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Metal Gear Survive

Von Witali Blum am 18. März 2018 in Review

So lange noch positive Erinnerungen an „Metal Gear Solid V: The Phantom Pain“ im Gedächtnis der Fangemeinde verbleiben, möchte der Publisher Konami die Gunst der Stunde nutzen und bringt einen scheinbaren Nachfolger namens Metal Gear Survive auf den Markt. Doch dieses Werk ist ohne jegliche Beteiligung des berühmten Spieledesigners Hideo Kojima entstanden, der maßgeblich für die erfolgreichen Vorgänger verantwortlich war. Somit hat das Spiel trotz eines geschickt gewählten Zeitpunktes zu erscheinen – nicht zu nahe am Original aber auch nicht zu fern aus der nostalgischen Erinnerung – einen schweren Stand. Im Folgenden präsentieren wir, mit welchen Elementen Konami das Vertrauen der Spieler an die Serie zurückgewinnen möchte und ob die künstlerische Leistung eines einzelnen Mannes wirklich einen gewaltigen Unterschied in der Spielebranche ausmachen kann.

 

„War has changed.“

 

Die Einleitung zu Metal Gear Survive ist relativ kurz und hat mit der ursprünglichen Geschichte von Metal Gear Solid V: The Phantom Pain nur so viel zu tun, dass sie zeitlich gesehen diesem Titel nachfolgt. Eine Filmsequenz zeigt wie Big Boss und sein Waffengefährte Kazuhira Miller vor einem Söldnerangriff auf ihre Basis fliehen müssen, während die eigenen Truppen, die Diamond Dogs, ihnen die dazu notwendige Zeit verschaffen. Unter schweren Verlusten gelingt die Flucht, doch viele tapfere Soldaten verlieren bei der Verteidigung ihr Leben. Der Protagonist ist einer der Gefallenen. Doch offensichtlich ist der Tod nicht das Ende der Fahnenstange in Metal Gear Survive, denn bei einer genaueren Ausführung der Ereignisse wird klar, dass neben dem feindlichen Angriff auch eine mysteriöse Wurmlochwaffe eingesetzt worden ist, die beinahe alle Kämpfer – Freunde wie Feinde – ins Unbekannte eingesaugt hat. Zwar konnte der Held geradeso dem Energieportal entkommen, nur um dann anderweitig sein Leben zu verlieren.

Im weiteren Verlauf der Hintergrundgeschichte erfahren wir, dass ein Wissenschaftler einer geheimen Organisation den Leichnam des Helden hat bergen lassen, weil dieser mit einem Organismus infiziert ist, der die Regenerationsfähigkeit erheblich gesteigert hat. So konnte man den Helden erst Wiederbeleben. Ohne ihn groß zu fragen, wird der Soldat durch ein Wurmloch auf eine selbstmörderische Mission entsandt. Als ehemaliger Toter hat man keine große Wahl, zumal der Infekt für die Erde zu einer Bedrohung werden kann, weil er Leichen in Zombies verwandeln kann. Ratet mal, welche Bedrohung auf der anderen Seite wartet. Richtig, massenweise Zombies. Ein vormals feindlich gesinnter Kämpfer scheint ebenfalls in diese düstere Dimension namens Dite geraten zu sein, als er während des Gefechts gegen Big Boss durch die Wurmlochwaffe an seinen aktuellen Ort befördert worden ist. Notsituationen schweißen zusammen und lassen alte Feindschaft vergessen: Gemeinsam können die Kämpfer der Zombiehorde entkommen.

Kurz darauf entdeckt der Held eine Art Basislager mit einem Supercomputer, der ihm die Details der Mission erläutert, auf die ihn sein „Wohltäter“ geschickt hat. Es gilt, die Mitglieder einer vorausgehenden Expedition zu finden oder mindestens ihre gesammelten Daten zu bergen. Leider befinden sich mögliche Spuren in zombieverseuchten Ruinen oder in einer unbewohnbaren Zone, deren Staub das ungeschützte Atmen unmöglich macht. Entdeckungstouren darin sind nur mit Sauerstoffvorrat möglich. Der vormals feindliche Söldner ist auch nicht gerade eine aktive Hilfe, denn er scheint an einer Entzündung zu leiden, die ihm jegliche körperliche Arbeit verbietet. So viel zum Thema Teamwork. Ganz auf sich allein gestellt, muss der Protagonist ums Überleben kämpfen, seine Mission erfüllen und vermutlich nebenbei die Welt vor einem unbekannten Übel retten.

