• ' . get_the_title() . ' Logo

Drone Swarm – Testbericht

Von Witali Blum am 29. Oktober 2020 in Review

Seit der Remaster-Version von Homeworld in 2015 gab es nicht mehr viele Weltraum-RTS, die nennenswert wären. Ein Blick auf Drone Swarm von astragon Entertainment macht uns zunächst Hoffnung, denn die Bilder zeigten Gefechte, wie man sie aus Homeworld kennt. Der folgende Test soll zeigen, was dieses Spiel zu bieten hat und ob unser Ersteindruck, der anfangs nur auf präsentierten Bildern beruhte, richtig gewesen ist.

Drone Swarm

Lost in Space

Drone Swarm erzählt mithilfe eines eingeblendeten Comics die dystopische Zukunft der Erde, die zunächst einem Angriff durch Außerirdische unterliegt. Alle Atomwaffen der Welt konnten die technologisch weit überlegenen Neuankömmlinge nicht aufhalten, sondern verwandelten den eigenen Planeten in eine unbewohnbare Einöde. Die wenigen Überlebenden haben nicht mehr viel Zeit, denn Ressourcen und Nahrung drohen in sehr absehbarer Zeit auszugehen. Zudem sind die Angreifer nicht abgezogen, sondern unterziehen die Erde sogenannten Säuberungsangriffen, um die Menschheit endgültig auszulöschen.

Obwohl einige Widerstandsgruppen immer noch die Fremdlinge bekämpfen, wird die Lage zunehmend schlimmer. Die drohnen-bewehrten Waffensysteme der Außerirdischen finden einfach jedes Versteck und ein Sieg muss mit viel Blut erkauft werden. Nur eine Verzweiflungstat bewahrt die Menschheit vor der Auslöschung, als nämlich ein Psi-begabter Freiheitskämpfer seine Substanz aufgibt und seine Persönlichkeit in einen Drone transferiert. Der Körper wird sofort verschlungen, doch sein Geist steuert fortan das fremdartige Waffensystem. Mithilfe einer telepathischen Verbindung zu seinem Bruder hat er immer noch die Verbindung zur Außenwelt und berichtet von seinem Erfolg.

Daraufhin finden sich weitere 32.000 Psi-Adepten, die freiwillig ihrem körperlichen Dasein ein Ende setzen und weitere Feindsysteme übernehmen. Dieser Dronenschwarm schafft es mit Unterstützung einer PSI-Sphäre, die die Angriffe der Konstrukte koordiniert, den Feind in die Flucht zu schlagen. Es bleibt jedoch immer noch das selbst-gemachte Problem der verwüsteten Erde, die alle Bewohner darauf zu einem langsamen Hungertod verurteilt. Das neu erschaffene Drohnenschiff, das zu Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit fähig ist, bleibt die einzige Hoffnung, irgendwo in den Weiten des Universums einen Planeten zu finden, der die Erde ersetzen kann. Wie man diesen erhofften Ort besiedeln möchte, obwohl es nur ein Raumschiff mit beschränkter Kapazität gibt, bleibt jedoch zunächst ein Geheimnis.

 

Der Meteor dein Freund und Helfer

Wer sich von Drone Swarm einen Ableger des RTS-Genres im Stil von Homeworld erhofft hatte, wird bitter enttäuscht werden, denn das Spiel ist schlichtweg ein Tower-Defence-Titel. Bei jeder Mission wird durch kurze Textdialoge das Ziel erläutert und der Spieler darf mit einem Klick auf den Bereit-Button den jeweiligen Level beginnen. Dabei wird das eigene Raumschiff, das die bereits erwähnte Psi-Fähre umgibt, herangewarpt und ein es umgebender Drohnenschwarm kann sofort ins Geschehen eingreifen, wobei das Mutterschiff bis zum Missionsende an seinem Ort fest verharrt. Die Feinde sind entweder sofort präsent oder erscheinen in mehreren Wellen. Je nach Wahl des Schwierigkeitsgrads, von dem drei Abstufungen zur Verfügung stehen, kann ein Gefecht lange, etwa zehn Minuten, oder sehr kurz, manchmal 30 bis 50 Sekunden, dauern.

