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Assassins Creed Valhalla im Test – Ragnar Lodbrok oder doch nur Hägar der Schreckliche?

Von Christian Heldmaier am 20. Dezember 2020 in Review

Ragnar Lodbrok oder doch eher Hägar der Schreckliche? Wie fühlt man sich im neuen Winkinger-Abenteuer des Publishers Ubisoft und Entwicklers Ubisoft Montreal? Mit geschliffener Axt haben auch wir unser Drachenboot bestiegen und sind nach Englaland aufgebrochen, um uns einen Platz an Odins Tafel zu verdienen. Was wir dabei erlebt haben und wie gut der Titel funktioniert, lest ihr in diesem Testbericht.

Assassin's Creed Valhalla - Drachenboot

Eine Hauptgeschichte in Episoden

Assassins Creed Valhalla scheint anfangs eine Rachegeschichte zu sein, bei der wir den Mörder unserer Eltern seiner gerechten Strafe zuführen müssen. Tatsächlich ist das aber eigentlich nur der Aufhänger für die ersten Spielstunden. Der Tod unserer Eltern ist schnell gerächt und unsere Wikinger-Reise in das mittelalterliche Englaland beginnt, womit das Rache-Thema praktisch erledigt ist. Von nun an gilt es, eine neue Siedlung für unseren Clan aufzubauen und Verbündete zu finden, um unseren Einfluss in der Wahlheimat auszuweiten und zu sichern.

Assassin's Creed Valhalla - Bündnisskarte

Dabei wird die Geschichte in lose zusammenhängende Episoden aufgeteilt. Wir bereisen ein Gebiet Englalands nach dem anderen und erfüllen verschiedene Aufträge, um die ansässigen Machthaber auf unsere Seite zu ziehen oder verschiedene Feinde zu bekämpfen.

Auf unserer Reise werden wir so zum Beispiel Teil von Belagerungen, Eroberungen, Intrigen oder decken Verschwörungen auf. Ab und an dürfen wir sogar Entscheidungen über Leben und Tod fällen, die allerdings keine nennenswerten Konsequenzen nach sich ziehen.

Assassin's Creed Valhalla - Eroberungen

Damit bietet die Geschichte zwar immer wieder neue Impulse, die uns bei Laune halten, allerdings fehlt unserem Charakter über weite Strecken eine persönliche Motivation. So bleibt unser wahlweise männlicher oder weiblicher Charakter Eivor Wolfsmal das ganze Spiel hindurch recht blass. Das mag auch am fehlenden Ausdruck in den Gesichtsanimationen liegen.

Natürlich beinhaltet Assassins Creed Valhalla auch wieder ein paar Fragmente der Gegenwartsgeschichte rund um Layla Hassan, die aber praktisch nur für Assassins Creed Veteranen von Interesse sein dürften und entsprechend selten aufgegriffen wird.

Die Welt von Assassins Creed Valhalla

Nach einer kurzen Episode im schneebedeckten Norwegen betreten wir den Hauptschauplatz des Spiels: Englaland! Hier warten schier endlose Reichtümer, Artefakte, Geschichten, Mysterien und Geheimnisse nur darauf, von uns entdeckt zu werden.

Assassin's Creed Valhalla - Map

Die äußerst detailreich gestaltete Spielwelt hat hinter fast jeder Ecke etwas Interessantes zu bieten. Siedlungen, Klöster, Räuberlager, römische Ruinen, Höhlen, auffällige Felsformationen, einsame Gebäude oder einfach nur wunderschöne Landschaften; die Welt von Assasssins Creed Valhalla hat praktisch alles zu bieten, was sich ein Wikinger-Eroberer nur wünschen kann. Je nachdem in welcher Provinz wir uns im Spiel aufhalten, begegnen uns zudem andere Volksstämme mit ihren ganz eigenen kulturellen Eigenheiten.

Assassin's Creed Valhalla - Stadt

Dank einer ausreichenden Anzahl an Schnellreisepunkten, einem Drachenboot und einem Pferd, sind wir immer mobil und können die weitläufige Welt komfortabel bereisen.

