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Shadow of the Tomb Raider – Lara Croft, Trinity und das Ende der Welt

Von Simone Jung am 31. Oktober 2018 in Review

2013 fand das erste Spiel des geplanten Neustarts der legendären Tomb Raider-Reihe seinen Weg in die Laufwerke diverser Konsolen und PCs. Mit Shadow of the Tomb Raider liegt nun inzwischen der dritte Teil eben dieses Reboots vor. Ob der letzte Teil die Trilogie auch zu einem krönenden Abschluss bringt, zeigt euch unser Test.

Nachdem sich Laras Wege bereits mit denen der Organisation Trinity gekreuzt hatte und sie zudem auch noch erfahren musste, dass diese ihren Vater auf dem Gewissen hat, hat Miss Croft sich in Shadow of the Tomb Raider vollkommen dem Vorhaben verschrieben, Trinity aufzuhalten. Gemeinsam mit Jonah, den man bereits seit dem ersten Teil der neuen Trilogie kennt, funkt sie Trinity dazwischen, wo sie nur kann. Dass dies mitunter ein nicht gerade einfaches Unterfangen ist, zeigt sich schon in den allerersten Spielminuten, die Lara und Jonah vollkommen im Stil eines Nathan Drakes aus Uncharted in einer äußerst brenzligen und aussichtslosen Situation zeigen. Doch ehe man Gewissheit über das vermeintlich besiegelte Schicksal der beiden erhält, blendet die Szene aus und man erfährt in einem Flashback, wie es überhaupt dazu gekommen ist.

Versteckt hinter einer Totenmaske – einer guten Tarnung, die bereits schon James Bond für sich zu schätzen wusste – mischen sich Lara und Jonah unter die Teilnehmer des Festes Día de Muertos (Tag der Toten) in Mexiko. Sie verfolgen nämlich ein hohes Tier von Trinity, um herauszufinden, was die Organisation hier vorhat. Da Trinity bekanntermaßen auf der Jagd nach alten, mächtigen Artefakten ist, um die verborgenen Kräften eben dieser für ihre fraglichen Zwecke zu nutzen, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Organisation auch in Mexiko dieses Ziel verfolgt. In ihrem eifrigen Bestreben, Trinity um jeden Preis wieder zuvor zukommen, begeht Lara dann aber einen fatalen Fehler: Als sie das Artefakt an sich nimmt, läutet sie selbst nämlich unbeabsichtigt das Ende der gesamten Welt ein. In einer gut inszenierten, hochdramatischen Szene erfährt sie die Kräfte des ersten Teils der sogenannten Säuberung am eigenen Leib und muss schließlich hilflos und voller Reue mit ansehen, welche Zerstörung sie in ihrem Eifer angerichtet hat. Doch Lara wäre schließlich nicht sie selbst, wenn sie einfach so aufgeben würde. Kaum dass die erste Katastrophe abgeebbt ist, macht sie sich auf den Weg, um noch zu retten was zu retten ist – was uns wieder zurück zum Beginn des Spielsführt. Denn auf ihrer Reise nach Peru, wo sie gemäß einem Hinweis hofft, den totalen Weltuntergang noch stoppen zu können, schlittert sie sogleich in die nächste Katastrophe.

Durch diesen storytechnischen Kniff gelingt es Shadow of the Tomb Raider spielend, wieder das bewährte Craftingsystem einzusetzen, das man bereits aus den beiden Reboot-Vorgängern kennt. Da Lara durch das zweite Unglück den größten Teil ihrer Ausrüstung eingebüßt hat, bleibt ihr ja schließlich gar nichts anderes übrig als erneut Materialien zu sammeln, um damit ihre Ausrüstung und nun sogar auch ihre Kleidung an diversen Lagern aufzubessern. Im weiteren Verlauf der Geschichte ergeben sich hierzu aber auch noch zusätzliche Möglichkeiten. Nun voll und ganz rollenspieltypisch kann Lara nämlich bei diversen Händlern gesammelte Materialien verkaufen und im Gegenzug ihre Waffen, Ausrüstung oder Kleidung aufstocken.

