Nach Man of Medan und Little Hope testen wir mit House of Ashes nun den bereits dritten Teil der Dark Pictures Anthology des Entwicklers Supermassive Games und Publisher Bandai Namco.
Wieder erwartet die Spieler ein düsteres Setting voller Gefahren und schwierigen Entscheidungen. Wir klären für euch, ob die Entwickler für das Spiel den richtigen Weg eingeschlagen haben.
Worum geht es in House of Ashes? (Spoilerfrei)
Wie in den Vorgängern übernehmen wir auch dieses Mal, alleine oder gemeinsam mit Freunden die Kontrolle über zunächst fünf verschiedene Figuren. Dabei handelt es sich in House of Ashes um eine Gruppe von Militärangehörigen der USA und des Irak. Diese treffen im Jahr 2003, kurz nach dem Sturz von Saddam Hussein, aufeinander.
Im Rahmen einer Mission geraten sie in die Ruinen eines versunkenen, sumerischen Tempels. Ein Ort, der Schauplatz von grausamen Ritualen und blutigen Kämpfen war, in die wir im Tutorial einen Einblick erhalten.
Schon nach kurzer Zeit stellen unsere Spielfiguren fest, dass der von Ihnen entdeckte Ort nicht ganz unbewohnt zu sein scheint. Gefährliche Kreaturen lauern in den Schatten und können in einem unaufmerksamen Moment den Tod bringen! Aufzeichnungen von Archäologen, die die versunkene Welt einst erkundet haben, bringen uns auf die Spur eines uralten Geheimnisses und führen uns immer tiefer in eine bedrohliche Welt, in der jede falsche Entscheidung tödliche Konsequenzen haben kann.
Neben der Erkundung der Ruinen und der Erforschung ihrer Geheimnisse, geht es in House of Ashes aber auch um die Beziehung zwischen den einzelnen Charakteren. Diese besitzen wieder deutlich mehr Persönlichkeit als im Vorgänger Little Hope und können, abhängig von unseren Entscheidungen, zu Freunden, Feinden oder gar Liebenden werden.
Ob und für wen am Ende der Geschichte ein Happy End oder der grausame Tod wartet, hängt ganz allein von uns Spielern ab!
Wie funktioniert House of Ashes?
House of Ashes ist wie alle Teile der Dark Picture Anthology im Wesentlichen eine interaktive Geschichte. Sie führt uns auf einen recht klar vorgezeichneten Pfad, der jedoch sehr unterschiedlich gestaltet werden kann.
Wir können uns in kleinen Arealen mehr oder weniger frei bewegen und diese erkunden. Dabei wechseln wir immer wieder die Spielfigur und damit oft auch den Ort der Handlung.
Jeder Charakter hat seine eigene Persönlichkeit und Beziehungen zu den anderen Figuren. Beides, die Persönlichkeit und die Beziehungen, lassen sich durch unsere Worte und Taten beeinflussen. So können wir uns in Dialogen regelmäßig zwischen zwei Antwortoptionen entscheiden, die das Verhältnis mit unserem Gegenüber entweder in die eine oder andere Richtung lenken. Aber auch Entscheidungen, beispielsweise ob man einer anderen Figur in einer kritischen Situation zur Hilfe eilt, oder doch lieber die eigene Haut rettet, beeinflusst die Interaktionen zwischen den Spielfiguren.
Neben der sozialen Interaktion bietet House of Ashes in begrenztem Umfang auch die Möglichkeit, die Umgebung zu erforschen und dabei verschiedene Geheimnisse zu entdecken. Seien es die Tagebucheinträge eines Archäologen, antike Fundstücke oder rätselhafte Bilder, die einen Blick in die Zukunft gewähren. Dies dient einerseits dazu, mehr über die Vergangenheit des Tempels und die rätselhaften Kreaturen, die ihn bewohnen zu erfahren. Andererseits kann man vereinzelt aber auch Gegenstände entdecken, die im weiteren Spielverlauf noch einmal von Nutzen sein und sogar Leben retten können.
Während sich die Figuren durch den Tempel bewegen, sehen sie sich immer wieder Herausforderungen und Gefahren gegenüber, die es zu bewältigen gilt. Dies erfolgt in Form von Quick-Time-Events. Hier müssen also vorgegebene Tasten im richtigen Moment, oder schnell genug gedrückt werden, um beispielsweise Hindernisse zu überwinden, schwere Gegenstände in die Höhe zu stemmen oder Gegner zu bekämpfen. Gelegentlich gilt es sogar das Fadenkreuz einer Waffe schnell genug auf das richtige Ziel zu lenken.
Aber Vorsicht! Tatsächlich muss es nicht immer nur gut sein ein Quick-Time-Event erfolgreich abzuschließen. In einzelnen Fällen kann es sogar von Vorteil sein eine Aktion bewusst nicht durchzuführen, um die Handlung in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. Andererseits kann ein Scheitern auch schnell mit dem ungewollten Ableben der Spielfigur enden. Geschieht dies, endet zwar nicht die Geschichte, doch ihr werdet sie ohne die betreffende Person fortsetzen müssen. Je weiter das Spiel fortschreitet, um so stärker ist das Leben eurer Figuren durch falsche Entscheidungen oder zu langsame Reaktionen gefährdet.
Doch welche ist die richtige Entscheidung? Das muss jeder Spieler für sich selbst beantworten.