Assassin's Creed Valhalla - Pferd

Die Welt hat also einiges zu bieten, wobei die Belohnungen für die Erkundung oft eher überschaubar ausfallen und so sich manche Tätigkeiten schnell repetitiv anfühlen. Dennoch muss sich die Welt Assassins Creed Valhalla keineswegs hinter einem Schildwall verstecken.

Ungenaues Kampfsystem und ver(w)irrte KI

Das Kampfsystem ist wie schon in den Vorgängern weniger auf Präzision, als vielmehr auf actionreiche Inszenierung ausgelegt. Assassins Creed Valhalla stellt also keine großen Ansprüche an eure Kampfkünste. Nah genug an den Gegner ran, ungefähr in seine Richtung schauen, einen Angriff ausführen, das Spektakel genießen und wiederholen. Das war’s! Wer will kann auch Spezialfähigkeiten einsetzen, um seinen Gegnern besonders spektakulär in den Hintern zu treten. Deren Einsatz ist in aller Regel aber nicht notwendig, um mit den meist recht plump agierenden Gegnern fertig zu werden.

Assassin's Creed Valhalla - Kampfsystem

Denn obwohl die Kämpfe sehr dynamisch wirken und gerade bei Plünderungen mit der ganzen Mannschaft teilweise schon fast cineastische anmuten, verbirgt sich unter der schönen Fassade ein nicht ganz gesunder Kern. Die KI der Gegner, aber auch unserer eigenen Mannschaft gehört eindeutig zu den Schwächen des Spiels. Dies zeigt sich insbesondere bei der Wegfindung, die regelmäßig zu fast schon bizarren Situationen führt. Mal rennen von uns befreite Kameraden wie kopflose Hühner gegen eine Leiter an, ohne diese zu erklimmen; ein anderes Mal springen unsere Verfolger gleich reihenweise ohne ersichtlichen Grund auf ein Hausdach. Aber auch sonst bekleckern sich unsere Gegner oft nicht gerade mit Ruhm. Gelegentlich bleiben sie im größten Schlachtgetümmel reglos stehen oder registrieren nicht, wenn nur wenige Meter von Ihnen entfernt ein Kamerad lautstark hingemetzelt wird. Solche Momente stören regelmäßig die Immersion und die an sich gut angelegte Inszenierung der Spielwelt und unserer Raubzüge.

Auch in der direkten Auseinandersetzung ist von den Gegnern in der Regel kaum mehr als blindes Anrennen zu erwarten. So lassen sich auch größere Mengen an Gegnern recht gut beherrschen oder einzelne überlegene Gegner ausmanövrieren.

Aktivitäten, Nebenquests und Welt-Ereignisse

Den größten Anteil des Spiels nehmen die verschiedenen Nebenaktivitäten ein. Das Spiel recycelt zahlreiche Komponenten seiner Vorgänger und baut damit auf ein solides, wenn auch nicht gerade unumstrittenes Grundgerüst auf. Es gibt wieder einen Kult, den es auszuschalten gilt. Es gibt wieder einen Ausflug in die Welt der Götter und Sagen unseres Protagonisten. Es gibt wieder Söldner, die uns jagen, auch wenn sie sich dieses Mal Eiferer nennen. Es gibt wider fliegende Zettel, die es einzufangen gilt.

Assassin's Creed Valhalla - Mystik

Valhalla übernimmt also viele der Stärken und Schwächen, für welche die Assassins Creed Reihe hinlänglich bekannt ist. Einerseits gibt es eine Fülle an Beschäftigungsmöglichkeiten, andererseits machen bei weitem nicht alle davon auch wirklich Spaß.

Eine Welt für Entdecker

Wie bereits erwähnt lädt die Spielwelt zum Erkunden ein. Praktisch überall erwarten uns kleine Rätsel und Schatzsuchen, die mal mehr, mal weniger komplex ausfallen. So können wir uns beispielsweise auf die Suche nach römischen Artefakten begeben oder Orte von Flüchen erlösen. Bei der Suche nach Reichtümern und verborgenen Geheimnissen gilt es oft verborgene Durchgänge zu entdecken, Schwachstellen in Wänden und Böden zu finden und sich durch diese einen Weg zu bahnen. Und natürlich dürfen auch Kletterpartien zu schwer zugänglichen Orten nicht fehlen. Die wichtigsten Tipps und Tricks für Schatzsucher findet ihr in unserem Guide.