Auch Lara selbst kann natürlich wieder ihre Fähigkeiten verbessern. Wie bereits in den Vorgängertiteln wird hierbei in drei Kategorien unterschieden: Sammler, Krieger und Sucher. In diesen Kategorien wiederum lassen sich sowohl aus den Vorgängern bekannte als auch einige neue Fähigkeiten finden. Durch Ergänzung eines weiteren typischen Rollenspielelements sind nun alle drei Kategorien, ähnlich wie bei Assassin’s Creed Origins, auf einem gemeinsamen, optisch ansprechenden Skilltree angeordnet. Auf diesem Board können Laras neu zu erwerbende Fähigkeiten schließlich mit Fähigkeitspunkten grundsätzlich frei aus einer der drei Kategorien ausgewählt werden. Eine bestimmte Fähigkeit kann allerdings nur dann tatsächlich aktiviert werden, wenn die daneben liegende zuvor bereits freigeschaltet wurde. Manche Fähigkeiten erlangt Lara aber auch nur durch den Fortschritt der Story oder durch das Bewältigen von versteckten Gräbern.

Die Fähigkeitspunkte, die für den Erwerb von Fähigkeiten benötigt werden, erhält Lara durch Erfahrung und Übung. Einen Großteil davon erwirbt sie bereits durch das Bewältigen der Anforderungen innerhalb der regulären Story. Aber auch abseits des Hauptweges ergeben sich durchaus einige Möglichkeiten, um sich noch schneller weiterzuentwickeln. So kann Lara wie in den Vorgängern wieder auf die Jagd gehen, Nebenmissionen bewältigen, Herausforderungen annehmen oder auch die Augen nach diversen Sammelobjekten aufhalten. Ebenfalls sind die für die Reboot-Trilogie typischen Gräber durchaus einen Besuch wert, da sich durch das Meistern der dortigen Rätsel zum einen munter Fähigkeitspunkte ergeben und sie wie bereits erwähnt zum anderen auch mit komplett neuen Fähigkeiten winken, die man sonst nicht erwerben kann. Grundsätzlich empfiehlt es sich daher, die eine oder andere Option neben der Story anzugehen, ein Zwang besteht hierbei aber nicht. Man kann sie natürlich auch ganz auslassen oder zumindest auf einem späteren Zeitpunkt vertagen. Meistens ist nämlich per Schnellreisesystem an den Lagern die Rückkehr an bereits besuchte Orte möglich. Das Backtracking bietet sich wie bei den beiden Vorgängertiteln mit fortlaufendem Entwicklungsfortschritt von Laras Fähigkeiten und ausgebauter Ausrüstung sowieso an, um zunächst unzugänglichen Passagen doch noch einen Besuch abstatten zu können.

Auf ihrer Reise lässt Lara sowieso so gut wie keine Ecke ihrer Umgebung aus, denn sie ist nun verstärkt auch im Wasser unterwegs. Waren Unterwasserpassagen in den beiden Vorgängern quasi gar nicht vorhanden, so setzt Shadow of the Tomb Raider in Anlehnung an die älteren Tomb Raider-Titel nun wieder darauf, was mit Sicherheit den einen oder anderen Fan der ersten Stunde freuen dürfte. Natürlich lässt sich unter Wasser dann auch das eine oder andere finden und Gegner dürfen in diesen Abschnitten ebenfalls nicht fehlen.

