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Kenshi – Eine im wahrsten Sinne offene Welt erwartet euch

Von Daniel Walter am 9. Dezember 2018 in Review

Wenn ihr euch gerne in offenen Spielwelten austobt, ist das Indie-RPG Kenshi vielleicht etwas für euch. Wie uns das ambitionierte Projekt, das im Dezember den Early Access verlassen hat, gefallen hat, zeigen wir euch im Test.

Wählt euren Weg

Direkt nachdem wir ein neues Spiel gestartet haben, müssen wir uns für einen von insgesamt dreizehn Ausgangspunkten entscheiden. Jede Variante bringt eine andere Ausgangslage mit sich, so starten wir bei Szenarien wie dem „Wanderer“ oder „Der umstreifende Händler“ alleine ins Geschehen, wohingegen Varianten wie „Die Freiheitssuchenden“ oder „Niemande“ gleich mit einer ganzen Gruppe an Charakteren starten. Die einzelnen Szenarien unterscheiden sich außerdem in ihrem Startpunkt, in ihrer Schwierigkeit sowie im Bargeld, was uns zu Beginn zur Verfügung steht. Die besonders schweren Ausgangspunkte stellen uns außerdem direkt vor eine Herausforderung, sodass wir uns als „Sklave“ beispielsweise umgehend in einen Käfig begeben müssen, um nicht angegriffen zu werden. Als „Kannibalenjäger“ befinden wir uns dagegen sofort in einem Gefahrengebiet mit Kannibalen wieder und müssen uns direkt nach Spielbeginn auf heftige Attacken einstellen.

Bevor es mit Kenshi losgeht, finden wir uns in einem sehr umfangreichen Charakterdesigner wieder. Hier wählen wir zunächst einen Namen für unsere Figur sowie eine passende Rasse aus. Es stehen uns verschiedene Varianten zur Wahl, von Menschen und Skeletten bis hin zu ausgefalleneren Kreaturen wie den Shek, die mit ihren hornartigen Platten am ganzen Körper sofort ins Auge fallen, oder den Mitgliedern des Schwarms, die ein reptilienartiges Äußeres aufweisen. Jede Rasse besitzt besondere Attribute, die sich auf Kategorien wie „Geschick“, „Athletik“ oder auch Fähigkeiten wie das Schleichen oder das Schlossknacken verteilen. Das Aussehen der Charaktere lässt sich im Charakterdesigner detailliert anpassen. So können sämtliche Körperpartien in Ihrem Umfang und Ihrer Position verändert werden, außerdem lassen sich die Körperhaltung, der Körperbau oder auch die Kopfform variieren. Es stehen uns pro Rasse mehrere vorgefertigte Köpfe zur Wahl, die ebenfalls umfassend personalisiert werden können. Gleiches gilt für die Frisuren, bei denen aus vierzig verschiedenen Varianten ausgewählt werden kann.

Grenzenlose Freiheit

Wer bei Kenshi auf ein durchchoreographiertes Einzelspielererlebnis mit Wegpunkten und linearen Aufgaben und Geschichten hofft, der wird definitiv enttäuscht sein. Kenshi ist nämlich das direkte Gegenteil davon. Es präsentiert uns eine offene, vollkommen frei erkundbare Sandbox, die in diesem Falle wörtlich zu verstehen ist. Das Spiel gibt uns nichts, und ich meine wirklich nichts, vor, sondern lässt uns tun, was immer wir wollen. Letztlich gibt es zwei Dinge, auf die wir achten müssen, nämlich auf unsere Hungeranzeige sowie auf Feinde, die uns beim Erkunden der Welt angreifen. Was wir in der Spielwelt tun, bleibt uns selbst überlassen. Es gibt mehrere Optionen, die sich gerade am Anfang anbieten. So ist es beispielsweise möglich, sich als Dieb durchzuschlagen, indem man Häuser, Truhen und Kisten durchsucht, Gegenstände mitgehen lässt und diese anschließend gewinnbringend bei einem Händler verkauft. Dabei ist es aber gerade am Anfang unbedingt erforderlich, dass wir uns nicht dabei erwischen lassen. Denn unser Charakter ist zu Beginn vor allem eines, nämlich sehr schwach. Dadurch ziehen wir in nahezu jedem Kampf den Kürzeren, weshalb wir Auseinandersetzungen um jeden Preis vermeiden sollten. Diese erwarten uns zum Beispiel, wenn wir beim Stehlen unvorsichtig sind und erwischt werden. Daher gilt es, die Umgebung und das Verhalten der NPCs genau zu beobachten. Auch unsere Fähigkeit beim Schlösserknacken hat einen großen Einfluss darauf, ob wir erfolgreich sind oder ob wir erwischt werden. Je höher unsere Fähigkeit ist, desto schneller können wir ein Schloss öffnen und den Inhalt der Truhe an uns nehmen. Vorsicht sollten wir außerdem beim Verkaufen des Diebesguts walten lassen, denn wenn wir gestohlene Objekte in der gleichen Stadt loswerden wollen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir vom Händler enttarnt werden, sehr viel größer als an einem anderen Ort.