Wie lang ist die Spielzeit von House of Ashes?
Ein Durchgang der Geschichte dauert im Normalfall knappe sechs Stunden. Wer die Geheimnisse und Geschichtsfetzen ignoriert, kann die Hauptgeschichte aber auch unter fünf Stunden beenden. Wer wirklich jeden Winkel erkunden will, kann das Spielerlebnis bis auf circa sieben Stunden strecken.
Aufgrund der Tiefe der Charaktere und deren doch recht komplexe Beziehungen zueinander, bietet House of Ashes aber einiges an Wiederspielwert und dürfte für die meisten Spieler zumindest einen verkürzten zweiten Durchgang wert sein. Aber nach ungefähr 12 – 15 Stunden dürfte dann auch für die meisten Wiederholungstäter die Luft raus sein.
Die größte Stärke von House of Ashes: Kinoreife Unterhaltung
Die größte Stärke von House of Ashes liegt im Unterhaltungswert der Geschichte. Diese ist auch aufgrund des variablen Verlaufes so interessant und spannend, dass es schwer fallen kann, sich von ihr loszureißen.
Das Spiel bietet eine sehr gute Spannungskurve, die auch genug Zeit lässt, die einzelnen Charaktere zunächst kennen zu lernen. Dadurch liegt uns ihr Schicksal deutlich mehr am Herzen als noch im Vorgänger Little Hope. Die Charaktere sind hervorragend geschrieben und unterhalten teils konfliktgeladene Beziehungen zueinander, die von uns aktiv beeinflusst werden können. Dadurch werden die sozialen Interaktionen ebenso spannend und interessant wie die Erkundung der faszinierenden und mysteriösen Umgebung.
Abgerundet mit einem andauernden Gefühl der Gefahr entwickelt das Spiel so eine extrem dichte Atmosphäre und eine anhaltend packende Geschichte.
Die größte Schwäche von House of Ashes: Nicht jede Entscheidung zählt
Die größte Schwäche von House of Ashes ist, dass es nicht ganz das hält, was es uns verspricht. Auch wenn das Spiel immer wieder den Eindruck suggeriert, dass unsere Entscheidungen und Reaktionen von Bedeutung sind, trifft dies oft nicht zu. Gerade zum Anfang der Geschichte, sind die Charaktere nahezu unsterblich, selbst wenn wir in einer scheinbar sehr kritischen Situation jeden Quick-Time-Event vermasseln.
Andererseits scheint das Spiel ab einem gewissen Zeitpunkt mindestens einem Charakter so sehr nach dem Leben zu trachten, dass kaum Spielraum in unseren Entscheidungen bleibt, um ihn lebend durch die Geschichte zu führen.
Solange man jedoch nicht aktiv versucht eine bestimmte Figur über die Klinge springen zu lassen, wird einem dieser Schwachpunkt kaum auffallen.
Wie gut ist House of Ashes? Mein Fazit
Nach einem guten Start mit Man of Medan hatte mich die Dark Pictures Anthology mit Little Hope doch sehr enttäuscht. Mit House of Ashes hat man aber nun wieder auf den richtigen Weg zurück gefunden:
House of Ashes ist bisher der mit Abstand beste Teil der Reihe! In den beiden Vorgängern gab es einige Probleme, sei es eine schlechte Synchronisation, unfaire Quick-Time-Events oder dass der Übergang zwischen einzelnen Szenen recht holprig wirken konnte. Mit all diesen Problemen hat House of Ashes aufgeräumt!
Die Synchronisation der einzelnen Charaktere wirkt absolut überzeugend und die QuickTime-Events sind fair aber auch nicht zu einfach. Am meisten hat mich in meinen Spielen jedoch beeindruckt, wie flüssig die Geschichte verläuft, selbst wenn ein Charakter das zeitliche Segnet. Der Übergang zwischen den einzelnen Szenen, wirkt trotz hoher Variabilität hinsichtlich der möglichen Dialoge und Handlungen, absolut natürlich. Hier hat man es tatsächlich sehr geschickt bewerkstelligt, dass nie der Eindruck entsteht, eine Person sei zu wenig oder zu viel. Auch die nicht bei allen beliebten Jump Scares werden wieder deutlich seltener eingesetzt, dafür aber wesentlich besser eingebunden.
Auch die Charaktere sind dieses Mal ein sehr spannender Mix. Hier hat man nicht nur die Schwäche von Little Hope wieder ausgebügelt, sondern der schon spannenden sozialen Komponente aus Man of Medan noch eines drauf gesetzt. Man kann die Charaktere lieben, hassen oder sie sich weiterentwickeln lassen.
Tatsächlich empfand ich diesen Aspekt der Geschichte als fast noch spannender, als die ohnehin schon sehr faszinierende Umgebung. Die Tempellandschaft wirkt gleichermaßen düster wie auch faszinierend. Die Umgebung wie auch das ganze Spiel bietet ein gelungenes Gleichgewicht aus Grusel und Abenteuer.
Wer spannende, interaktive Geschichten mag, sollte sich House of Ashes nicht entgehen lassen!
Positiv
- Spannende Charaktere
- Faszinierende Umgebung
- Kinoreife, variable Geschichte
Negativ
- Einige Handlungen ohne Konsequenzen
- Bewegung manchmal etwas hakelig
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