Doch auch an Land wird Lara wieder in Gefechte verwickelt. Die Kämpfe folgen dabei dem bereits bekannten Grundschema der Reboot-Reihe. Allerdings ist Lara gegenüber Tomb Raider aus 2013 in ihrer Handlungsweise und ihrem Auftreten schon deutlich gereifter und rabiater geworden. In den meisten Situationen kann sie sich wahlweise mit Hilfe ihrer Waffen Rambo-mäßig ihren Weg durch die Gegner bahnen, alternativ kann sie dies aber auch heimlich und aus dem Verborgenen heraus tun. Letzteres bietet sich in sofern an, als dass ihre Stealth-Möglichkeiten erweitert wurden. Denn Lara nutzt nun verstärkt die Besonderheiten des umliegenden Geländes, um sich zu tarnen und regelrecht mit ihrer Umgebung zu verschmelzen.

Wem die Kämpfe zu schwer oder zu leicht sind, dem hilft ein kurzer Abstecher in die Spiel-Optionen, denn man kann den Schwierigkeitsgrad auch im aktuellen Spielverlauf jederzeit an seine Bedürfnisse anpassen. Dies gilt zudem auch für die Rätsel- und Umgebungsschwierigkeit. Je leichter man den Schwierigkeitsgrad hierfür stellt, desto mehr Hinweise für das weitere Vorankommen werden dem Spieler durch Markierungen im Gelände oder Laras Gedanken in der Überlebensansicht gegeben. Schön hierbei ist, dass man die drei Optionen unabhängig voneinander einstellen kann. So kann man, wenn man das möchte, beispielweise seinen Schwerpunkt mehr auf knackige Rätsel statt auf ausschweifende Feuergefechte legen und umgekehrt.

Im Vergleich zu den beiden letzten Vorgängertiteln gerät man allerdings in etwas weniger Kämpfe hinein, denn der Schwerpunkt von Shadow of the Tomb Raider liegt eindeutig mehr im Lösen der Rätsel und in der Erkundung der Umgebung. Obwohl es auf Laras Reise immer noch mehr als genug Widersacher gibt, die ihr definitiv nichts Gutes wollen, lassen sich ebenfalls zahlreiche entschleunigte Abschnitte finden. Ein Beispiel ist das traditionelle Croft Manor, dem man dieses Mal allerdings einen eher etwas untypischen Besuch abstatten darf, oder gleich zu Beginn des Spiels der Tag der Toten. Da Lara dort storyseitig Trinity beschattet, kann sie schließlich nicht einfach durch das Fest fegen wie eine Wilde, sondern muss sich unauffällig und vor allem langsam fortbewegen – und dadurch bleibt ganz nebenbei auch genug Zeit, um die schön gestalteten Details, Farben und Musik der Umgebung sowie die Gestik der anderen Personen auf sich wirken zu lassen und zu bestaunen.

Zur schön gestalteten und lebendigen Atmosphäre tragen außerdem zahlreiche, gut vertonte Gespräche bei. Zum einen schnappt Lara im Vorbeigehen zwangsläufig Gespräche auf, die, sofern diese nicht in der eingestellten Sprachausgabe des Spiels erfolgen, zusätzlich auch als Untertitel eingeblendet werden. Zum anderen kann Lara auch selbst bei manchen Personen ein Gespräch anfangen. Und natürlich leistet auch Jonah, ganz dem Begleiter-Trend folgend wie man es sowohl aus anderen Spielen wie zum Beispiel Uncharted, The Last of us oder God of War aber auch aus den beiden direkten Tomb Raider-Vorgängern kennt, seinen Beitrag dazu. Es gibt nämlich Passagen, in denen man den Weg zwar weitergeht, aber hauptsächlich dem Gespräch zwischen Lara und Jonah folgt, was automatisch das Spiel lebendiger und ruhiger wirken lässt.