Wer nicht den illegalen Weg gehen möchte, kann sich beispielsweise auch für ein Lebens als Händler entscheiden. Hierbei gilt es, unsere Umgebung nach interessanten Objekten zu durchsuchen, die weggeworfen und zurückgelassen wurden. Aber auch der Abbau von Rohstoffen an entsprechenden Vorkommen ist möglich. Außerdem gibt es eine sehr rentable Art und Weise, um an neue Waren zum Verkaufen zu gelangen. Wenn wir nämlich in der offenen Welt unterwegs sind und von einer Gruppe von Räubern angegriffen werden, können wir diese mit etwas Geschick zu einer Gruppe wilder Tiere oder zur nächstgelegenen Stadt locken, wo sie dann von den dort anwesenden Wachen eliminiert werden. Anschließend dürfen wir die Waffen, Rüstungsgegenstände und Items, die die Toten zurückgelassen haben, ohne schlechtes Gewissen und vollkommen legal beim Händler unseres Vertrauens verkaufen. Später haben wir außerdem die Möglichkeit, uns verschiedenen Gruppierungen anzuschließen. Hierzu gehören zum Beispiel Diebesgilden, die uns in ihre Reihen aufnehmen, nachdem wir einen gewissen Einstiegsbetrag gezahlt haben. Als Belohnung können wir fortan die Räumlichkeiten der Gilde nutzen und dort beispielsweise unsere Fähigkeiten im Kampf trainieren, uns in den freien Betten ausruhen oder das Schlösserknacken verbessern.

Das verdiente Geld sollten wir zunächst einmal in ein eigenes Haus investieren. Die günstigste Variante ist eine schäbige kleine Hütte, die wir an jedem beliebigen Ort in der Welt platzieren können, wenn es das dortige Gelände zulässt und wir uns nicht zu nah an einer Stadt befinden. Um die Hütte zu bauen, benötigen wir Baumaterial, das wir vom verdienten Geld kaufen, aus Kisten stehlen oder auch in der Spielwelt finden können. Wenn die Hütte einmal steht, ist ein erster großer Schritt gemacht, sodass das grundlegende Überleben in der Welt einfacher wird. Später ist es möglich, das Haus zu erweitern, zum Beispiel um eine Forschungsstation, mit der sich unter anderem neue Waffen erforschen lassen. Ein weiteres sinnvolles Ziel für die ersten Spielstunden ist das Errichten einer eigenen Farm, mit der die Nahrungsmittelversorgung sichergestellt werden kann. Wenn wir über genügend Kleingeld verfügen, können wir uns im weiteren Spielverlauf außerdem nach neuen Mitstreitern umsehen, die diverse Aufgaben übernehmen, uns beim Erkunden begleiten oder unser Zuhause beschützen können. Der einfachste Weg, neue Gefährten zu finden, ist, sie in einer Bar anzusprechen und ihnen den geforderten Lohn zu bezahlen.