Assassin's Creed Valhalla - Geheimnisse

Wer gerne Gebäude, Höhlen, Ruinen oder einfach nur die Landschaft erkundet, der wird schier endlose Stunden mit Assassins Creed Valhalla verbringen können.

Welt-Ereignisse: albern statt spannend

Eine Art von Nebenquests sind die sogenannten Welt-Ereignisse, die uns überall auf unserem Weg begegnen. Immer wieder treffen wir Charaktere, die ein bestimmtes Problem oder Anliegen haben, bei dem wir behilflich sein sollen.

Leider sind viele der Geschichten, die sich hinter diesen Begegnungen verbergen alles andere als gelungen. Hier begegnet uns oft simpler Pipi-Kaka Humor und Aufträge, die so einfach sind, dass wir sie teilweise in weniger als einer Minute abgeschlossen haben. So müssen wir einem Wikinger, dem eine Axt im Kopf steckt lediglich beschreiben wie schlimm seine Wunde aussieht.

Assassin's Creed Valhalla - Weltereignisse

Und auch an der Logik hapert es bis weilen gewaltig: Als wir Beispiel den Streit zwischen einem Bauern und einem Händler, um eine gerechte Aufteilung des gemeinsamen Verdienstes dadurch lösen, dass wir kurzerhand Ihren Kornspeicher niederbrennen, freuen sich beide Geschäftspartner und ihre Familien darüber. Denn nun ist der Grund des Streits beseitigt. Das wir allerdings auch ihre Lebensgrundlage in Schutt und Asche gelegt haben stört die auf der Tonspur jubelnden NPCs scheinbar nicht. Doch wenigstens die Charakteranimation zeigt im krassen Gegensatz dazu weinende Figuren.

In ihrem Versuch witzig zu sein, wirken viele Welt-Ereignisse leider eher albern oder bleiben aufgrund ihrer Kürze vollkommen belanglos, da uns auch praktisch keine Entscheidungen abverlangt werden.

Verbesserung von Waffen und Ausrüstung

Auch im neuesten Teil der Assassins-Creed-Reihe ist eine gute Ausrüstung ein Schlüssel zum Erfolg. Im Vergleich zu seinen Vorgängern sammeln wir jedoch weit seltener neue Waffen und Rüstungen auf, können diese aber über lange Zeiträume durch kontinuierliche Verbesserung nutzen und durch den Einsatz von Runen modifizieren.

Assassin's Creed Valhalla - Charakter

Hierzu benötigen wir verschiedene Rohstoffe, die wir auf unseren Reisen vor allem in Truhen oder bei Händlern finden können. Einfachere Verbesserungen können wir selbst vornehmen, besondere Aufwertungen erfordern hingegen eine Schmiede.

Die größte Nebenquest ist unsere Siedlung

Ausschweifende Nebenquests begegnen uns in Assassins Creed Valhalla vergleichsweise selten. Einige wirklich gute Geschichten warten aber in unserer Siedlung auf uns, die an sich vielleicht die größte Nebenquest des gesamten Spieles ist.

Sie ist praktisch Dreh und Angelpunkt, wenn nicht sogar das Herz des Spiels. Von hier planen wir nicht nur unsere Bündnisse und nächsten Schritte, sondern verbessern beispielsweise unsere Ausrüstung, verändern unser Aussehen, werben neue Mitstreiter an, treiben Handel und lernen den Weg der Assassinen.

Nach und nach bauen wir die Siedlung weiter aus, schalten dadurch neue Möglichkeiten und Vorteile frei und lernen Ihre Bewohner kennen. Mit ihnen teilen wir Freud und Leid und werden von Zeit zu Zeit auch in ein Abenteuer verstrickt. Natürlich können wir hier auch dem Würfelspiel Örlög oder dem Wettrinken frönen oder uns im Spottstreit, der an das Beleidigungsfechten aus Monkey Island erinnert, duellieren. An diesem Ort tauchen wir also ganz tief in unser Wikinger-Dasein ein.

Raubzüge – ein lohnendes Hobby

Des Wikingers liebstes Hobby ist natürlich auch in Valhalla der Raubzug. Dabei sind Abteien und Klöster unser bevorzugtes Ziel.

