Das Spiel Bloodstained: Ritual of the Night von ArtPlay und 505 Games ist eine neues Sidescroll-Action-RPG. Es ist gleichzeitig aber auch der geistige Nachfolger der Castlevania-Reihe. Ähnlich zu diesen müssen wir die Welt diesmal vor Dämonen retten.
Der Titel beginnt mit einer narrativen Bildergeschichte, die uns den Rahmen näher bringt. Im Jahre 1783 macht die industrielle Revolution das Handwerk der Alchemie überflüssig und Investoren beginnen sich von dieser abzuwenden. In einem verzweifelten Versuch den eigenen Untergang zu verhindern erschaffen die Alchemisten Scherbenbinder, das sind mit Kristallen implantierte Menschen, die dadurch leichter für dämonische Kräfte empfänglich sind. In dem die Alchemisten die Scherbenbinder opfern, öffnen sie die Höllentore und beschwören eine Invasion der Dämonen herauf. Die Kirche schafft es zwar letztendlich diese Invasion zu stoppen, aber zu einem hohen Preis.
Wir schlüpfen in die Rolle von Miriam, einem von zwei Scherbenbindern, die die Opferung überlebt haben. Miriam, weil sie unmittelbar davor in einen unerklärlichen Schlaf verfallen ist. Und Gebel, weil er das Ritual unerwarteterweise überlebt hat. Das Spiel setzt genau 10 Jahre nach der Invasion ein. Es ist ein neuer Dämonenschwarm und ein mysteriöses Schloss aufgetaucht und genau in diesem Moment erwacht auch Miriam. Als sie erfährt, dass Gebel für das erneute Dämonenritual verantwortlich ist, beschließt sie, zusammen mit dem Alchemisten Johannes, Gebel zu stoppen und zur Vernunft zu bringen. Dadurch muss sie natürlich in das verfluchte Schloss und ihn finden.
Vom Spielprinzip her ist Bloodstained: Ritual of the Night ein klassisches Metroidvania, das heißt ein 2D-Sidescroller mit relativ großer zusammenhängender Karte und vielen vertikalen Elementen. Das das Spielgefühl ähnlich zu älteren Castlevania Teilen ist, sollte dadurch nicht verwunderlich sein, dass der Projektleiter Koji Igarashi auch verantwortlich für eine Vielzahl von Castlevania Teilen ist oder zumindest daran beteiligt war.
Dem Spielgenre typisch schnetzelt man sich durch die mal schwächlichen mal eher ausdauernden Monsterhorden und sammelt dabei Erfahrung und Materialien. Erfahrung benötigen wir zum Aufsteigen von Leveln, was uns außer einer längeren Lebens- beziehungsweise Magieleiste erst mal keine Vorteile bringt. Die eigentlich begehrenswerten Dinge sind Materialien. Mit diesen ist es uns nämlich möglich, neue Gegenstände herzustellen. So können wir uns nützliche Items wie Heiltränke oder gelegentlich auch neue Waffen herstellen.
Eine Besonderheit in diesem Titel sind sogenannte Scherben. Fast jedes Monster kann ein Teil seiner Seelenkraft hinterlassen, die wir dann nutzen können. Scherben lassen sich wie neue Zauber verstehen. Hierbei werden diese in verschiedene Kategorien unterteilt, es gibt zielgerichtete Zauber, Flächenzauber, passive Boni und magische Begleiter. Aus jeder dieser Gruppen lässt sich zeitgleich immer nur eine Scherbe anlegen. Die meisten Monster geben einem die Fähigkeit, ebenjenes zu beschwören, um eine ihm typische Aktion auszuführen. Es gibt aber auch die universelleren Scherben, die das Spielgeschehen verändern. Zum Beispiel einen Doppelsprung oder eine Schnellzugriffsleiste. Solche mächtigen Fähigkeiten gehören auch keiner der Scherben-Kategorien an und deswegen können davon mehrere parallel aktiv sein. An sich ist es möglich jede Scherbe mehrmals zu bekommen, manche werden dadurch sogar stärker. Die Spezialscherben hingegen kann man nur einmalig erlangen, da diese meist von Boss-Gegnern stammen, die eben nur einmalig vorkommen.
