• ' . get_the_title() . ' Logo

11-11 Memories Retold – eine emotionale Reise zur Zeit des Ersten Weltkriegs

Von Daniel Walter am 9. Dezember 2018 in Review

11-11 Memories Retold schildert die Geschehnisse zur Zeit des Ersten Weltkriegs auf ganz besondere Art und Weise. Ob uns das Adventure mit seiner emotionalen Erzählweise und der außergewöhnlichen Grafik überzeugen konnte, zeigen wir euch im Test.

Der Krieg aus zwei Perspektiven 

Wir steigen im November des Jahres 1916, also zwei Jahre vor dem Ende des Ersten Weltkriegs, in die Geschichte ein. Diese beginnt in Toronto in Kanada, wo wir direkt die Hauptfigur Harry kennenlernen, der die Story aus seiner Sicht schildert. Harry schwärmt uns von einem Mädchen namens Julia vor, die er schon seit seiner Kindheit kennt und für die er offenbar mehr empfindet als nur freundschaftliche Verbundenheit. Wir treffen Julia an ihrem Arbeitsplatz, einem Fotostudio in Toronto, wo wir direkt ein paar Fotos von ihr schießen können. Der Fotomodus kann übrigens zu jeder Zeit genutzt werden, sodass wir die schönsten Momente und Szenen des Spiels nach Belieben festhalten können. Allerdings stehen uns lediglich 16 Fotos pro Tag zur Verfügung, sodass wir gut selektieren sollten. Bei sogenannten Zielbildern, also Fotos, die für die Geschichte wichtig sind, hat die Wahl des Motivs interessanterweise einen Einfluss auf Harrys Entwicklung. Nach Abschluss der Fotosession mit Julia muss sich Harry gleich nützlich machen und für den Besitzer des Studios sowie dessen Kunden, einen Major des Militärs, eine Flasche Wein besorgen. Der Major, der auf der Suche nach einem geeigneten Fotografen für den Krieg ist, wird dabei auf die von Harry geschossenen Bilder aufmerksam und hat offenbar Interesse.

Bevor wir mehr über Harry erfahren, wechselt die Perspektive und wir finden uns zur selben Zeit in einer Zeppelinfabrik in Deutschland wieder, in der wir den zweiten Hauptcharakter Kurt kennenlernen. Er verfolgt an einem Funkgerät, das wir übrigens selbst auf die richtige Frequenz einstellen müssen, die neusten Meldungen von der Front und erfährt, dass eine ihm bekannte Einheit vermisst wird. Da sich darin sowohl sein Sohn Max als auch der seines Kollegen Falk befinden, will Kurt so schnell wie möglich mehr herausfinden. Für erste Hinweise sehen wir uns in der Zeppelinfabrik um und sprechen mit verschiedenen Leuten. Da Kurt nicht einfach auf Neuigkeiten warten möchte, so wie es die anderen Mitarbeiter der Fabrik tun wollen, fasst er kurz darauf den Entschluss, selbst an die Front zu gehen. Zurück bei Harry in Kanada steht auch er letztlich vor derselben Entscheidung, auch wenn seine Beweggründe, sich dem Militär anzuschließen, andere sind, als die des Deutschen. Im weiteren Verlauf schildert das Adventure die Erlebnisse der beiden Hauptfiguren und ihre Gefühle, die die Schrecken des Krieges in ihnen auslösen. Wir lernen die Sichtweise von zwei Lagern kennen, die an der Front auf unterschiedlichen Seiten stehen, und können uns dadurch sehr tiefgehend mit dem Krieg beschäftigen.

Ein lebendiges Erinnerungsfoto

Die Präsentation von 11-11 Memories Retold ist sehr außergewöhnlich. So wurde eine Grafik gewählt, bei der die Texturen verwaschen und unscharf sind. Doch was man bei anderen Spielen als No-Go abtun würde, hat bei Memories Retold einen ganz bestimmten Zweck. Zwar ist die Grafik wirklich gewöhnungsbedürftig und für die Augen oftmals etwas anstrengend, dennoch vermittelt sie uns beim Spielen das Gefühl, auf ein lebendiges Erinnerungsfoto zu blicken, das zur Zeit des Ersten Weltkriegs entstanden ist. Dadurch fühlt sich das Spiel intensiver an und – ironischerweise gerade aufgrund des Verzichts auf eine realistische Darstellung – auch echter. Ebenfalls hervorragend gelungen ist die tragende Hintergrundmusik, die von Beginn an eine gewisse Melancholie kreiert, aber dennoch einen Funken Hoffnung versprüht. Sie fängt daher das Gefühl, das Menschen während eines Krieges empfunden haben müssen, ziemlich treffend ein. Auch die überwiegend englische Vertonung, die mit deutschen Untertiteln unterlegt ist, wurde sehr überzeugend umgesetzt. Beide Charaktere erzählen dabei ihre eigene Geschichte, indem sie ihre Briefe an die Familie beziehungsweise ihre verfassten Tagebucheinträge laut vorlesen.

