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Perception – Einmal blind sein

Von Nikolas Rau am 10. August 2017 in Review

In dem neuen Horrorspiel Perception schlüpfen wir in die Rolle einer Blinden und müssen ein Haus erkunden. Diese innovative Idee bietet viel Potenzial für ein besonderes Spielerlebnis. Aber haben es die Entwickler von The Deep End Games geschafft, sie richtig umzusetzen? Wir bringen für euch Licht ins Dunkel.

Als Spieler schlüpft man in die Rolle von Cassie, einer blinden Frau. Allerdings ist sie nicht vollends blind, denn es ist ihr möglich, anhand von Echoortung die Umgebung für kurze Zeit sichtbar zu machen. Sie kann Schallwellen so wahrnehmen, dass sie daraus schließen kann, wie ihre Umgebung aussieht.

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Getrieben von einem Albtraum soll der Spieler ein altes Haus erkunden, dass dort immer wieder auftaucht. Dabei erfahren wir viel über die die Geschichte des Hauses und stellen fest, dass hier einige übernatürliche Dinge vor sich gehen. Da das Spiel sehr von seiner Story lebt, soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden. Wir sind aber auf keinen Fall alleine in dem Haus.

Das Spiel schafft gerade zu Anfang eine sehr dichte und gruselige Atmosphäre. Die Dunkelheit um uns herum sorgt für ein Gefühl der ständigen Bedrohung und des Unbekannten. Die Entwickler haben es geschafft, dass man sich wirklich hilflos und ausgeliefert fühlt. Allerdings verliert sich diese Spannung nach ungefähr der Hälfte des Spiels und die Atmosphäre nimmt stark ab.

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Die Spielmechaniken sind sehr intuitiv und simpel gehalten. Durch die Fähigkeit der Echoortung ist es möglich um sich herum „Licht“ zu erschaffen. Ansonsten wäre Cassie in totaler Dunkelheit versunken. Jeder Schritt den sie macht löst eine kleine Schallwelle aus, wodurch ein ganz kleiner Kreis kurzfristig erhellt wird. Somit ist gewährleistet, dass man nicht ständig gegen Wände und Gegenstände läuft. Zusätzlich ist es noch möglich, unterschiedliche Geräuschquellen einzuschalten, die dann langfristig einen großen Bereich beleuchten.

Um unabhängig davon etwas erkennen zu können, nutzen wir unseren Stock, wodurch ein Teil eines Raumes erkennbar wird. Dies bleibt auch für einige Sekunden so, verfärbt sich dann aber wieder schwarz bis es in totaler Dunkelheit versunken ist. Nachteil an dem Schlag mit dem Stock ist aber, dass dadurch unsere Feinde angelockt werden. Dies soll dazu führen, dass der Spieler nicht ständig seine Umgebung sichtbar macht. Im Prinzip ist es eine gute Lösung, aber die Entwickler haben sie zu einfach umgesetzt. Der Spieler kann nämlich quasi dauerhaft den Schlag nutzen, da es sehr lange dauert bis unser Gegner auftaucht. Falls dies passiert, ist es möglich in eins der vielen Verstecke zu fliehen und kurz zu warten.

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Wenn der Spieler das einmal verstanden hat, ist schon sehr viel von der anfänglichen Bedrohung genommen. Im späteren Verlauf kommt noch eine andere Gegnerart hinzu. Dies sind schießende Puppen, welchen Cassie aber einfach durch rennen entkommt. Somit sind die Bedrohungen, wenn man sie einmal verstanden hat, eher harmlos.

Generell wirkt das Spiel sehr simpel. Die Rätsel die gestellt werden sind sehr einfach gehalten und beschränken sich auf Zahlenkombinationen und das wiederholte Nutzen von Gegenständen.

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Um die Rätsel zu lösen hat Cassie unterschiedliche Hilfsmittel. Da ist zum einen ihr sechster Sinn, mit dem sie immer ihr Ziel hervorheben kann und weiß wohin sie gehen muss. Das trägt zu Orientierung bei und ist sehr wichtig. Denn ohne diesen Sinn wäre der Spieler aufgeschmissen. Aus dem Spiel heraus ist nicht immer ersichtlich, wohin es als nächstes gehen soll und vor allem wo dieser Ort ist. Ein großer Nachteil der Blindheit ist die Orientierungslosigkeit. Da man kaum visuelle Punkte hat, an die man sich erinnern kann, verläuft man sich schnell in dem riesigen Anwesen. Selbst wenn man durch den Sinn weiß, wo das Ziel ist, kann es manchmal sehr schwer werden, dorthin zu kommen. Das endet manchmal in viel Hin- und Herlaufen und kann den Spieler frusten. Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich im Laufe des Spiels die Umgebung verändert und somit teilweise auch noch die wenigen Orientierungshilfen verschwinden.

