Event[0] – Erkundungstrip in der verlassenen Raumstation

Unendliche Weiten

Der letzte Überlebende einer Katastrophe zu sein ist an sich schon keine schöne Vorstellung, unwesentlich furchteinflößender ist es aber wohl der letzte Überlebende einer Reise durch den Weltraum zu sein. Doch genau das ist das Ausgangsszenario für das Erkundungsspiel Event[0] des Entwicklerstudios Ocelot Society, dass im Jahr 2012 einer alternativen Zeitlinie angesiedelt ist, in der die Menschheit bereits in den 1980ern die interplanetare Raumfahrt auf den Weg gebracht hat.

Nach der Katastrophe treibt der Spieler in einer Rettungskapsel durchs All. Einige Wochen vergehen, bis er auf die Nautilus, ein Kreuzfahrtschiff aus den 80ern trifft. Beinahe ungläubig betritt der Protagonist das Schiff. Freundlich wird er von einer Computerstimme in Empfang genommen, die sich als Kaizen vorstellt, doch sonst ist keine Menschenseele zu sehen. Und ab hier beginnt die Suche nach der Wahrheit und einem möglichen Weg nach Hause.

Völlig ratlos fragt man verständlicherweise den einzigen nach Antworten der noch da ist: den Computer. Und dieser erzählt einem alles was man wissen muss, sofern man ihm sympathisch ist. Auch den Weg zurück zur Erde kennt er angeblich. Was allerdings mit der Besatzung geschehen ist, mit den Touristen und warum das Schiff alleine nach all den Jahren im Weltraum umhertreibt, will er nicht unbedingt preisgeben. Im Verlaufe der Geschichte nimmt dieses ungute, mulmige Gefühl, dass Kaizen nicht ganz ehrlich ist und etwas mit dem Verschwinden der Menschen zu tun hat, was stark an Stanley Kubrick´s 2001-Odyssee im Weltraum erinnert. Je nach Spielweise kann man aber doch ein anderes Ende als das des Filmklassikers erhalten. Alles in allem ist die Geschichte zwar kein Epos, aber dennoch hat man für die Spieldauer seinen Spaß und die Geschichte kann über fast die gesamte Zeit überzeugen.

Klickedicklick

Gespielt wird zwar mit Maus und Tastatur, doch dient die Maus nur dazu, sich umzusehen und die Richtung zu bestimmen, sämtliche Aktionen werden dank des Kniffes, den Event[0] einsetzt, mit der Tastatur ausgeführt.

Der erwähnte Kniff besteht darin, dass die Kommunikation mit Kaizen über die Tastatur an den über das ganze Schiff verteilten Terminals vollkommen frei ist. Na gut fast, denn der Computer versteht nur Englisch. Will man eine Tür oder Luftschleuse öffnen, muss man Kaizen darum bitten, dies zu tun.

Old but gold

Das Leveldesign lehnt sich sehr stark an die „echten“ 80er an. Röhrenbildschirme mit grüner Schrift, riesige Tasten, Retro-Bezüge auf den Möbeln und so weiter. Aber auch kleine Details wie herumliegendes Papier, ungemachte Betten oder ein blühender Garten sind bemerkenswert. Man erkennt deutlich wieviel Arbeit in das Design der Umgebung gesteckt wurde.

Unendlich still

Im Weltall hört dich niemand schreien. Ist physikalisch nämlich nicht möglich, aber auch innerhalb des Raumschiffes erleben wir einen sehr stillen Helden. Die einzige Stimme, die wir vernehmen, ist die doch ziemlich blechern klingende Stimme von Kaizen. Und je nachdem, welches Ende man erspielt, eine weitere.

Was positiv auffällt und das Spiel sehr sympathisch macht, ist das Klicken der Tasten der Terminals bei der Eingabe, das simultan zu den eigenen Tastenanschlägen ertönt. In einigen Zimmern darf man auch sanfter Musik lauschen, während im Hintergrund der Saugroboter seiner Arbeit nachgeht und die Mikrowelle das Essen aufwärmt. Hier spürt man deutlich, wie detailverliebt man bei Ocelot Society ist.

Fazit

Event[0] ist ein sehr kurzweiliges Erkundungsspiel, das zwar wenig Aufregung versprüht, aber dennoch mit seiner Atmosphäre und recht ungewöhnlichen Spielmethode zu fesseln weiß. Ich hatte über die gesamte Spielzeit viel Spaß und Freude daran herauszufinden, was wohl auf dem Schiff passiert sein mag. Von meiner Seite aus eine klare Empfehlung für dieses nette Kleinod.