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The Crew 2

Von Tim-Oliver Siegwart am 29. Juli 2018 in Review

The Crew 2 lässt uns wieder wie bereits im Vorgänger die gesamte USA bereisen, doch dieses Mal zu Wasser zu Land und sogar in der Luft. Wo die großen Stärken und Schwächen des Arcade-Rennspiels liegen, lest ihr hier beim Mighty Games Mag.

The Crew 2 startet mit einem fulminanten Intro, wo wir sogleich alle drei Elemente bereisen dürfen. Ein spektakuläres Auftaktrennen im Stil von Inception, wo sich die Perspektive faltet, lässt auf satte Arcade-Rennaction hoffen und holt die Aufmerksamkeit des Spielers sofort. Wer aber nun auf eine interessante Story hofft, wird leider enttäuscht werden, denn die Hintergrundgeschichte ist sehr langweilig und bietet keine Höhepunkte. Wir wollen ganz einfach der beste Rennfahrer werden und die meisten Follower bekommen. Besonders Letzteres ist der Traum eines jeden Benzinjunkies, oder nicht? Letztendlich arbeiten wir uns dann aber nur von Event zu Event vor, sodass sogar die eigentlich schöne große Spielwelt zu einem Nebenschauplatz verkommt und vom Spieler nicht wirklich bereist wird, aber dazu später noch mehr.

Nach dem Spielstart wartet die Charaktererstellung auf den Spieler. Leider geizt Ubisoft hier wie in Ghost Recon Wildlands und anderen Spielen mit Optionen und Einstellmöglichkeiten. Genau genommen wählen wir nur zwischen bereits vorgefertigten Avataren und haben keinen Einfluss auf das Erscheinungsbild. Ein wenig dürfen wir die Kleidung zwar anpassen, aber das war es dann leider auch schon. Wirklich schade, hier wird dem Spieler die Immersion genommen.

Nach dem filmreifen Auftritt steht der Spieler nun also mehr oder weniger alleine in der Wüste und kann sich sein nächstes Event aussuchen. Die Story ist völlig belanglos und hat keinen gewichtigen Einfluss. Es steht dem Spieler also frei, die teilweise unnötigen Videos anzuschauen oder direkt zum Rennen zu gehen. Es stehen vier Kategorien zur Auswahl. Freestyle, Street Racing, Pro Racing und Off Road.

Beim Freestyle muss nicht eine abgesteckte Strecke befahren und möglichst vor dem Gegner die Ziellinie überschritten werden. Hier geht es um Tricks, Stunts und Kunstflüge, für die es Punkte gibt. Je schwieriger die Kunststücke sind, desto mehr Punkte gibt es. Also Belohnung winken am Ende Follower und Preisgelder. Mitunter ist dies eine der interessantesten Kategorien in The Crew 2.

 

Street Racing – im Sinne von The Fast and the Furious gibt es Straßenrennen in den US-Metropolen. Mit Straßenautos wird hier über den Asphalt gedonnert. Wer die besten Abkürzungen kennt, hat die höchsten Chancen auf den Sieg. Nach jedem Erfolg gibt es zudem immer zufällige Tuning-Teile für das eigene Auto.

 

In der Pro Racing Kategorie wird mit richtigen Rennwagen um den Sieg gekämpft. Als Schauplätze dienen hierbei sowohl richtige Rennstrecken als auch Straßenkurse. Natürlich gibt es auch hier nach dem Rennen Aufwertungen für das Fahrzeug zu gewinnen.

 

Zu guter Letzt haben wir noch die Off Road Rennen. Hier geht es durch den Schlamm, über Stock und Stein. Es stechen besonders die Motocross-Rennen ins Auge, besonders wegen der sehr fragilen Steuerung.