Insgesamt wirkt die Story von Metal Gear Survive so, als hätte jemand krampfhaft versucht einen Zusammenhang zum Thema Metal Gear herzustellen, dabei aber jegliche verfügbare Literatur sowie Vorgängerspiele ignoriert und stattdessen einen Querabriss durch Netflix oder Amazon Prime Serien aus dem Genre Sci-Fi Horror wild zusammengewürfelt hat. Für Fans der Serie ist dies ein herber Affront, während Genre-Neulinge vermutlich mit einem Achselzucken über diesen Klischee-Schmelztiegel werden hinwegsehen können. Man kann spekulieren, dass hier eine leitende Hand gefehlt hat, um die Hintergrundgeschichte „glaubhaft“ zu gestalten, sofern dies in der geschilderten Spielumgebung überhaupt möglich ist. Auf jeden Fall stellt sich nach einer langen Spielzeit immer stärker das Gefühl ein, die Story dient nur als ein mittelmäßiges Alibi, zumal der Hauptteil davon in Textform erzählt wird. Zwischensequenzen sind im Vergleich zu vorangehenden Titel eher rar gesät.

 

„Snake? Snake? Snake!“

 

Der Einstieg in Metal Gear Survive ist trotz der ausführlichen, eingeblendeten Tutorialvideos ziemlich hart. Natürlich nicht so extrem wie in Dark Souls, aber dennoch fordernd genug, um wegen scheinbarer Nebensächlichkeiten wie Essen und Trinken frühzeitig ins Gras zu beißen. Beim Überlebenskampf wollen gefundene Flaschen mit dreckigem Wasser gefüllt, wilde Beeren gesammelt und so manches Getier, das vermutlich direkt von der Erde stammt, erjagt werden. Die minderwertigen Speisen und Getränke müssen dann im Basislager weiterverarbeitet werden, damit man sich zum Beispiel keine schwächende Infektion durch den Konsum von rohem Fleisch zuzieht. Die bereits entdeckten Wasser- sowie Nahrungsquellen dürfen mittels eines Markers auf der internen Karte des iDroid, einem mobilen taktischen Computer, markiert und später erneut genutzt werden.

Ebenso sollte man jedes Fass, jede Kiste und jedes Möbelstück, die erstaunlich häufig in der Landschaft auftauchen, zu Kleinholz verarbeiten, sodass die darin enthaltenen Rohstoffe, Eisen, Holz oder Nägel für eigene Zwecke genutzt werden können. Die ersten zehn bis zwanzig Spielstunden verbringt der Spieler locker damit, zunehmend sein Lager wie auch seine erste Ausrüstung zu optimieren. Scheinbar sinnloses Sammeln macht sich erst nach einer Weile bezahlt, wenn der Held genug Vorräte hat, bei Kräften zu bleiben, und die Waffen besitzt, mit denen er sich die Zombies vom Hals halten kann – buchstäblich. Erst dann werden Ausflüge in die Todeszone möglich, um Datenpakete unter ständiger Lebensgefahr zu bergen, Teleporter für schnelle Fortbewegung freizuschalten und sogar potenzielle Mitstreiter zu retten. Zusätzlich zu Rohstoffen muss der Spieler sogenannte Kuban-Energie sammeln, die als eine Art Universalwährung in Dite fungiert. Nur damit können Ressourcen in Gegenstände umgewandelt oder die Fähigkeiten des Protagonisten in einem speziellen Konverter weiter Ausgebildet werden. Spezielle Kristalle und erlegte Zombies liefern diese merkwürdige Energie mit einzigartigen Eigenschaften.

Leider hört sich das Ganze viel spannender an, als es wirklich ist. Das stupide Ressourcen-Farmen geht dem Spieler ziemlich bald auf den Geist, während Ausflüge in die Todeszone aufgrund des knappen Sauerstoffvorrats so kurz ausfallen, dass sie keine wirkliche Befriedigung verschaffen. Da hilft es auch nicht, dass der Luftvorrat im Atemtank durch Einsatz von Kuban einige Male aufgefrischt werden kann. Erst wenn man wieder die heimische Basis betritt, wird die Sauerstoffflasche erneut komplett gefüllt und darf zusätzlich noch repariert werden, weil Kuban diese während der Lufterneuerung beschädigt hat. Somit ist die scheinbar offene Spielwelt nur beschränkt begehbar – immer nur ein kleines Areal in der Nähe eines Teleportations-Geräts, das bei Bedarf die Verbindung zur Basis herstellen kann. Der Held muss gefühlt tausende Male zwischen Missionsorten und heimischem Lager rennen, was den Eindruck vermittelt, das Spiel werde so auf künstliche Weise ausgedehnt.