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Eine weitere Hilfe sind unterschiedliche Handyapps, die Cassie nutzen kann. Damit ist es ihr möglich Texte vorgelesen zu bekommen oder Fotos an eine Agentur zu schicken, die ihr dann beschrieben werden. Diese Idee ist schön umgesetzt, hätte aber weggelassen werden können. Denn Cassie kann Gegenstände einfach berühren und löst damit Erinnerungen aus, die die Geschichte des Hauses erzählen.

Die Grafik des Spiels ist sehr einfach gehalten. Wenn wir einen Teil erhellen, ist dieser blau grau. Türen und Notizen sind meist hellblau erleuchtet. Sehr wichtige Dinge zum Interagieren sind grün gefärbt. Im Prinzip ist der Grafikstil gut gelungen und passt zu dem Spiel. Besonders schön sind die Animationen vom Wind, der an Gebäuden vorbeipfeift. Da dies ein Geräusch auslöst, schießen um Gebäude und durch Fenster blaue Wellen, die eine schöne Abwechslung bieten. Der Rest des Hauses wirkt auch schön und liebevoll gestaltet, auch wenn einige Räume sich stark ähneln.

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Der Sound ist eine der großen Stärken des Spiels. Gerade zu Anfang erschreckt man bei jedem kleinen Geräusch und bleibt in Schockstarre stehen oder rennt weg. Hier kann der Spieler ein wenig nachfühlen, wie sich ein Blinder fühlen muss. Jumpscares brauchen daher meist nicht mal eine visuelle Darstellung, sondern nur ein sehr lautes Geräusch. Musik wird sehr gezielt eingesetzt und ist wenig vorhanden. Meist nur, wenn man einen Teilabschnitt beendet hat. Das bedeutet aber nicht, dass es sehr ruhig ist. Überall knistert, klappert und rauscht es.

Die Vertonung ist zwar nur auf Englisch, aber die Sprecher kommen glaubwürdig und authentisch rüber. Emotionen wie Angst und Wut werden gut umgesetzt. Leider fehlen einige Untertitel, wer aber die englische Sprache gut beherrscht, dürfte durch die klare Aussprache alles verstehen, sodass man die Übersetzung ausschalten kann.

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In dem Spiel gibt es leider einige Fehler, die zwar nicht unbedingt schwerwiegend sind, aber dennoch das Spielgefühl stören. Zum Beispiel steht ein Auto in mehreren Kisten herum oder Schritte auf matschigem Untergrund klingen an einer Stelle genauso wie der Dielenboden in dem alten Anwesen.

Fazit

Perception ist an sich ein solides Horrorspiel. Es geht dem Trend hinterher, den Spieler in eine hilflose Situation zu versetzen, in der er nur wegrennen oder sich verstecken kann. Jumpscares runden das ganze schön ab. Die Atmosphäre weiß gerade zu Anfang noch mitzureißen und den Spieler in Angstzustände zu versetzen.

Die Idee mit der Blindheit ist spannend und etwas Neues. Allerdings haben die Entwickler sie nicht komplett ausgereizt. Es wäre schöner gewesen, wenn man durch die Blindheit wirklich vor Herausforderungen gestellt wird. Leider kann man ihr durch die Echoortung zu oft entkommen. Hätte man dies auf Schritte und Geräuschquellen wie dem Radio beschränkt, hätte das Spiel deutlich an Schwierigkeit und langanhaltender Atmosphäre gewonnen.

Im Endeffekt ist so aber eher ein Walking-Simulator entstanden, der mit seiner spannenden Story und schönen Effekten größtenteils zu überzeugen weiß.

Positiv

  • Zu Beginn tolle Atmosphöre
  • Spannende Story
  • Schön inszenierte Effekte
  • Atmosphärischer und passender Sound

Negativ

  • Kleine Bugs
  • Sehr leichte Rätsel und Gegner
  • Atmosphäre lässt stark nach
75
Nikolas Rau

Geschrieben von: Nikolas Rau

Kinderpfleger und angehender Erzieher. Großes Hobby natürlich PC-Spiele, dabei gerne auch neue und innovative Dinge aus dem Bereich Indie. Neueinsteiger in der Branche.

Perception

Publisher:Feardemic
Release Datum:30. Mai 2017
Kurzbeschreibung:Blind durch ein altes Horrorhaus laufen klingt interessant, aber auch sehr gruselig. In Perception soll der Spieler genau in diese Situation gebracht werden.

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Alterseinstufung ausstehend.

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