Welche Kategorie man auch favorisiert, man muss für die nötigen Follower und Preisgelder natürlich alle absolvieren. Bei den Straßen- und Überlandrennen ist die schlechte Streckenführung oftmals ein Problem. Der Spieler erkennt nicht immer, in welche Richtung er geraden fahren sollte, sodass man oftmals unnötig Positionen verliert, nur weil der Streckenverlauf nicht deutlich ersichtlich war. Die vielen Abkürzungen tun ihr Übriges. Besonders nervig ist die gefürchtete Gummiband-KI. Egal wie gut wir fahren, sie sitzt uns immer im Nacken. Fahren wir schlecht, haben wir immer die Gelegenheit aufzuholen. Das ist kein zeitgemäßes Gameplay und zuweilen sehr frustrierend.

Die Events sind auf der gesamten Karte verteilt und können im Free Mode erreicht werden. The Crew 2 überlässt es uns, wie wir jedes Ereignis erreichen. Wir können fliegen, mit dem Boot oder dem Auto fahren. Die Landschaft der USA bietet hier sehr viele wunderschöne Situationen im Tag-Nacht-Wechsel. Da es aber abseits der Events relativ wenig zu erleben gibt, wird man nach den ersten Stunden die Events immer direkt über das Menü starten und nicht die riesige Spielwelt bereisen. Hier hätte mehr Content abseits der Route dem Gameplay geholfen. So verkommt die riesige Open World zu einem kleinen, netten Feature ohne Belang.

Während die Landschaft noch sehr ikonisch ist und sich sehr gut dem entsprechenden Bereich in Amerika zuordnen lässt, erscheinen die Städte lieblos. Zum einen wirken sie sehr leblos und undetailliert bei den Häusern. Zum anderen haben sie absolut nicht mit ihren realen Vorbildern zu tun. Wir fahren hier zwar durch L.A. oder San Francisco, aber weder das Straßennetz noch die Sehenswürdigkeiten sind auch nur annähernd originalgetreu. So fahren wir zwar über die Golden Gate Bridge, aber am Ende der Brücke wartet nicht die bergige Highway One, sondern eine platte, flache Landschaft. In Hollywood fahren wir am Boulevard vorbei und wissen nur, dass es diesen darstellen soll. Keines der typischen Gebäude hat es ins Spiel geschafft – die Straße sieht komplett anders aus. Schade, das wirkt richtig billig wie bei Spielen vor 20 Jahren. Keine Frage ein Watch Dogs 2 hat die Bay Area auch nur teilweise dargestellt, vieles ausgelassen und abgekürzt und hatte im Gesamtbild nur ansatzweise etwas mit der wirklichen Bay Area zu tun, aber es wurde zumindest teilweise besser umgesetzt. In GTA 5 wurden weite Teile L.A. nachempfunden. Bei The Crew 2 lässt hier nicht nur die Liebe zum Detail zu wünschen übrig, man könnte sogar die Ortsschilder tauschen und keiner würde die Stadt erkennen.

Der Fuhrpark

 

Der Fuhrpark ist mit knapp 200 lizenzierten Fahrzeugen von 58 Herstellern verhältnismäßig klein. Schaut man über den Tellerrand zum kommenden Forza Horizon 4 mit seinen 450 Autos, ist das recht wenig. Ist aber gar nicht schlimm, denn die Autos einer Klasse fahren sich eh mehr oder weniger gleich. Unterschiede merkt man nur beim Klassen Wechsel zu Drift, Pro Racing etc. Das hängt natürlich auch mit der mangelnden Fahrphysik zusammen. The Crew 2 schafft es nicht, ein realistisch wirkendes Feeling zu erzeugen. Selbst für einen Arcade-Racer ist das alles viel zu rudimentär. Meistens reicht die gute alte Vollgastaktik, gebremst wird an den Banden, den Häuserwänden oder mithilfe der Gegner. Was auch nicht schlimm ist, denn ein Schadensmodel existiert ebenfalls nicht. Ob wir nun also mit 300 Sachen vor der Kurve bremsen oder uns von der Bande abprallen lassen ist egal. Beim Flug wird man zumindest einige Meter zurückgesetzt. Zwar kann man über das Options-Menü den Realismus einstellen und Fahrhilfen ausschalten, aber das Fahrverhalten wird dadurch nicht realistischer.

