In unserem Test zu Far Cry 6 verraten wir euch, ob das Spiel eine echte Revolution liefert oder ob am Ende doch wieder die Diktatur der Ubisoft-Formel triumphiert.
Mit Far Cry 6 schicken uns Publisher Ubisoft und Entwickler Ubisoft Montreal diesmal in tropische Gefilde und zwar in den fiktiven Inselstaat Yara. Hier regiert Diktator Antón Castillo mit eiserner Faust. Während er den „wahren Yaranern“ verspricht, ihre Heimat in ein wahres Paradies zu verwandeln, das eines Tages von seinem Sohn Diego regiert werden soll, verfolgt er seine Gegner mit gnadenloser Brutalität.
Finanziert wird das Regime durch Viviro, ein Medikament, das einen enormen Fortschritt bei der Krebsbekämpfung verspricht. Für den Anbau der notwendigen Pflanzen werden jedoch hoch-giftige Chemikalien und Zwangsarbeiter eingesetzt.
Doch in dem kleinen Inselstaat beginnt sich zunehmend Widerstand zu formieren. Mehrere Guerilla-Gruppen haben dem brutalen Despoten und seinen Handlangern den Kampf angesagt. Dieser begegnet der Bedrohung mit einer massiven Propaganda- und Verfolgungswelle. Die Spirale der Gewalt beginnt sich immer schneller zu drehen, bis sie schließlich auch uns in den Kampf um die Freiheit hineinzieht.
Worum geht es in Far Cry 6?
Als Dani Rojas wollen wir eigentlich nichts mit dem Kampf der Guerillas zu tun haben. Wir verfolgen zunächst nur ein Ziel: Miami! Dani, wahlweise weiblich oder männlich, will dem Wahnsinn in ihrer Heimat einfach nur entfliehen und ein neues Leben beginnen. Doch als sie auf ihrem Fluchtversuch hautnah mit der ganzen Brutalität des Regimes konfrontiert wird, schließt sie sich schließlich der Guerilla-Gruppe Libertad an, um für die Freiheit Yaras zu kämpfen.
Doch Libertad ist alleine nicht stark genug, um es mit dem mächtigen Militärapparat von Antón Castillo aufzunehmen. Dieser verfügt nicht nur über zahllose Soldaten, Militärstützpunkte, Panzer, Flugzeuge, Kampfhunde und Hubschrauber, sondern schreckt auch vor dem Einsatz von Giftgas nicht zurück.
Um es mit diesem skrupellosen und übermächtigen Gegner aufzunehmen, braucht Libertad also dringend Verbündete. Als Dani fällt uns die Aufgabe zu, mit den anderen Rebellengruppen Yaras in Kontakt zu treten und sie für den gemeinsamen Kampf zu begeistern.
Doch das Vertrauen der charismatischen Anführer will erst verdient werden. Erst wenn es uns durch Gefälligkeiten oder gemeinsame Guerilla-Aktionen gelingt, ein starkes Band zwischen den Organisationen zu knüpfen, kann das das große Ziel, die Befreiung Yaras von der Castillo-Diktatur, verwirklicht werden.
Wie sieht die Spielwelt von Far Cry 6 aus?
Der karibische Inselstaat Yara besteht vor allem aus einer großen Hauptinselinsel, die von einigen kleineren Eilanden umgeben ist. Letztere spielen allerdings kaum eine nennenswerte Rolle.
Yara ist in drei größere Regionen unterteilt. Während der Westen vor allem die Landwirtschaft beherbergt, ist an der Ostküste die chemische Industrie vorherrschend. Im Norden erhebt sich zusätzlich die große Hauptstadt Esperanza mit dem Regierungssitz. Doch prägend für die gesamte Inselwelt sind traumhafte Strände, eine hügelige Landschaft, dichte Wälder, zahlreiche Bäche, Seen und kleine Dörfer. eine karibische Welt, wie man sie sich vorstellt.
In den Wäldern, an den Stränden und in den Gewässern sind zahlreiche Tierarten zu hause. Vom Hasen, über den Mungo bis hin zum Krokodil oder Hai ist alles dabei. Vereionzelt finden sich auch Paläste, Villen, Fabrikanlagen oder sogar eine Bohrinsel.
Gestört wird die paradiesische Idylle von der starken Militärpräsenz im Land. Zwischen Palmen und Stränden stolpern wir immer wieder über die blutigen Spuren verübter Gräueltaten. Ausgehend von zahlreichen militärischen Einrichtungen wie verschiedenen Basen, Flughäfen, Luftabwehrstellungen oder Kontrollposten auf den Straßen übt das Regime Druck auf die Bevölkerung aus. Auf den von Propagandaplakaten gesäumten Straßen wimmelt es von Militärfahrzeugen und Verhaftungen.
Die Spielwelt gestaltet sich zwar nicht übermäßig abwechslungsreich, wirkt aber gerade deshalb, abgesehen von der übermäßigen Militärpräsenz, sehr authentisch und organisch. Allerdings hätte etwas mehr ziviles Leben, zum Beispiel ein paar Tavernen oder andere Orte sozialer Begegnung, dem Spiel gut getan.