Die typische Gefährlichkeit der Feinde in Dite wird mit einer Ausnahme, nämlich dem riesigen Endboss des Spiels, am besten mit „Masse statt Klasse“ beschrieben. Unzählige Zombiehorden stürmen auf den Spieler zu, wenn sie ihn entdecken oder anderweitig, wie etwa durch einen neuen aktivierten Teleporter, herangelockt werden. Trotz wuchtiger Nahkampfwaffen und CQC-Befähigung ist der Held sehr schnell unterlegen, wenn ihn Feinde umringen und attackieren. Zusätzlich zur Abnahme der Lebensleiste wird der Charakter auf verschiedene Arten verletzt, die seine Regeneration verhindern. Nur entsprechend angefertigte Medikamente verhelfen zu einer beschleunigten Heilung. Allerdings muss man diese mithilfe des iDroid-Menüs aktivieren, das auf keinen Fall mit dem Pausen-Menü verwechselt werden sollte, denn die Zeit läuft weiter, während der Spieler die Optionen darin nutzt. In einem Gefecht ist dies fatal.

Zu den beschriebenen Erkundungsausflügen gibt es einen weiteren Missionstyp, der sich schlicht „Bergung“ nennt. Dabei wird an einem Zielort, der meist in der Todeszone liegt, ein Wurmlochgerät, der sogenannte Bagger, abgestellt, dass eine weitere Energieart namens Iris ernten soll. Dummerweise lockt diese Maschine Zombies aller Art an. Sollte der Spieler in weiser Voraussicht alle Feinde in der Nähe getilgt haben, dann erzeugt das Gerät einfach Wurmlöcher und beamt Monster heran. Sobald der Bagger an ist, läuft ein Count-Down währenddessen der Spieler sein technisches Wunderwerk verteidigen muss. Pure Waffengewalt reicht meistens nicht aus, denn die Feinde kommen von allen Seiten. Nur wenn man sich mit Zäunen, Fallen und mobilen Kanonen einigelt, kann die Runde, die aus mehreren Schlachtwellen besteht, erfolgreich abgeschlossen werden. Es versteht sich von selbst, dass diese Art Mission in einer riesigen Materialschlacht ausartet, weil die meisten eingesetzten Waffen, Werkzeuge sowie Munitonsgeschosse unwiderruflich verbraucht werden. Wenn man Glück hat, können vereinzelt einige abgefeuerte Pfeile zurückgeholt werden.

Die Bergungsmission kann auch im kooperativen Spielmodus über das Internet mit echten Mitspielern angegangen werden, um besondere Gegenstände nach deren erfolgreichen Abschluss zu erhalten. Langfristig gesehen fehlt aber die Abwechslung und somit die Motivation weiter zusammen zu spielen. Selbst das „Trollen“ der anderen Spieler durch Friendly-Fire wird auf Dauer langweilig. Von einem Nachfolger der Metal Gear-Serie haben die Fans sicher mehr Umfang erwartet. Die Tatsache, dass Konami beschlossen hat, seine Cash-Cow final zu schlachten, indem zusätzliche In-Game-Währung gegen Echtgeld verkauft wird, um damit Banalitäten wie etwa einen weiteren Charakter-Speicherslot freizuschalten, ist auch nicht gerade vorteilhaft für Metal Gear Survive. Letztendlich wird aber das Erbe von Metal Gear komplett verraten durch den Umstand, dass Schleich-Aktion überhaupt keine Rolle mehr zu spielen scheint, während es früher bis auf wenige Ausnahmen ein Kernelement der Reihe war.