Ferne, Weite, Einsamkeit

Die Spielwelt an sich besitzt eine ganz besondere Atmosphäre. Sie lässt sich wohl am ehesten mit der Stimmung aus Shadow of the Colossus vergleichen, denn den größten Teil der Zeit streifen wir alleine durch die offene, weite Landschaft, in der uns die Gegner nicht gerade über den Haufen rennen. Zwar begegnen wir regelmäßig Räubern, Kannibalen oder wilden Tieren, sie treten aber bei weitem nicht so häufig auf, wie man es aus anderen Open-World-Titeln kennt. Auch die Ähnlichkeit mit Conan Exiles lässt sich an vielen Stellen nicht von der Hand weisen. Grafisch ist Kenshi nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, die etwas veraltete Optik passt aber wiederum gut zum Setting und wirkt keinesfalls störend. Dies lässt sich von der Steuerung leider nicht behaupten. Wir steuern unsere Figuren nämlich, ähnlich wie in einem Point-and-Click-Adventure, durch Markieren des gewünschten Ziels mit der rechten Maustaste. Auch das Kämpfen oder die Interaktion mit Objekten oder Türen erfolgt auf die gleiche Art und Weise. Die Kamera kann durch Drücken und Halten der mittleren Maustaste gedreht werden, ein Zoom ist über das Mausrad möglich. Aufgrund der Größe der Spielwelt ist die Steuerung mit der Maus aber durchgehend umständlich. Gerade dann, wenn wir uns in einem mehrstöckigen Gebäude befinden, ist man ständig damit beschäftigt, die Kamera so zu drehen, dass man etwas vom Geschehen mitbekommt und nicht nur eine nackte Mauer im Blick hat. Sehr gut gelungen ist hingegen die Steuerung über die Karte. Wenn wir hier nämlich per Rechtsklick einen Zielort markieren, läuft unsere Figur genau dort hin, sodass wir nicht zwangsläufig die Kamera zum gewünschten Ziel bewegen müssen. Bei längeren Laufwegen kann die Spielgeschwindigkeit in drei Stufen nach oben geregelt werden, damit die Zeit schneller vergeht.

Fazit:

Kenshi ist mit Sicherheit ein nicht alltägliches Spiel. Die Art und Weise, wie das RPG die Open World interpretiert, ist außergewöhnlich und interessant. Es wirft uns quasi in eine riesige Welt und sagt: „nun mach mal“. Als Ottonormalzocker ist man hier zunächst einmal vor den Kopf gestoßen, da man von niemandem gesagt bekommt, was man eigentlich zu tun hat. Nach ersten Erfolgen beim Beschaffen und Verkaufen von Gegenständen oder beim Erkunden der Welt stellt sich aber ein gewisser Suchtfaktor ein, sodass man Kenshi nicht mehr richtig loslassen kann. Man arbeitet erst auf das eigene Haus, dann auf bessere Waffen und später auf die eigene Farm hin und spielt dadurch oft länger, als man eigentlich geplant hatte. Die Spielwelt an sich ist sehr atmosphärisch, dürfte für meinen Geschmack aber etwas voller sein, denn die teils sehr weiten Wege fühlen sich in der Einsamkeit nochmal etwas länger an. An die umständliche Kameraführung und die nicht besonders komfortable Steuerung konnte ich mich allerdings während des gesamten Tests nicht gewöhnen. Sie war immer wieder ein Frustfaktor und macht das Spiel hier und da einfach zu holprig. Auch der Einstieg ist alles andere als leicht, denn wenn wir gerade zu Beginn einmal in eine Auseinandersetzung geraten, ist die eigene Gruppe schneller aufgerieben, als man denkt und das Spiel dadurch vorbei. Alles in allem ist Kenshi aber definitiv interessant und sehenswert, man muss aber gewillt sein, sich darauf einzulassen.

Positiv

  • Offene "Tu was du willst"-Spielwelt
  • Zahlreiche Möglichkeiten und Aufgabenbereiche
  • Nach dem schwierigen Einstieg motivierend
  • Außergewöhnliche Atmosphäre mit Shadow of the Colossus-Feeling
  • Stimmungsvoller Soundtrack

Negativ

  • Gerade zu Beginn schnell frustrierend
  • Kämpfe in der Anfangsphase aussichtslos
  • Spielwelt wirkt oftmals leer
  • Umständliche Steuerung
  • Schwierige Kameraführung
75
Daniel Walter

Geschrieben von: Daniel Walter

Hat seit der ersten PlayStation keine Konsolengeneration ausgelassen und interessiert sich vor allem für Adventures, RPGs und Actiongames. Neben der Arkham- und Assassin's Creed Reihe liegen auch sämtliche Star-Wars-Titel stets hoch im Kurs.

Kenshi

Publisher:Lo-Fi Games
Entwickler:Lo-Fi Games
Release Datum:6. Dezember 2018
Kurzbeschreibung:Das RPG Kenshi lässt euch viele Freiheiten

Verfügbar für

Genre

USK Alterseinstufung

Alterseinstufung ausstehend.

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