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Pathfinder: Kingmaker – Digital statt Stift und Papier

Von Gabor Röser am 5. November 2018 in Review

Viele Rollenspielfans waren von der Idee begeistert, dass Deep Silver die Pen & Paper-Kampagne Pathfinder: Kingmaker als Computer-Rollenspiel veröffentlichen wollte. Durch die damalige Crowdfunding-Kampagne kamen immerhin stolze 900.000 US-Dollar zusammen.
Ob Pathfinder: Kingmaker an bereits erfolgreiche Rollenspiele wie Baldurs Gate anknüpfen kann und den Ansprüchen der Unterstützer gerecht wird, erfahrt ihr im folgenden Review.

Intro

Den eigenen Charakter spielen und seine Entscheidungen und Handlungen steuern, dies war und ist das Grundkonzept eines Fantasy-Rollenspiels. Pathfinder: Kingmaker versucht dieses Spielerlebnis mit der Steuerung einer ganzen Abenteuergruppe nicht nur auf ein nächstes Level zu heben, sondern überlässt euch ganz nebenbei auch noch eine Macht in einem aufstrebenden Königreich. Um das alles unter einen Hut zu bekommen, ist viel taktische Finesse und sehr viel Zeit vonnöten.

Gameplay

Wie es sich für ein klassisches Rollenspiel gehört, startet ihr auch in Pathfinder: Kingmaker mit der Erstellung eures eigenen Charakters. Dabei habt ihr die Möglichkeit, zwischen acht verschiedenen Rassen und vierzehn Klassen zu entscheiden. Alle Völker und Klassen sollten langjährigen Fans der Pathfinder und D&D Universen bekannt vorkommen. Dabei hält sich das Entwicklerstudio Owlcat Games sehr nah an das klassische Regelwerk. Ihr könnt schon von Anfang an, je nach Präferenzen, euren Charakter sehr individuell erstellen. Die Entscheidung liegt bei euch: mächtiger Hexenmeister, hinterhältiger Schurke, oder weiser Mönch? Die einzelnen Klassen selbst bergen viel Freiraum, sodass ihr euch auch innerhalb von Klassen in bestimmte Richtungen bewegen könnt. Jede Klasse und jeder Klassenzweig sind einzigartig und eröffnen euch neue Fähigkeiten. Auch die ausgewählte Rasse sorgt für rassenspezifische Boni oder Mali, sodass es klug ist seine Klassen-Rassen Kombination gut zu planen. Beispielsweise sind Halborks von Natur aus einschüchternd, Elfen besitzen besondere Elfenmagie und Zwerge sind von Haus aus abgehärtet.

Ihr dürft Attributspunkte verteilen und somit die Stärken und Schwächen eures Charakters definieren. Da dies einer der wichtigsten Punkte beim Erstellen des eigenen Charakters ist, solltet ihr euch genau überlegen, welche Attribute zur Persönlichkeit eures Charakters passen. Ein Dieb profitiert beispielsweise später deutlich mehr von einer hohen Geschicklichkeit als von einem herausragenden Stärkewert. Die Attributswerte geben der Spielfigur im späteren Spielverlauf ebenso einen Bonus oder gegebenenfalls auch Malus auf die Fertigkeiten eines Charakters bei einem Ereigniswurf. So beeinflusst beispielsweise die Geschicklichkeit die Wahrnehmung beim Fallensuchen und Intelligenz das Wissen in bestimmten Bereichen. Sind diese Qualitäten im Verlauf der Hintergrundgeschichte gefragt, beeinflussen sowohl die Eigenschaften als auch das digitale Würfelglück den Ausgang des Ereignisses.

Als nächstes könnt ihr euren Charakter mit Bonustalenten ausstatten, die gewisse Vorteile verschaffen. Hinzu kommt die Wahl der Gesinnung eures Charakters. Ihr müsst euch entscheiden ob ihr lieber einen guten Charakter spielen wollt, der den Menschen hilft, oder einen bösen Charakter, der vor allem seine eigenen Interessen im Sinn hat. Dies hat ebenfalls Auswirkungen auf Beziehungen zu anderen Mitstreitern und Kontakten.
Ihr könnt im Menü die Werte eures Charakters und sämtliche andere Eigenschaften jederzeit einsehen. Natürlich besitzt euer Charakter auch ein Inventar, in dem alle gesammelten Gegenstände gelagert werden. Diese könnt ihr selbst nutzen oder ausrüsten, ihr könnt sie aber auch bei einem Händler verkaufen. Im Menü findet man ebenfalls eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse, eine Karte und sämtliche andere relevanten Informationen.

Habt ihr die Erstellung eures Charakters abgeschlossen, findet ihr euch in einer großen Versammlungshalle mit vielen anderen NPCs wieder. Dort werdet ihr von der aktuellen Situation unterrichtet und erfahrt, dass ihr einer der ausgewählten Persönlichkeiten seid, die die Raublande erobern werden.