Grafisch ganz ok

 

Die Fahrzeuge sehen allesamt sehr schön modelliert und auch detailreich aus. Auf der grafischen Höhe befindet sich The Crew 2 allerdings nicht. Hier mussten offensichtlich für die Konsolen einige Abstriche gemacht werden. Zwar schafft es das Spiel immer wieder, sehr schöne Landschaften auf den Monitor zu zaubern, aber der Detailgrad und die Auflösung kommen an Forza Horizon oder Need for Speed nicht heran. Abgesehen vom Intro sind die belanglosen Videos der Story nicht wirklich ein Augenschmaus und werden schnell übersprungen. Was hingegen sehr gut funktioniert ist der Wechsel vom Auto ins Flugzeug oder das Boot. Hier gibt es keine Verzögerungen. Die riesige Spielwelt wird unspürbar im Hintergrund geladen, sodass für den Spieler der Spielfluss nicht gestört wird. Wettereffekte wie Schnee, Regen und der Tag-Nacht-Wechsel wirken sehr schön, auch wenn sie quasi keinerlei Auswirkung auf das Fahrverhalten haben. Somit kann man The Crew 2 auch mit Tastatur, Gamepads oder Lenkrädern spielen, ohne einen merklichen Unterschied zu spüren.

Kein Multiplayer vor Dezember

 

An dieser Stelle würden wir euch nun eigentlich einiges über den Multiplayer verraten. Dieser findet aber nicht vor Dezember seinen Weg ins Spiel. Somit gibt es keinen PvP-Content –  quasi das Lebenselixier, die Essenz des Rennsports. Lediglich im Koop lassen sich einige Events fahren. Nicht zuletzt erscheint The Crew 2 unfertig und zu früh veröffentlicht. Ubisoft hat mit seinen aktuellen Spielen aber bewiesen, dass sie am Ball bleiben und die Titel kontinuierlich verbessern.

Fazit

Große Stärken haben wir abgesehen von der riesigen Spielwelt noch keine gefunden. The Crew 2 hat zwar interessante Ansätze, setzt diese aber sehr schlecht um. Für den fliegenden (Wortspiel beabsichtigt) Fahrzeugwechsel gibt es selten einen Grund. Die riesige Landschaft wird mangels an Interaktionen nicht bereist, man springt die Events direkt an. Metropolen wirken unecht und lieblos. Die Story und das Follower-System wirken sehr notdürftig und versprühen keinen Benzingeruch. Durch die schlechte Fahrphysik, fahren sich die Autos einer Klasse gleich und es gibt wenig motivierende Gründe, sich weitere zu kaufen. Indem Ubisoft hier mehrere Disziplinen ins Spiel bringt, ist sehr interessant und macht kurzzeitig dennoch richtig Spaß. Der fehlende Multiplayer ist für ein Rennspiel unverzeihlich, vielleicht hätte man den Release auf Dezember verschieben sollen. Dann wäre vermutlich auch mehr Zeit für Content abseits der Events gewesen. Leider gibt es hier sehr viel verschenktes Potenzial, unsere Hoffnung ruht auf Ubisofts ständiger Weiterentwicklung seiner Titel.

Positiv

  • riesige Spielwelt
  • Autos, Boote, Flugzeuge
  • tolle Landschaften

Negativ

  • Gummiband-KI
  • belanglose Story
  • schlechte Fahrphysik
  • Städte
71
Tim-Oliver Siegwart

Geschrieben von: Tim-Oliver Siegwart

Beim Mighty Games Mag der Mann für Hardware, Rennsimulationen und First Person Shooter. Mit dem 286er und MS-DOS aufgewachsen und das Internet auf seinen ersten Schritten begleitet. Beruflich in der Gamesbranche tätig.

The Crew 2

Publisher:Ubisoft
Entwickler:Ivory Towers
Release Datum:29. Juni 2018

USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

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