Entweder schippern wir gemeinsam mit unserer Mannschaft über die Flüsse, bis wir auf ein lohnendes Ziel treffen und landen oder wir entdecken es bei unserem Landgang und stoßen kräftig in unser Kriegshorn, um unsere Mannschaft herbei zu rufen.

Assassin's Creed Valhalla - Horn

So oder so fallen wir mit unserer wilden Horde (fast) unbarmherzig ein. Für feindliche Krieger gibt es keine Gnade und auch Körperteile trennen sich gerne einmal von ihren einstmaligen Besitzern, das töten von Zivilisten ist aber Tabu!

Ist der Widerstand der Verteidiger gebrochen, steht zünftiges Brandschatzen auf dem Programm! Ein Gebäude nach dem anderen wird geplündert und geht danach nicht selten in Flammen auf. Viele der Türen stehen uns allerdings nicht direkt offen. Mal müssen wir eine Tür gemeinsam mit einem Crewmitglied aufbrechen, mal einen Schlüssel aufstöbern, mal die Schwachstelle in einer Mauer finden.

Assassin's Creed Valhalla - Plündern

Als Lohn winken uns neben Silber und Reichtümern für den Ausbau unseres Lagers auch neue Fertigkeiten oder Waffen und echtes Wikinger-Feeling!

Fazit

Die größte Stärke von Assassins Creed Valhalla ist seine Spielwelt. Jede Ecke weckt unseren inneren Entdecker und gemeinsam mit der unglaublich dichten Atmosphäre in Städten und Siedlungen zieht uns das Spiel immer tiefer in die Welt unseres Helden.

So liebevoll die Gestaltung der Spielwelt ist, so enttäuschend sind aber viele der Geschichten, Rätsel und Aufgaben mit denen sie gefüllt wurde. Nicht unbedingt, weil sie per se schlecht wären, aber sie können mit der Qualität der Welt schlicht nicht Schritt halten.

Besonders die unnötig albernen und extrem kurzen Welt-Ereignisse wirken deplatziert. Auch unser Charakter Eivor entwickelt keinen echten Tiefgang, wodurch es schwer fällt, eine emotionale Bindung aufzubauen. Ihm/Ihr fehlt es zudem an einer echten Mission. Ja, es ist unser Auftrag unserem Clan eine neue Heimat zu geben und die einzelnen Abschnitte der Hauptgeschichte bieten teils grandiose Abenteuer, aber dabei kommt nie das Gefühl auf, dass wir hierbei unersetzlich wären. Damit ist es zwar immer noch spannend, Eivor durch die Geschichte zu begleiten, aber emotional nimmt uns Assassins Creed Valhalla nur sehr selten wirklich mit.

Das Spiel wirkt weniger wie ein in sich geschlossenes Meisterwerk, sondern eher wie ein Mosaik aus vielen, qualitativ sehr unterschiedlichen Teilen.

Assassins Creed Valhalla garantiert seinen Spielern mit der gelungenen Spielwelt und den zahlreichen verschiedenen Aktivitäten zahllose Stunden guter Unterhaltung. Für ein wahres Wikinger-Epos, reicht es aber nicht.

Positiv

  • Grandiose Spielwelt
  • Zahlreiche Aktivitäten
  • Packend inszenierte Kämpfe

Negativ

  • Alberne Weltereignisse
  • Fehlende Charaktertiefe
  • Schwache KI
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Christian Heldmaier

Geschrieben von: Christian Heldmaier

Gelernter Mediengestalter und Master of Science in der Fachrichtung Publishing. Berufserfahren in den Feldern Social Media Management, Webmonitoring, Online Marketing, SEA und SEO.

Assassin’s Creed Valhalla

AC Valhalla
Publisher:Ubisoft
Entwickler:Ubisoft Montreal
Release Datum:10. November 2020
Kurzbeschreibung:Als Wikinger/in Eivor Wolfsmal macht ihr euch auf ins ferne Englaland. Hier gilt es eine Siedlung zu errichten, neue Verbündete zu gewinnen und unzählige Schätze und Geheimnisse zu entdecken.

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Alterseinstufung ausstehend.

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