Wir erkunden die Umgebung aus der Third-Person-Ansicht heraus, ab und an gibt es aber auch Abschnitte, in denen wir von der Seite auf das Geschehen blicken. Die Kamera lässt sich leider nicht immer frei drehen, sodass die Steuerung hier und da etwas frickelig ausgefallen ist. In manchen Situationen fühlten wir uns sogar an die ersten Resident-Evil-Teile erinnert, in denen das Lenken der Figur auch gerne mal eine Herausforderung war. Die Interaktion mit Objekten innerhalb der verschiedenen Areale ist nur sehr begrenzt möglich, hin und wieder können aber Schalter betätigt, Kisten geschoben oder Dinge aufgehoben werden.

Weitestgehend stehen aber die Dialoge mit den anwesenden Personen oder auch der Briefkontakt mit der Heimat im Vordergrund, bei dem wir im Übrigen selbst die passenden Worte wählen können. Darüber hinaus warten kleinere Herausforderungen wie zum Beispiel Schiebeaufgaben mit Kisten oder auch Lenkmanöver mit einem Schiff auf uns, bei dem wir unbeschadet ein Minenfeld durchfahren müssen. Die Aufgaben sind zwar nicht wirklich fordernd, sorgen aber für etwas Auflockerung bei der recht schweren Thematik. Außerdem gibt es immer wieder Sammelobjekte zu entdecken, die wir uns anschließend im Menü genau anschauen können. Finden wir alle, lassen sich damit in jedem Kapitel Bonusvideos freischalten.

Fazit:

11-11 Memories Retold war wirklich eine ganz besondere Erfahrung. Die Art und Weise, wie das Spiel das Thema Krieg aufgreift und uns die Gefühle von Vertretern feindlicher Lager näher bringt, ist außergewöhnlich, intensiv und sehr rührend. Die beiden Charaktere sind authentisch und sympathisch gezeichnet und teilen uns ihre Gefühle auf glaubhafte Weise mit, entweder im Selbstgespräch oder beim Schreiben eines Briefs. Die verschiedenen kleinen Aufgaben, vom Fotografieren, über das Wählen der passenden Worte in einem Brief an die Familie, bis hin zur Interaktion mit diversen Objekten und Personen sind zwar nicht übermäßig innovativ, sie gliedern sich aber sehr gut in das Spiel ein und lenken die Gedanken immer wieder ein wenig vom Kriegsthema ab. Sehr gelungen ist auch die grafische Präsentation, die das Spiel wie eine Art lebendig gewordenes Erinnerungsfoto wirken lässt, und auch die Hintergrundmusik fängt die Stimmung hervorragend ein. Der größte Wermutstropfen von 11-11 Memories Retold ist sicherlich die hakelige und teils wirklich schwierig zu meisternde Steuerung. Dennoch bleibt am Ende ein überwiegend positiver Gesamteindruck bestehen, sodass das Adventure für all diejenigen, die sich intensiv mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigen möchten, die ideale Wahl ist.

Positiv

  • Außergewöhnliche Grafik
  • Hervorragende Musik
  • Glaubhafte Charaktere
  • Bewegende Geschichte
  • Emotionale Auseinandersetzung mit dem Thema Erster Weltkrieg
  • Fotomodus

Negativ

  • Hakelige Steuerung
  • Wenig fordernde Aufgaben
  • Grafik ziemlich anstrengend für die Augen
79
Daniel Walter

Geschrieben von: Daniel Walter

Hat seit der ersten PlayStation keine Konsolengeneration ausgelassen und interessiert sich vor allem für Adventures, RPGs und Actiongames. Neben der Arkham- und Assassin's Creed Reihe liegen auch sämtliche Star-Wars-Titel stets hoch im Kurs.

11-11 Memories Retold

Release Datum:9. November 2018
Kurzbeschreibung:Ein Adventure zur Zeit des Ersten Weltkriegs

Verfügbar für

| |

Genre

USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

Es gibt noch keine Kommentare.


Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Top