Ihr werdet mit einer kleinen Baronie beginnen und euch den Weg zu einem großen und einflussreichen Königreich erarbeiten. Auf dem Weg dort hin wird euch das ein oder andere Rätsel begegnen. Hinzu kommt die Tatsache, dass Diplomatie allein nicht immer der Schlüssel zum Erfolg sein wird. Nicht jeder wird mit sich verhandeln lassen, weshalb Kämpfe ein zentrales Spielelement in Pathfinder: Kingmaker sind.

Tretet ihr in das Sichtfeld eines Gegners, pausiert das Spielgeschehen sofort. Somit erhaltet ihr genügend Zeit, um euch einen guten Überblick zu verschaffen und eure Gruppe taktisch zu positionieren, denn Taktik wird für euch oftmals der einzige Weg zum Erfolg sein. Pathfinder: Kingmaker ist was seine Kämpfe angeht sehr erbarmungslos und das werden einige Spieler oftmals am eigenen Leib erfahren. Zwar lässt sich der Schwierigkeitsgrad jederzeit einstellen, für eine gute Herausforderung hat Owlcat Games jedoch definitiv vorgesorgt.

Zu den taktischen und epischen Kämpfen kommt der sehr komplexe Königreichsmodus, in dem ihr allein schon die ein oder andere Stunde verbringen werdet. Über Ereigniskarten erhalten wir neue Informationen und Aufträge in unserer Umgebung. Diese können durch die Zuweisung einer eurer zuvor ernannten Berater gelöst werden, bei anderen müsst ihr jedoch selbst aktiv werden und vor Ort präsent sein.

Im Aufbaumodus habt ihr zu Beginn zehn Plätze zur Verfügung, um Gebäude zu errichten, die zum Wachstum eurer Baronie beitragen werden. Bestimmte Gebäude haben dabei Einfluss auf die Statistiken eures Reiches und können somit Werte wie Wirtschaft oder Militär beeinflussen. Dabei wird im Laufe der Handlung euer Reich eine immer bedeutsamere Rolle spielen, was den Königsreichsmodus auch so wichtig macht. Owlcat Games hat die Story mit den Interaktionen sehr eng verknüpft, wodurch eure Entscheidungen sehr bedeutsam sind. Wem dies jedoch zu viel wird, kann das Königreich auch in automatisierte Hände geben und sich voll und ganz auf die Gruppe konzentrieren.

Diese besteht aus eurem eigens entwickelten Charakter und maximal fünf anderen Mitstreitern, die sich euren Abenteuern anschließen können. Jeder von Ihnen bringt eine eigene Hintergrundgeschichte und somit neue Aufgaben ins Spiel. Die Art und Weise wie ihr mit ihnen umgeht, entscheidet über eure Beziehung zum jeweiligen Charakter. Somit erhält die Hauptfigur Zugriff auf ihre individuellen Fähigkeiten und stellt eine persönliche Verbindung zum jeweiligen Charakter her. Ihr könnt euer Team in der Hauptstadt nach Belieben oft umstrukturieren und bestimmen, wer euch beistehen soll. Sollte es doch mal dazu kommen, dass jemand im Kampf fällt, dann könnt ihr euren gefallenen Kameraden mittels Zaubersprüchen oder Schriftrollen wiederbeleben.

Solltet ihr einmal den Überblick über eure Aufgaben verlieren, kann euch ein Blick in Linzis Tagebuch weiterhelfen. Linzi ist eine Halbling-Bardin und von Beginn an mit dabei, um all eure Geschehnisse aufzuschreiben. Ebenfalls sehr hilfreich ist die Enzyklopädie. In ihr findet ihr Informationen zu euren Begleitern und allen anderen Gameplay-Mechaniken.

Pathfinder: Kingmaker bietet dem Spieler somit eine unglaublich aktive Spielwelt, die randvoll mit Aufgaben und Rätseln gefüllt ist. Wer am Ende des dritten Akts erst nach 50 Stunden Spielzeit angekommen ist, hat nicht unbedingt langsam gespielt, sondern wird leidlich Zeuge von einem Spiel, das ohne Probleme mehr als 100 Stunden Spielzeit füllen kann. Bestimmte Aufgaben müssen in einem bestimmten Zeitraum erfüllt werden. Beispielsweise habt ihr nur eine gewisse Zeitspanne, um euer Königreich zu gründen und die aktuellen Gefahren zu bannen.

Die Steuerung

Die Steuerung ist sehr simpel gehalten und an ein PC-Rollenspiel angepasst. Es gibt viele Menüs, die gerade am Anfang für unerfahrene Spieler recht unübersichtlich wirken. Mit zunehmender Erfahrung gewöhnt man sich jedoch an alle Mechaniken und findet schnell ins Spiel. Anders als in Shootern oder MOBAs wird das Spiel nicht durch eine gute Steuerung des Spielers entschieden, sondern ist mehr Mittel zum Zweck. Man braucht keinerlei Vorkenntnisse um Pathfinder: Kingmaker spielen zu können. Anders gesagt, wer es geschafft hat das Spiel zu starten, wird auch mit der restlichen Steuerung des Spiels zurechtkommen. Eventuell auftretende Bugs werden durch regelmäßige Patches ausgebessert, die Entwickler bemühen sich innerhalb weniger Tage neue Patches mit Problemlösungen zu veröffentlichen.