Vom Leveldesign her erinnert Bloodstained ebenfalls sehr stark an Castlevania. Es gibt eine sehr große Map, die von Anfang an komplett begehbar ist. Die einzige Barriere bilden meist Abgründe oder unerreichbare Plattformen, bei denen zum Beispiel erst der Doppelsprung zum Weiterkommen erforderlich ist. Der Spieler ist dadurch immer wieder gezwungen umzukehren und einen anderen Weg zu suchen. Gleichzeitig muss man sich aber auch selbst notieren, an welchen Stellen solche bislang unpassierbaren Passagen sind, damit man diese nach dem erlangen einer neuen Fähigkeit erneut probieren kann. Um den Spieler auf der großen Karte Hilfestellung zu leisten, gibt es einige Speicher- und Teleportationsräume. Erstere sind die einzige Möglichkeit den Spielstand zu speichern. Zudem regenerieren sie beim Aktivieren noch alle Treffer- und Magiepunkte. Zweitere ermöglichen es dem Spieler zu jedem anderen Teleporter auf der Karte zu reisen und dadurch von einem Punkt der Karte schnell und unkompliziert zu einem anderen zu kommen, um zum Beispiel einen Shop aufzusuchen.
Die Grafik von Bloodstained: Ritual of the Night ist in einem comichaft angehauchten 2.5-D Cel Shading Stil gehalten. An sich ist das Spiel zwar nur ein Sidescroller, verfügt aber trotzdem über 3D Figurenmodelle. Zusätzlich wird den Szenen durch Parallaxe eine Tiefe gegeben. Dabei gibt es auch innovative Parallaxeffekte, die zum Beispiel einen runden Turm animieren. Der Titel verwendet an vielen Stellen sehr ähnliche Modelle wie die Teile der Castlevania-Reihe. Zwar sind die darübergelegten Texturen neu, aber die Inspirationen der grundlegenden Elemente und Animationen lassen sich leicht erkennen. So ist die Animation der Speicherräume zum Beispiel fast identisch. Die Geschichte wird an einigen Stellen durch animierte Zwischensequenzen dargestellt, diese sind sehr detailreich und flüssig animiert. Es wird auch in jeder Szene das aktuelle Erscheinungsbild des Hauptcharakters berücksichtigt. Ansonsten wird die Story durch Dialoge vorangetrieben, die allerdings komplett vertont und zumindest grundlegend animiert sind.
Fazit
Der Titel wurde maßgeblich von Koji Igarashi geprägt und das merkt man an vielen Stellen. Die ganzen Anlehnungen und die ähnliche Atmosphäre sind quasi kaum zu übersehen, wenn man vorher schon einmal einen Castlevania-Teil gespielt hat. Aber Bloodstained: Ritual of the Night nimmt den nächsten Entwicklungsschritt sehr gut und überrascht mit angenehmen neuen Grafikeffekten und Texturen, neuen Gameplay-Elementen und guten Dialogen. Die schön dargestellten Zwischensequenzen und die gute Vertonung der Dialoge sind eine gute Verbesserung, während die Grundmechaniken erhalten bleiben. Auch ist die Länge des Titels sehr gut gewählt. Weder ist das Abenteuer zu schnell vorbei, noch zieht sich die Story unangenehm in die Länge. Mir persönlich hat das Spiel sehr viel Spaß gemacht und bei mir auch einige Nostalgiegefühle geweckt.
Positiv
- Gute Vertonung der Dialoge
- Nostalgie erweckend
- Items und Crafting halten das Spiel jederzeit interessant
Negativ
- Restliches Sounddesign etwas flach
- Steuerung wirkt teilweise etwas starr
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