 

„Oh, eine Pappschachtel! Wie unauffällig.“

 

Die Steuerung in Metal Gear Survive scheint für Konsolen optimiert zu sein, denn ohne Gamepad ist der Titel nahezu unspielbar. Vor allem die ständig wechselnde Kameraperspektive wird mit Maus-Tastatur-Kombination zu einer unbeabsichtigten Herausforderung. Zum Glück besitzen die meisten Zocker ein taugliches Eingabegerät für den PC oder spielen den Titel alternativ gleich an einer Konsole. Die Tastenbelegung am Kontroller ist sinnvoll gewählt, wenn auch am Anfang aufgrund des großen Umfangs etwas verwirrend. Kenner der Vorgängertitel werden sich gleich wie zu Hause fühlen, denn schließlich ähnelt die aktuelle Steuerung sehr dem Altbekannten. Die Schultertasten lassen das Waffenarsenal bedienen, die Analogsticks lenken Kameraperspektive sowie den Charakter und das Analogkreuz greift auf das Werkzeuginventar zurück. Etwas nervig ist das neue iDroid-Menü, das leider nicht mehr wie früher nur als Karte fungiert, sondern auch noch Heilgegenstände nutzen oder Sauerstoffvorrat auffüllen lässt – ohne Pausenfunktion.

Optisch macht Metal Gear Survive einen eher negativen Eindruck, denn die Spielumgebung wirkt, als hätte man diese direkt aus Metal Gear V entnommen und einen düsteren Filter drübergelegt, um der finsteren Atmosphäre von Dite gerecht zu werden. Die frei erkundbare Welt sieht aus wie eine Kopie der Afghanistan-Missionen und die zahlreichen mobilen Militärlager, die überall zu finden sind, verstärken diesen Eindruck extrem. Die Texturen sind zumindest auf dem PC schön scharf, wiederholen sich aber allzu oft. Von der Todeszone möchte man am liebsten gar nicht sprechen, weil der dauernde Sandsturm darin absichtlich die Sicht trübt und vermutlich die „Copy&Paste“-Arbeit der Designer kaschiert. Außerdem fehlen, wie zu Beginn bereits erwähnt, die cineastischen Filmsequenzen, die man aus vorhergehenden Spielen der Serie kennen und lieben gelernt hat. Sehr nachlässig das Ganze.

Die Musik sowie die Hintergrundgeräusche dagegen sind auf einem respektablen Level, auch wenn die deutsche Synchronisation nur in Textform vorhanden ist. Zugegebenermaßen liefert die Spielumgebung nicht gerade eine bunte Kulisse an auditorischen Sinneseindrücken, doch die vorhandenen Elemente passen gut zur kargen Umwelt.

 

Fazit

 

Metal Gear Survive hat meine Erwartungen enttäuscht, denn vom namensgebenden „metallischen Zahnrad“ der berühmten Serie ist im aktuellen Ableger nahezu nichts mehr vorhanden. Die spannenden Schleicheinlagen, die mitreißenden Bosskämpfe und die cineastischen Filmsequenzen, die sonst jeden bisherigen Titel mit noch so repetitiven Inhalt zu einem Kult-Kunstwerk machten, fehlen in diesem Ableger gänzlich. Der Gesamtumfang des Spiels ist spärlich und die Umgebung weckt den Verdacht, durch nachlässige „Copy&Paste“-Methode aus vorhandenem Material zusammengeschustert worden zu sein. Einzig die Möglichkeit, seine Ausrüstung selbst zu erstellen, weckt anfänglich die Spielfreude und wird sogleich durch die monotone Ressourcenbeschaffung im Keim erstickt. Selbst Ground Zeroes lieferte deutlich mehr Unterhaltung, wenn auch nur für kurze Zeit. Der letzte Nagel im Sarg der Metal Gear Serie, sofern die Entwickler auf diese Art weitermachen wollen, ist aber die monetäre Verwertung von In-Game-Optionen, die eigentlich selbstverständlich kostenlos vorhanden sein müssten. Geld für einen weiteren Charakterslot bezahlen müssen, kann man vielleicht noch bei MMORPGs akzeptieren und selbst diese bieten die ersten paar Stück für umsonst – für ein Einzelspielerspiel ist dies ein No-Go! Der kooperative Missionsmodus ändert da nichts daran.

Positiv

  • interessante Idee, einen neuen Protagonisten vorzustellen
  • ausführliches Tutorial
  • ausgefeites Crafting-System
  • kooperative Missionen möglich

Negativ

  • Spielumgebung wirkt wie aus dem Vorgänger recycelt
  • nur drei Missionsarten: retten, verteidigen, erkunden
  • In-Game-Währung zur Freischaltung von Selbstverständlichkeiten gegen Echtgeld
  • Todeszone lässt keine wirkliche freie Erkundung zu
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Geschrieben von: Witali Blum

Metal Gear Survive

Publisher:Konami
Release Datum:20. Februar 2018

Verfügbar für

Genre

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USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

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