Wie gut ist die Geschichte von Far Cry 6?
Die Hauptgeschichte von Far Cry 6 ist recht geradlinig und bietet keinen größeren Spannungsbogen. Auch überraschende Wendungen gibt es kaum. Allerdings überzeugt das Spiel mit zahlreichen interessanten und starken Charakteren und immer wieder mit moralischen Fragezeichen.
Wir lernen vor allem Dani, Rojias, den Diktator Antón Castillo, seinen Sohn Djego und die führenden Guerillas im Lauf der Geschichte immer besser kennen. Dabei erfahren wir vieles über die Beweggründe der einzelnen Akteure, ihre Überzeugungen und auch ihre Hemmschwellen beim Einsatz von Gewalt.
„Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, das wusste schon Brecht und doch zeigt uns das Spiel verschiedentlich auf, dass die Dinge nicht immer so eindeutig sind, wie sie scheinen. Zwar ist der despotische Diktator Antón Castillo ein skrupelloser und zutiefst verachtenswerter Massenmörder, dennoch zeigt uns Far Cry 6 vereinzelt auch, warum er sich trotz aller Brutalität im Recht fühlt und vielleicht sogar tatsächlich glaubt das Richtige zu tun. Auf der anderen Seite wir uns zudem gezeigt, dass auch Einzelaktionen der Guerillas moralisch durchaus fragwürdig sind und eine erschreckende Brutalität in sich tragen können.
Far Cry 6 liefert also eine mehr oder weniger differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Standpunkte, Ansichten und Argumente und schafft so zwischen Schwarz und Weiß auch viele Grautöne. Selbst als Kämpfer für die vermeintliche Freiheit stellt sich uns als Spieler ab und an die Frage, ob wir mit der Revolution nicht vielleicht doch nur ein Regime durch ein anderes ersetzen werden.
Was für Nebenaufgaben gibt es in Far Cry 6?
Far Cry 6 quillt regelrecht über vor Beschäftigungsmöglichkeiten. Wir können gemütlich angeln, jagen oder Domino spielen.
Wer etwas mehr Action sucht kann beispielsweise Rennen fahren oder Hahnenkämpfe bestreiten.
Wir können in speziellen Missionen mehr über die Geschichte Yaras und einiger prägenden Figuren lernen. Dabei rekrutieren wir neue tierische Begleiter, die sogenannten Amigos, oder Commandantes, die wir auf spezielle Missionen entsenden können, um Geld und Rohstoffe zu sammeln.
Natürlich können wir auch auf vielfältige Weise das Regime bekämpfen. Wir können Luftabwehrstationen ausschalten oder Militärstützpunkte und Kontrollposten übernehmen. Wir können Nachschublieferungen und Konvois stehlen oder in einem Hinterhalt überfallen. Wir können gefangene befreien, Propaganda-Plakate beschmieren oder sie gleich ganz in die Luft sprengen.
Außerdem ist die Spielwelt von zahllosen Sammelgegenständen, Schatzsuchen und Schriftstücken übersät, denen wir nachjagen können.
Sehr lukrativ sind die besonders schwierigen Sonderaufträge, die wir in die den Guerilla-Lagern finden. Diese können zwar theoretisch alleine bestritten werden, sind aber eher für Mehrspielerpartien empfehlenswert.
Als Belohnung winken bei vielen Nebentätigkeiten Erfahrungspunkte und vor allem Rohstoffe, die wiederrum für den Ausbau unserer Basen oder die Modifikation und Aufwertung der Waffen benötigt werden.
Weiterhin können wir in unseren Basen gestohlene Fahr- und Fluggeräte abliefern, die uns danach immer wieder zur Verfügung stehen. Panzer, Hubschrauber, Flugzeuge, Boote, Motorräder, verschiedene Pferderassen oder einfach nur schöne Oldtimer. Wer will kann sich einen beachtlichen Fuhrpark aufbauen.
Außergewöhnliche Schätze wie das Einhorn oder besonders starke Waffen findet ihr oft auf Schatzsuchen. In unserem Guide „Far Cry 6: Codes, Tipps, Tricks und Lösung zu fast allen Schatzsuchen“ geben wir euch zu den meisten davon wertvolle Hilfestellungen.
Brauch ihr generelle Tipps und Trick um eure Revolution erfolgreich voran zu treiben, dann schaut doch in unserem noch weiter wachsenden Guide „Far Cry 6: Tipps und Tricks für die erfolgreiche Revolution“ vorbei.
Wie lange ist die Spielzeit von Far Cry 6?
Die Hauptgeschichte von Far Cry 6 beschäftigt Spieler für etwas mehr als 20 Stunden. Wer sich aber den zahlreichen Nebenaufgaben widmet und vielleicht auch noch die eine oder andere Mission im Mehrspielermodus mit Freunden bestreitet kann leicht 50 Stunden und mehr im Spiel verbringen. Aber auch das ist noch längst nicht das Ende der Möglichkeiten.