Die Drohnen kennen insgesamt vier Möglichkeiten, sich zur Wehr zu setzen. Es gibt einen direkten Angriffsmodus, in dem die kleinen Konstrukte Feinde einfach mit ihrer Vielzahl durchbohren. In der Verteidigungsstellung formen die Drohen Wände, die Geschosse oder Laserstrahlen abfangen. Der Kinetik-Modus erlaubt es mithilfe der kleinen Flieger, Objekte zu bewegen. Die Energie-Fähigkeit gewährt Verbündeten Unterstützung, sodass sie mehr Treffer einstecken wie auch austeilen können. Nur wenn alle Modi sinnvoll genutzt werden, können selbst die trickreichsten Missionen erfolgreich abgeschlossen werden. Während anfangs noch die direkte Konfrontation und ein oder zwei Schutzwälle ausreichen, um als Sieger aus einem Gefecht zu gehen, nutzt dieses Vorgehen in den späteren Levels wenig, weil die Feindesflotte zu schnell, zu stark und vor allem zu waffengewaltig ist.

Spätestens wenn das Mutterschiff von allen Seiten mit Lasern und Torpedos beharkt wird, während die eigenen Drohnen mit feindlichen Flak-Geschützen zu Weltraumschrott zerschossen werden, sollte der Spieler seine Taktik überdenken. Sehr häufig sind es vor allem schnelle Fähigkeiten-Kombinationen sowie deren sinnvoller Einsatz, die aus einer scheinbar unlösbaren Mission eine einfach zu gewinnende Schlacht machen. Vor allem die kinetische Bewegung von Objekten mitten in feindliche Flotten kann helfen, sehr früh ihre Anzahl und Panzerungspunkte massiv zu verringern. Aus diesem Grund werden Spieler Level mit Meteorschauern einfach lieben, denn dort fliegen sehr viele zu bewegende Felsen herum. Häufig reicht es sogar, sich mit Schutzwällen einzuigeln und die chaotisch herumfliegenden Gesteinsbrocken erledigen den ganzen Rest von alleine, indem sie mit Gegnern kollidieren. Später können auch kleinere Feindschiffe selbst als Geschosse missbraucht werden.

Wer ist nun dem Schwarmschiff eigentlich feindlich gesinnt? Zu Beginn: einfach alle! Was aber nicht gleichzeitig bedeutet, dass der Spieler eine Vielfalt an Weltraumfahrzeugen zu sehen bekommt. Bis auf wenige Ausnahmen, die der Story dienen, gibt es nur zwei Schiffsdesigns für Standard-Gegner, die in unterschiedlichen Größenskalierungen auftauchen. Es gilt dabei, je größer der Raumer desto gefährlicher, denn er besitzt mehr Panzerungs- sowie Schildpunkte, weist ein größeres Arsenal auf und kann dementsprechend, wenn er nicht aufgehalten wird, schnell das Mutterschiff oder ein zu beschützendes Objekt zu Klump schießen. Klingt zunächst spannend, aber optisch hätten wir uns schon etwas mehr Abwechslung gewünscht.

Dafür besitzt die Feindflotte viele Fähigkeiten, die komplementär zu unseren sind. So gibt es beispielsweise Torpedos, die einen Schildwall aus Drohnen durchstoßen können. Dementsprechend müssen zwei davon hintereinander errichtet werden. Kleine Schiffe umkreisen schnell unser Mutterschiff und zersägen dieses mit Lasern, wenn man sie nicht schnell genug abfängt. Flak-Geschütze dezimieren die Drohnen in Windeseile, sodass wir letztendlich wehrlos sind. EMP Bomben setzen kurzzeitig alle elektronischen Systeme außer Kraft und viel, viel mehr. Fast jeder Level erfordert eine neue Taktik, um als Sieger aus einem Gefecht hervorzugehen, besonders auf den beiden nächsten höheren Schwierigkeitsgraden. Zudem ist es manchmal ausreichend, lange genug zu überleben, um etwa ebenfalls mithilfe eines Teils des Drohnen Schwarms ein Datenpaket zu entschlüsseln oder einen Container zu bergen, um sich anschließend schnell aus dem Staub zu machen.

