, inklusive eines Kommentars vor und nach den Rennen. Hier werden Erinnerungen an Split: Second wach, welches auf ein ähnliches Konzept setzte. Nicht die schlechteste Vorlage.

Die einzelnen Rennserien setzen sich aus verschiedenen Einzelwettbewerben zusammen. Für gute Platzierungen erhält man bis zu drei Sterne, die man wiederum zum Freischalten weiterer Cups benötigt. Nach Absolvierung einiger Rennen ist auch schon der Meister der jeweiligen Klasse auswählbar, der in einer netten Zwischensequenz vorgestellt wird und quasi als Zwischenboss fungiert. Gegen diese Jungs gilt es dann, im Duell ohne weitere Gegner zu bestehen.

In den normalen Cups tritt man gegen bis zu sieben weitere Raser an. Insgesamt geht es in vier verschiedenen Disziplinen zur Sache. Cross Country stellt dabei eine wilde Querfeldeinjagd von A nach B dar, welche in Alaska und Namibia stattfindet. Während des Rennens muss man permanent Checkpoints passieren. Kommt man vom Weg ab, so wird man schnell wieder zurückgesetzt. Generell ist die Strecke sehr linear, nur ab und zu gabelt sie sich in zwei Varianten auf. Doch einen signifikanten Vorteil erhält man dadurch nicht.

Die zweite Disziplin ist Wild Rush. Hier geht es auf Rundkursen zur Sache, unter anderem durch schneebedeckte Gebiete oder eine alte Goldmine.

Stadium Circuit findet wie der Name schon sagt in einer Arena statt, wo unzählige Zuschauer dem Spektakel beiwohnen. Hohe Sprünge und sich kreuzende Pisten sind hierbei das Markenzeichen.

Als letzter Bereich fungiert Speed Cross. Hierbei handelt es sich um eine vereinfachte Version des Rallycross, einer Variante des Motorsports, die in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit zugelegt hat. Zur Auswahl stehen sogar echte Strecken aus der Weltmeisterschaft, so zum Beispiel der Estering bei Buxtehude. Die für Rallycross typischen Jokerrunden, bei denen man in jedem Rennen einmal einen längeren Umweg fahren muss, fehlen allerdings. Da Gravel keine Simulation sein will, geht dies aber absolut in Ordnung.

Abwechslung ist auch auf den Strecken gegeben. So gilt es, neben den obligatorischen Rennen gegen die Gegner auch Zeitrennen zu absolvieren, bei denen man ohne andere Mitstreiter auf der Strecke so schnell wie möglich zum Ziel kommen muss. Ebenso gilt es, Smash-up-Herausforderungen zu meistern. Hierbei handelt es sich um eine Art Slalom. Farbige Blöcke markieren die Checkpoints, die man passieren muss. Die Krux dabei: Die Blöcke zeigen erst kurz vor dem Eintreffen an, welchen Block man durchfahren soll und welchen tunlichst nicht. Da diese Blöcke in jedem Rennen per Zufallsprinzip neue Wege anzeigen, ist zwar Abwechslung garantiert, allerdings muss man manchmal auch ganz schön abenteuerliche Linien fahren und verliert dementsprechend viel Zeit. Zudem befinden sich manche der Blöcke direkt hinter Sprüngen. Ein Korrigieren der Fahrlinie ist dann meist nur per Vollbremsung möglich.

Komplettiert werden die Modi durch Ausscheidungsrennen, bei denen nach einem kurzen Zeitraum immer der gerade letztplatzierte Fahrer ausscheidet. Hier ist Spannung vorprogrammiert.

Für jedes absolvierte Rennen erhält man zudem Punkte, durch die man im Rang aufsteigt und neue Fahrzeuge und Lackierungen freischaltet. Dabei verdient man diese Punkte durch gute Platzierungen. Doch auch während des Rennens kann daran gearbeitet werden. Ähnlich wie in den Forza Horizon-Spielen schraubt sich für spektakuläre Manöver wie zum Beispiel Sprünge ein Multiplikator nach oben. Auch diese Punkte zählen zum Gesamtstand und motivieren, noch waghalsiger zu fahren, um vielleicht doch bereits mit diesem Rennen den nächsten Rang zu erreichen.

Generell baut sich recht schnell dieses „Eins mach ich noch“-Gefühl auf, da man gerade zu Beginn quasi nach jedem Rennen sofort mit einem neuem Fahrzeug belohnt wird. Zwar ist immer fest vorgegeben, welches Fahrzeug und welche Lackierung man gewinnt, motivierend ist das System aber trotzdem.

Nach Abschluss der Karriere stehen dann leider nur noch Einzelrennen und der Online-Multiplayer zur Auswahl. Auch ein Offline-Splitscreen-Modus für zwei Spieler fehlt leider völlig. Für eine schnelle Runde zwischendurch sind die übrigen Modi sehr nett, aber hier fehlt etwas die Langzeitmotivation nach dem Durchspielen der Karriere. Außer man möchte wirklich alle Lackierungen sein Eigen nennen.