Auch der grafisch sehr schön dargestellte Dschungel, in dem Lara hauptsächlich unterwegs ist, wirkt zwangsläufig lebendiger als die hauptsächlich kargen und verschneiten Gegenden aus Rise of the Tomb Raider. Doch so freundlich und lebhaft viele Bereiche auch wirken, so gibt es ebenfalls genug Ecken, die eine genau gegenteilige Atmosphäre bezwecken. Passend zu der eher düsteren Grundstimmung des Spiels, denn schließlich droht ja gerade der Weltuntergang, strahlt manches Grab oder mancher Abschnitt eine schon recht beklemmende Atmosphäre aus. Insbesondere wenn der Strahl von Laras automatischer Taschenlampe es nicht mehr schafft, den Bereich richtig auszuleuchten und man dann auch noch vielleicht ein komisches Geräusch aufschnappt… Aber auch sehr schmale Durchgänge, gerne unter Wasser, wirken durchaus beengend, wenn man sieht wie Lara sich erst angestrengt hinein zwängt und es dann aber nur äußerst mühevoll auch tatsächlich hindurch schafft.

Leider tun vereinzelte Bugs der Atmosphäre und dem Spielgefühl einen kleinen Abbruch. Sind manche Clipping-Fehler irgendwo noch lustig, wenn zum Beispiel Personen ein Gespräch an einem Tisch führen, aber dummerweise dabei sowohl der Tisch als auch die Stühle fehlen, so sind Fehler in der sonst griffigen Steuerung, beispielsweise wenn die Kamerasteuerung mitten in einem Kampf aussetzt, weiteraus nerviger. Auch etwas schade sind hin und wieder Tonaussetzer in den Zwischensequenzen, die es leider etwas schwierig machen, das Gespräch ohne Untertitel vollständig weiterzuverfolgen.

Mit Hilfe des ersten Updates erhält man schließlich noch zusätzliche Spielinhalte. So kann man die bereits bewältigten Gräber nochmals unter anderen Schwierigkeitsanforderungen angehen oder sich noch weitere Gräber hinzukaufen, wenn man nicht schon die erweiterte Version des Grundspiels besitzt. Weiterhin wird in erneut starker Anlehnung an die Uncharted-Reihe ein Fotomodus installiert, mit dem das Spiel pausiert und man unter Verwendung diverser zusätzlicher Foto-Funktionen und –Filter noch bessere und spektakulärere Bilder von Shadow of the Tomb Raider machen kann, als nur einen simplen Screenshot mit unter Umständen diversen HUD-Einblendungen des Spiels. Auch besteht die Möglichkeit mit diesen geschossenen Fotos an einem Online-Fotowettbewerb teilzunehmen.

Fazit:

Laras neustes Abenteuer greift die positiven Aspekte der beiden Reboot-Vorgänger auf und ergänzt sie lässig um einige typische Aspekte aus den älteren Teilen, die zuvor nicht ganz so sehr im Fokus standen. Zwar sind Einflüsse aus anderen Konkurrenztiteln wie Uncharted deutlich erkennbar, doch Alles in Allem fügen sich Story, Figuren, Atmosphäre, Grafik und Handling in ein schönes und eigenständiges Gesamtbild ein. Shadow of the Tomb Raider tritt somit in die großartigen Fußstapfen seiner beiden Vorgänger und bringt die Trilogie als bester dieser drei Titel zu einem spannenden und würdigen Abschluss.

Positiv

  • Spannende Story
  • Lebendige Personen und Umgebung
  • Vorliegen von Unterwasserpassagen
  • Integration und Ausbau des bewährten Craftingsystems
  • Griffige, bereits aus den Vorgängern bekannte Steuerung
  • Größerer Fokus auf Rätsel und Erkundung der Umgebung
  • Schöne Grafik
  • Unterteilbarer Schwierigkeitsgrad
  • Fotomodus

Negativ

  • Nicht frei verwendbare Taschenlampe
  • Deutlich erkennbare Einflüsse aus Konkurrenztiteln
  • Vereinzelte Bugs
91
Simone Jung

Geschrieben von: Simone Jung

Shadow of the Tomb Raider

Publisher:Square Enix
Release Datum:14. September 2018
Kurzbeschreibung:Die aktuelle Tomb-Raider-Trilogie findet mit Shadow of the Tomb Raider ihren Abschluss

Verfügbar für

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Genre

USK Alterseinstufung

Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.

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