 

Mission Control

Bisher hört sich alles nach einem typischen Vertreter des Tower-Defence-Genres an. Gibt es denn auch ein Alleinstellungsmerkmal? Natürlich! Die 32.000 Drohen, die das Mutterschiff umschwirren, werden mit der Maus gesteuert, sodass sie der eingezeichneten Flugbahn folgen und je nach gewähltem Modus, der über die Tasten Q, W, E oder R zuvor aktiviert werden muss, eine Fähigkeit einsetzen. Linien, Schleifen oder Kurven spielen alle eine wichtige Rolle bei Angriffs- oder Verteidigungsformationen. Zudem werden sowohl die Fähigkeiten als auch das Mutterschiff durch Upgrades, die in Nebenmissionen freigeschaltet werden, immer mächtiger. Wenn man so will, ist das eine Art Rollenspielsystem für ein Raumschiff.

Wer jedoch in Ruhe die Schlachten bewundern möchte, wird leider enttäuscht werden, denn die Kämpfe erfordern schnelles agieren, sodass man gar keine Zeit hat, die Umgebung näher zu betrachten. Es gibt nicht ein Mal eine Pause-Funktion, um das aktuelle Bild einzufrieren, während das Betätigen der Escape-Taste zwar diesen Effekt hat, doch zugleich auch das meiste mit dem Systemmenü verdeckt. Es ist schon fast so, als wollten die Entwickler gar nicht, dass man ihr Werk genauer betrachtet. Ein Schelm, wer sich dabei böses denkt.

Planetarium

Wir haben es geahnt und wollten es doch nicht wahrhaben: Drone Swarm hat auch optisch gar nichts mit Homeworld zu tun. Die Umgebung ist nur pseudo-dreidimensional, denn alle Spielzüge passieren in zwei Ebenen, ohne dass Höhe oder Tiefe irgendeine Rolle spielen. Das eingeblendete Universum im Hintergrund wiederholt sich immer wieder, selbst die hilfreichen Meteoriten besitzen alle dieselbe Form. Die Feindesvielfalt lässt wie bereist zuvor erwähnt stark zu wünschen übrig. Dafür scheinen die 32.000 Drohen äußerst detailliert animiert zu sein, auch wenn man eine Lupe braucht, um dies zu erkennen. Man fragt sich daher im Laufe des Spiels oft, ob diese Liebe zum Detail weiter gestreut nicht besser angebracht gewesen wäre. Vielleicht kann man ja auf einige DLCs hoffen, die den Umfang erweitern.

Der Spielsound ist ziemlich gut gelungen, vor allem die deutsche Synchronisation. Die Sprecher lesen gekonnt ihre Charaktere aus dem Story-Comic, wenn auch manchmal etwas übertrieben im Tonfall. Die Hintergrundmusik ist passend zum Genre lounge-elektronisch angehaucht, unterhaltsam aber nicht ablenkend. Ein gutes Klangbild, das sinnvoll die Spielelemente untermalt. Dies ist nicht immer selbstverständlich.

 

Fazit

Unsere Hoffnung auf einen weiteren Homeworld-Ableger können wir getrost begraben, denn Drone Swarm ist ein Titel, der zwar den Anspruch formuliert, dem Space-RTS-Genre anzugehören, aber letztendlich ein Tower-Defence-Vertreter ist. Das bedeutet aber nicht, dass dieses Spiel keinen Spaß macht. Die innovative Drohen-Steuerung mittels Maus und Tatstatur ist fordernd und dennoch spannend, weil sie kreative Angriffs- oder Verteidigungsformationen ermöglicht. Etwas enttäuschend fanden wir die Tatsache, dass die Entwickler bei der optischen Darstellung sich hauptsächlich auf den Namensgeber, nämlich den Drohnenschwarm, konzentriert haben, während die feindlichen Schiffe nur auf etwa zwei Grundmodelle aufbauen. Zusammen mit der deutschen Sprachausgabe, was heutzutage nicht selbstverständlich zu sein scheint, liefert astragon Entertainment solide Unterhaltung für das spielerische Budget-Segment.

 

Positiv

  • interessante Steuerung des Schwarms
  • herausfordernde Level
  • deutsche Sprachausgabe

Negativ

  • wenige Feindschiffmodelle
  • pseudo-dreidimensionale Darstellung
  • keine Zeit, die Umgebung zu betrachten
74

Geschrieben von: Witali Blum

Drone Swarm

Release Datum:20. Oktober 2020

Verfügbar für

Genre

USK Alterseinstufung

Alterseinstufung ausstehend.

Es gibt noch keine Kommentare.


Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Top