Ein grandioser Fuhrpark

In Gravel stehen über 45 lizensierte Fahrzeuge zur Auswahl, unterteilt in vier Klassen mit teilweise einigen, leistungsbezogenen Unterklassen. Die Trophy Trucks sind hierbei die am wenigsten vertretene Fraktion mit drei Modellen von Toyota, Ford und Chevrolet. Mehr Auswahl bieten die Speed Cross-Flitzer. Hier kämpft man unter anderem mit VW Beetle, Ford Fiesta und Mini Countryman gegeneinander.

Bei den traditionellen Rally-Boliden stehen die meisten Exemplare zur Verfügung. Quer aus allen Epochen wurde sich hier bedient. Toyota Celica, Renault Alpine A110, diverse Subaru Impreza-Modelle und einige Vertreter der legendären Gruppe B wie der brachiale Lancia 037 Rally oder der Renault R5 Maxi Turbo lassen einem bereits mit der Zunge schnalzen. Exotisches Highlight sind hierbei der Toyota 222D mit 650 PS oder der Lancia Delta ECV, die Ende der 80er-Jahre die Gruppe B beerben sollten. Diese Fahrzeuge hat man in dieser Form noch kaum in Videospielen zu Gesicht bekommen.

Nahezu alle Vehikel fahren dabei mit den für die Safari-Rally typischenMerkmalen auf, sprich Büffelgitter an Front und Heck, viele zusätzliche Scheinwerfer und manchmal sogar Ersatzräder auf dem Dach.

Eine ebenfalls große Auswahl steht bei den Cross-Country-Gefährten zur Auswahl, die man am ehesten von der Rally Dakar her kennt. BMW X3 CC, Toyota Hilux, VW Touareg 3 und der Mitsubishi Pajero warten hier unter anderem auf ihren Einsatz.

Der Fuhrpark präsentiert sich somit herrlich abwechslungsreich und erfrischend anders, perfekt zugeschnitten auf die Hatz über Stock und Stein.

Grafik und Sound

Klangtechnisch ist alles im Lot. Die einzelnen Fahrzeuge sind sehr gut vertont. Ein Lancia Stratos oder ein Porsche 911 RSR klingen dabei herrlich kernig, die Diesel-Fraktion unter den Dakar-Boliden eher zurückhaltend. Doch das ist ja auch realistisch. Während der Rennen wird man von rockigen Klängen begleitet, die das Geschehen gut untermalen, sich aber leider zu schnell wiederholen.

Auch die grafische Darstellung braucht sich nicht zu verstecken. Gerade die Cross Country-Strecken sehen sehr schön aus und strotzen vor Abwechslung und Details. Mal rast man um einen Leuchtturm herum, nur um Sekunden später seinen Weg zwischen verwunschenen Schiffswracks zu finden und dann durch meterhohe Dünen zu heizen. Die Umgebungen sind sehr schön gestaltet und gerade die Beleuchtungseffekte wissen zu gefallen. Malerische Sonnenuntergänge sowie sich spiegelnde Lichter auf der Wasseroberfläche sorgen gerade in den Nacht-Stages für ein stimmungsvolles Gesamtbild. Für alle Rennen außer den Stadium-Circuit-Veranstaltungen stehen zudem verschiedene Witterungsbedingungen zur Verfügung. Regen und Schnee sorgen zwar kaum für Unterschiede beim Fahren, behindern aber die Sicht und sorgen somit für zusätzliche Herausforderung. Die Umgebungstexturen können zwar nicht mit einem Forza Horizon 3 mithalten, sehen aber trotzdem sehr gut aus. Der integrierte Fotomodus lädt zu so manchem Schnappschuss ein, der auch sehr gut auf einer Postkarte fungieren könnte.

Leider fällt der hohe grafische Durchschnitt in den Replays stark ab. Hier hat man eher das Gefühl, ein Spiel aus der frühen PS3-Ära zu spielen. Doch mit diesen Abstrichen lässt sich leben.

Auch die Fahrzeugmodelle wissen zu gefallen. Sie erreichen zwar nie die grafische Brillanz eines Forza Motorsport, bieten aber trotzdem schöne Spiegelungen auf der Oberfläche. Auch verdrecken die Autos bei zunehmender Fahrdauer, was sehr gut aussieht.

Weniger gut ist das Schadensmodell, das bis auf ein paar kleinere Beulen leider wenig zulässt. Selbst nach einem heftigen Überschlag bleibt alles am Fahrzeug an Ort und Stelle. Klar, es ist ein Arcade-Racer, aber dass man auch hier ein gutes Schadensmodell liefern kann, zeigten bereits die Spiele der Burnout-Reihe.