Die Grafik

Die Grafik von Pathfinder: Kingmaker ist ein klasse Beispiel dafür, dass oftmals weniger einfach mehr ist. Pathfinder: Kingmaker versucht von der Optik her kein Triple-A Spiel zu sein und dies braucht es auch gar nicht. Die Grafik ist außerhalb des Kampfes so unscheinbar und neutral gehalten, dass man sich voll und ganz auf den Hauptaspekt konzentrieren kann, das Gameplay. Deep Silver hat dabei vor allem Wert auf die bereits existierenden Zeichnungen aus den Büchern gelegt und deren Stil in das Spiel mit aufgenommen, um Zwischensequenzen darzustellen. Im Spiel selbst erinnert die Darstellung an Genreklassiker wie Baldurs-Gate, dabei bleibt Pathfinder: Kingmaker ebenfalls recht schlicht und kann vor allem durch atemberaubende Zauber und Effekte im Kampf glänzen.

Sound

Die Soundeffekte in Pathfinder: Kingmaker untermalen gut den Spielfluss und wirken dabei nicht bloß aufgesetzt. Zauber erscheinen mächtiger und Nahkampfattacken stärker. Die Musik passt wunderbar zu der detailreichen mittelalterlichen Spielwelt und lädt zum Erkunden ein.
Die Dialoge wiederum sind eines der größten Stärken und gleichzeitig Schwächen des Spiels. Zum einen ist die Vertonung nur in Englisch und zum anderen sind die Antwortmöglichkeiten gar nicht vertont. Jedoch hat genau dieser “Nachteil“ einen entscheiden Vorteil. Man ist in gewisser Art und Weise dazu gezwungen, aufmerksam mitzulesen und ein Teil der Geschichte zu werden. Oftmals verstecken sich nämlich entscheidende Hinweise in den Dialogen, die wichtig für anstehende Quests sind. Wer also bloß ein Spiel für nebenbei sucht, ist, was das reine Storytelling angeht, fehl am Platz.

Fazit

Pathfinder: Kingmaker ist eines der wohl schönsten Rollenspiele der letzten Jahre. Fans des Pen and Paper, aber euch Neulinge in diesem Genre werden einen Kauf definitiv nicht bereuen. Es gibt wahnsinnig viel zu erkunden und jede noch so kleine Nebenaufgabe ist interessant verpackt und macht Lust auf mehr. Zwar ist durch einen relativ hohen Schwierigkeitsgrad, der jedoch anpassbar ist, die Frustrationsgrenze schnell erreicht, aber genau dieses Scheitern motiviert den Spieler, die eigene Taktik zu überdenken und mit einem eventuell neuen Konzept in den nächsten Kampf zu gehen. Die Geschichte ist wunderbar erzählt und wir hoffen, dass viele Spieler sich in die Welt von Pathfinder: Kingmaker verlieren werden.

 

Positiv

  • Interessante Spielwelt
  • Pausierbare Echtzeitkämpfe
  • Königreichsmodus
  • Extrem viel Inhalt

Negativ

  • Menüs teilweise sehr voll
  • Neueinsteiger brauchen eventuell etwas Zeit, um sich einzufinden
  • Spiel nicht fertiggestellt, da täglich neue Fixes rauskommen und Platzhalter-Icons ersetzt werden
89
Gabor Röser

Geschrieben von: Gabor Röser

Schüler am Berufskolleg für Architektur und Bautechnik. Besonderes Interesse an Survival-Games und der Moba-Szene. Auf Twitch.tv auch im Livestream zu sehen.

Pathfinder: Kingmaker

Publisher:Deep Silver
Entwickler:Owlcat Games
Release Datum:25. September 2018
Kurzbeschreibung:Ein neues RPG aus dem Pathfinder-Universum

Verfügbar für

| |

Genre

USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

1 Kommentar hinzugefügt

  1. varbeast
    6. Dezember 2018 um 16:46 | antworten

    Hast du das Spiel wirklich durchgespielt? Ich ja und ich finde es keine gute Umsetzung des pen&paper Spiels. Im Gegenteil. so viele Vorschusslorbeeren und NICHTS gehalten. Seelenlos, stressig und chaotische Spielabläufe ohne Questmap und vernünftige Erklärungen. Für Neu-Einsteiger garnicht, für Baldurs Gate-Fans nicht und für RPG Hardcorer bedingt empfehlenswert. Ich fühle mich von diesem Spiel und der tollen Vorbewertung auf jeden Fall voll verarscht. Also hört auf zu sülzen (bekommt ihr vom crow-funding etwas ab?) und spielt das Spiel bis zum bitteren Ende durch. Spass geht anders.


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