Denn auch nach Abschluss der Hauptgeschichte geht unsere Reise auf Yara weiter. Wöchentlich tun sich neue Bedrohungen auf, denen wir uns stellen können. Und QR-Codes im Spiel könnten bereits auf eine kommende Erweiterung hindeuten. Mehr zu diesem Thema findet ihr in unserem Artikel „Far Cry 6: QR-Codes im Spiel – Das steckt dahinter!“
Wie gut spielt sich Far Cry 6?
Gespielt wird Far Cry 6 alleine oder im Kooperativen Modus zu zweit in der First-Person-Perspektive. Dies betrifft sowohl die normale Fortbewegung zu Fuß, als auch das Steuern von Fahrzeugen. Letzteres kann dadurch bisweilen etwas unübersichtlich werden. Nur in großen Guerilla-Lagern wird zeitweise die Third-Person-Perspektive aktiviert.
Die Handhabung der Waffen ist ordentlich und halbwegs präzise, erfordert aber keine ausgefeilten Fähigkeiten. Die Bewegungen, sowohl zu Fuß als auch mit Fahrzeugen fühlt sich etwas schwammig an, was allerdings kaum störend auffällt. Sehr erfreulich ist, dass sich die verschiedenen Fahrzeuge auch spürbar unterschiedliche Fahreigenschaften besitzen. Die Menüführung ist einfach und übersichtlich organisiert. Damit ist Far Cry 6 auch für Serienneulinge schnell zu überblicken.
Die KI macht gegnerische Soldaten meist zum bereitwilligen Kanonenfutter. Was den Gegnern an Cleverness fehlt, gleichen sie allerdings durch Masse aus. Sobald ein Alarm aktiviert wurde, rücken so lange neue Gegner an, bis wir unser Missionsziel abgeschlossen haben.
Daher ist Schleichen tatsächlich lohnenswert und das Schleichsystem funktioniert auch tadellos. Wir können Gegner sowohl mit Fernkampfwaffen lautlos ausschalten oder uns an sie heranschleichen und sie mit einem Nahkampfangriff beseitigen. Auch die stärksten Gegner können auf diese Weise einfach und schnell eliminiert werden. Die Körper lassen sich direkt festhalten und wegzerren, wodurch wir unsere Spuren schnell verwischen.
Wie gut ist Far Cry 6? Unser Test-Fazit
Far Cry 6 ist ganz klar ein Sklave der Ubisoft-Formel. Die Open World ist mit zahllosen, repetitiven Aufgaben und Sammelgegenständen geflutet, die es eigentlich nicht wirklich gebraucht hätte. Die Serie bleibt sich selbst also weiter treu. Ob man das nun mag oder nicht ist letztlich Geschmackssache, Unterhaltung wird aber in jedem Fall reichlich geboten.
Was mich positiv überrascht und auch begeistert hat sind die Kontraste im Spiel. Von wirklich erschütternder Brutalität bis hin zu albernstem Witz wird hier alles ineinander verwoben. Far Cry 6 zeigt mit seiner Welt und auch der Geschichte, dass das Thema des Spiels über zahllose Facetten verfügt, die zwar im Wiederspruch zu stehen scheinen, letztlich aber doch irgendwie zusammengehören.
Die Spielwelt ist, mit der Einteilung in verschiedene Bereiche, mit Agrar- und Industriesektor, den Basen wieder sehr ähnlich strukturiert wie in Far Cry 5. Das wirkt zunächst einfallslos und langweilig, allerding funktioniert es in diesem neuen Setting nach meinem Gefühl wesentlich besser, als im Vorgänger.
Auch Far Cry 6 ist an vielen Stellen typischerweise etwas überdreht, aber mit den wilden und etwas verrückten Guerillas fühlt es sich stimmig an. Dazu tragen auch die zahlreichen, wirklich gut geschriebenen Charaktere bei.
Far Cry 6 ist wieder ein Spiel von der Ubisoft-Stange, keine Frage! Es folgt den bekannten Schemata der berühmt berüchtigten Ubisoft-Formel. Trotzdem funktioniert das Spiel weit besser, als seine Vorgänger. Die Identifikation mit dem Hauptcharakter ist dank zahlreicher Dialoge viel besser geworden! Allein schon, dass Dani einige Lieder, die im Radio laufen mitsingt, verleiht ihr sehr viel Persönlichkeit. Diese starke Hauptfigur führt zu einer deutlichen Verbesserung der Immersion. Gemeinsam mit der wundervoll inszenierten Inselwelt bietet Far Cry 6 kein revolutionäres, aber doch lohnendes Spielerlebnis.
Positiv
- Zahlreiche spannende Charaktere
- Stimmige Spielwelt
- Zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten
- Toller Soundtrack
Negativ
- Repetitive Aufgaben
- Schwache KI
- Wenige echte Herausforderungen
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