Für Horror-Fans ist der PS4-Exklusivtitel „Until Dawn“ ein äußerst interessanter Genrevertreter. Neben einer packenden Story, die durch zahlreiche Entscheidungen verändert und gelenkt werden kann, überzeugen auch die Grafik sowie die ständig präsenten Erschreck-Momente auf ganzer Linie.
Zu Beginn des Spiels wird uns die Vergangenheit als spielbare Szene dargestellt, sodass wird das Schicksal der zehn Jugendlichen in der Berghütte aus erster Hand miterleben können. Diese haben sich zu einem winterlichen Kurzurlaub auf einer eingeschneiten Hütte in den Bergen eingefunden, um dort zusammen zu feiern. Nach kurzer Zeit entscheiden sich einige der Freunde dazu, der schüchternen Hannah, die zusammen mit ihrer Schwester Beth angereist ist, einen Streich zu spielen. Als Hannah erfährt, dass auch ihr Schwarm Mike an dem Vorhaben, sie vor der versammelten Gruppe bloßzustellen, beteiligt war, rennt sie enttäuscht nach draußen in den umliegenden Wald. Da sich ihre Schwester Sorgen macht, folgt sie ihr kurz darauf in die dicht bewachsene und wahrlich angsteinflößende Umgebung rund um die Hütte. Es dauert nicht lange, bis Beth die verloren gegangene Hannah weinend auf einer Lichtung findet. Ihr Versuch, sie zu beruhigen, wird allerdings von einem unheimlichen Geräusch unterbrochen. Da sich die beiden Mädchen wenig später einem mit einem Messer bewaffneten Verfolger gegenüber sehen, rennen sie quer durch den Wald, bis ihre Flucht an einer unüberwindbaren, steilen Klippe endet. Als Hannah daraufhin ausrutscht und sich mit einer Hand an Beth festhält, werden wir vor die Wahl gestellt, ob wir mit ihr zusammen den Sprung ins Ungewisse riskieren oder ob wir uns oben auf der Klippe unserem Verfolger stellen und Hannah ihrem Schicksal überlassen. Doch egal, wie wir uns entscheiden, keines der beiden Mädchen wird jemals wieder gesehen werden.
Nach einem Zeitsprung von einem Jahr finden wir uns erneut auf dem Weg zu der Berghütte wieder. Josh, der Bruder von Beth und Hannah, der auch beim Verschwinden der beiden vor einem Jahr auf der Hütte war, hat alle anderen der zehn Freunde ein weiteres Mal an den Ort eingeladen, an dem die schrecklichen Dinge passiert sind. Während unseres zweiten Aufenthalts in den Bergen schlüpfen wir in die Rolle jedes einzelnen anwesenden Jugendlichen. Jede unserer Entscheidungen, egal wie unscheinbar und klein sie uns auch erscheint, hat dabei Einfluss auf den Ausgang der Geschichte und entscheidet darüber, ob ein Charakter am Ende überlebt oder nicht.
Wir erkunden aber nicht nur die Hütte, in der natürlich – wie sollte es in einem Horror-Spiel auch anders sein – der Strom nicht funktioniert. Auch das dazugehörige kleinere Gästehaus in einiger Entfernung, die gruselige Waldlandschaft oder das verlassene Sanatorium auf dem Berggipfel können wir uns bis ins kleinste Detail anschauen. Zartbesaitete sollte dabei jederzeit damit rechnen, dass sie von einem Tier, einem Begleiter oder auch einem wirklich gefährlichen Psychopathen erschreckt oder angefallen werden. Jeder Raum, den wir betreten, kann aufgrund der gewählten Kameraperspektive nur nach und nach erkundet werden. Durch die fehlende Rundumsicht haben wir es auch überhaupt nicht in der Hand, uns die dunklen Ecken nach Belieben anzusehen, sondern wir müssen uns zu ihnen vorarbeiten. Das steigert die Spannung oftmals wirklich bis ins Unermessliche und macht den Titel zur wahren Nervenprobe.
Ergänzend zum Erkunden der Umgebung bietet uns das Spiel eine Vielzahl an Entscheidungsmöglichkeiten, die verheerende Auswirkungen haben können. Diese reichen von einer Antwort im Dialog, über die Wahl eines Weges bis hin zum Betrachten oder Ignorieren eines Hinweises. Es ist im Spielverlauf oftmals nicht abzusehen, welche Entscheidung welche Konsequenzen hat, daher sollte man einfach auf seinen Bauch hören und hoffen, dass man nicht gleich das Blut eines der Jugendlichen an den Händen hat. Da das Spiel nach jeder Wahl, die wir getroffen haben, automatisch speichert, gibt es keine Möglichkeit, eine Entscheidung rückgängig zu machen, auch wenn diese den Tod einer Figur zur Folge hatte.
Um den Nervenkitzel noch weiter in die Höhe zu treiben, müssen wir an zahlreichen Stellen verschiedene Quicktime-Events bestehen. Auch hier kann ein einziger Fehler den Tod eines Charakters bedeuten. Daher wird in diesen Spielmomenten immer unsere volle Konzentration gefordert. Da die Zeit, die uns zum Drücken der richtigen Controllertaste bleibt, mit jedem Symbol, das wir richtig ausgewählt haben, immer kürzer wird, werden die Events auch immer schwieriger, je länger sie andauern.
Eine weitere interessante Controller-Steuerung, die immer wieder zum Einsatz kommt, ist das Stillhalten. In diesen Momenten müssen wir den PS4-Controller in einer vorgegebenen Ausrichtung so still wie möglich halten, um diese Passage zu meistern. Da der Spielraum für Bewegung mehr als gering ist, sind diese Aufgaben weitaus anspruchsvoller als man im ersten Moment denkt.
Die grafische Präsentation des Titels ist atemberaubend und auch die Atmosphäre, die der eines klassischen Teenie-Horror-Streifens à la „Scream“ entspricht, ist mehr als gelungen. Von der ersten Sekunde an steigt der Adrenalinspiegel merklich an und man wartet nur darauf, dass man wieder von etwas Gruseligem aus der Dunkelheit angegriffen wird. Horror-Fans kommen bei „Until Dawn“ voll auf ihre Kosten und bekommen eine packende Story geboten, bei der es an uns liegt, ob alle Jugendlichen oder gar keiner den Ausflug auf die Berghütte überleben. (Daniel Walter)
Positiv
- Detaillierte, grafische Präsentation
- Gruselige Atmosphäre mit zahlreichen Erschreck-Momenten
- Spannende Story, die sich mit jeder Entscheidung ändern kann
- Gelungene Charaktere, mit denen man von Beginn an mitfiebert
Negativ
- Wenn man sehr zart besaitet ist, sollte man darüber nachdenken, ob man das Spiel wirklich spielen möchte
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