Die Darstellung läuft flüssig mit 30 Bildern/Sekunde. Nur ab und zu kommt es zu kleineren Rucklern, die sich aber nie störend auf das Spielgefühl auswirken. Dennoch ist das Geschwindigkeitsgefühl sehr gut. Wenn man mit 200 km/h durch die Walachei brettert, fliegen die Bäume nur so an einem vorbei. Genretypisch bietet Gravel diverse Kameraperspektiven, bei denen aber durchweg ein tolles Gefühl für den Speed aufkommt. Die Cockpitansicht weiß zu gefallen, auch wenn es natürlich Spiele mit detaillierteren Darstellungen gibt.

Beim Fahren hinterlassen die Rennautos deutliche Spuren im Schlamm, welche aber keinerlei weitere Auswirkungen haben und zudem in der nächsten Runde bereits wieder verschwunden sind, aber dennoch einen schönen grafischen Effekt darstellen.

Ab in den Dreck

Ein umfangreicher Fuhrpark oder tolle Beleuchtungseffekte allein machen noch kein gutes Rennspiel. Doch auch auf der Strecke braucht sich Gravel nicht zu verstecken. Die Rennen machen sehr viel Spaß. Dank eines leichten Gummiband-Effekts ist meist bis zum Zielstrich Spannung garantiert. Das Fahrverhalten ist dabei herrlich eingängig und verzeiht kleinere Fehler mühelos. Dabei lassen sich sogar die Gruppe B-Monster mühelos bewegen. Wer möchte, kann sogar in den Einstellungen der Boliden herumbasteln, um das optimale Setup zu finden.

Zu einer Simulation wird Gravel dadurch aber natürlich nicht. In manchen Klassen treten sogar heckangetriebene Fahrzeuge gegen die Allrad-Fraktion an. Das Balancing sorgt aber dafür, dass sämtliche Autos vom Prinzip her nahezu identisch schnell sind und man somit auch im tiefsten Schlamm mit einem heckangetriebenen Ford Escort RS einem Mitsubishi Lancer vor der Nase herumfährt.

In den Zeitrennen werden die Unterschiede deutlicher, da man mit einem 177 PS starken Fiat 124 Rally niemals eine Chance hat, die Zielvorgaben zu erreichen, die auch für einen Subaru WRX STI mit 280 PS gelten.

Mittlerweile üblich für das Genre lassen sich viele einzelne Elemente anpassen. So kann man jederzeit wählen, ob man mit aktivierter Bremshilfe fährt, die Traktionskontrolle deaktiviert, eine Ideallinie einblendet oder lieber per Handschaltung schaltet. Je weniger Fahrhilfen aktiv sind, desto höher fällt die Punkte-Belohnung für den Stufenaufstieg aus.

Auch ein mechanischer Schaden lässt sich aktivieren, so hat jeder Zusammenstoß Auswirkungen auf das Fahrverhalten. Die KI-Gegner gehen dabei nie zimperlich zur Sache, so dass es des Öfteren zum Austausch von Lackschichten kommt.

Obligatorisch gibt es auch die Möglichkeit, bei einem groben Fehler das Geschehen zurück zu spulen. Diese Funktion ist lediglich in den Smash-up-Herausforderungen deaktiviert.

Sämtliche Disziplinen machen durchweg Spaß. Frust kann meist nur bei den Smash-up-Herausforderungen durch die teils extrem zeitraubenden Slalomlinienaufkommen. Ein weiteres Manko ist, dass man vor einem Zeitrennen zwar die Zeiten der Gegner angezeigt bekommt, man während des Rennens aber keinerlei Anhaltspunkt hat, wo man aktuell liegt. Hier wären Zwischenzeiten wirklich hilfreich gewesen.

Zudem schwankt der Schwierigkeitsgrad etwas. Hängt man in einem Rennen die Gegner noch mühelos ab, so hängen sie einem in einem anderen Lauf bis zur Ziellinie im Nacken.

Fazit

Schnelle, unkomplizierte Rennaction, ein toller Fuhrpark und ein angenehmes Handling sorgen für viel Laune. Klar, es gibt Vertreter im Genre, die manche Dinge besser machen. Doch nichts desto trotz sollte man Gravel durchaus eine Chance geben, denn es macht vor allem eines: Extrem viel Spaß! Und darauf kommt es bei einem Arcade-Racer ja an.

Positiv

  • Großartiger Fuhrpark inklusive einiger Exoten
  • Guter Motorensound
  • Stimmungsvolle Grafik mit sehr schönen Beleuchtungseffekten
  • Gute Präsentation der Karriere
  • Motivierendes Gameplay und Freischaltsystem

Negativ

  • Seltene Ruckler
  • Leicht schwankender Schwierigkeitsgrad
  • Soundtrack wiederholt sich zu schnell
  • Rudimentäres Schadensmodell
  • Leichte grafische Schwächen
86
Alex Krause

Geschrieben von: Alex Krause

GRAVEL

Publisher:Koch Media
Release Datum:27. Februar 2018
Kurzbeschreibung:Off-Road Spaß auf über 50 Strecken wartet auf alle Rennspiel-Fans.

Verfügbar für

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Genre

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USK Alterseinstufung

Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.

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